Julia Saison Band 01
anrief. Gespielt fröhlich antwortete sie: „Super, ich bin dir sehr dankbar.“
„Kein Problem, dann bis später.“ Damit legte er auf.
Verwirrt starrte sie auf ihr Telefon.
Es war doch seine Idee gewesen, dass sie sich wieder besser kennenlernen sollten. Warum machte es ihm dann nichts aus, dass sie nicht angerufen hatte?
Kopfschüttelnd stellte sie ihr schnurloses Telefon wieder auf die Ladestation und zerknüllte seine Visitenkarte. Offensichtlich hatte er verstanden, dass sie nicht daran interessiert war, die Vergangenheit wieder aufzuwärmen.
Toll.
Oder doch nicht?
Blane schob sein Handy zurück in seine Hemdtasche, rieb die Hände an den Jeans ab und setzte sich auf die Heckklappe seines Lieferwagens.
„Na, so was“, murmelte er, aber seine Worte wurden von einer stürmischen Meeresbrise fortgeweht.
Sie hatte angerufen.
Nach sechs Tagen, in denen er sich in Gedanken geohrfeigt hatte, weil er so ein Trottel gewesen war, ihr die Initiative zu überlassen, hatte sie endlich angerufen.
Okay, es war vielleicht nicht der Anruf, den er erwartet hatte, aber immerhin hatte sie angerufen.
Ein kaputtes Kühlschrankscharnier könnte jeder reparieren, aber sie hatte ihn angerufen. Das konnte nur bedeuten, dass sie ihn entweder wiedersehen wollte und das nur eine schwache Ausrede war, oder sie nutzte ihre gemeinsame Vergangenheit, um zu bekommen, was sie wollte: einen reparierten Kühlschrank.
Kopfschüttelnd holte er tief Luft und hoffte, dass ihm die Seeluft die Klarheit verschaffte, die er so dringend suchte, seit er Katie wiedergesehen hatte.
Aber die erfrischend salzige Seeluft half ihm kein bisschen, als ihn die Erinnerungen daran übermannten, wie Katie ausgesehen, geklungen und gelächelt hatte.
Erinnerungen an diese unglaublich engen schwarzen Jeans, die ihre Beine perfekt betonten, diese sexy kniehohen Stiefel, das lange, offene Haar, in der gleichen dunklen Farbe wie der Schokoladenbrunnen auf der Theke ihres Cafés.
Sie hatte sich sehr verändert. Das junge, schüchterne Mädchen war zu einer selbstbewussten, wunderschönen Frau gereift. Vor sechs Jahren hatte sie ihn gefangen genommen, aber das war nichts im Vergleich zu dem Verlangen, das jetzt durch seinen Körper pulsierte. Die Sehnsucht, seine Frau zurückzugewinnen.
Seine Frau … dieses Wort ging ihm nicht aus dem Kopf, so süß und verführerisch und so richtig, genau wie Katie.
All die Jahre war sie sein Antrieb gewesen. Weil er ihr mehr bieten wollte, wenn er zu ihr zurückkam, arbeitete er härter, länger und schneller als seine Konkurrenten.
Wieder mit der einzigen Frau auf der Welt für ihn zusammenzukommen, war eine starke Motivation, und jetzt … nun, jetzt würde er kein Nein akzeptieren.
Katie mochte so tun, als wäre sie gegen ihn immun, aber er wusste es besser.
Blane hatte das Funkeln in ihren Augen gesehen, den sanften Glanz, als sie sich unbewusst zu ihm lehnte, das aufflackernde Verlangen, als er sie berührte.
Er hatte nicht beschönigt, warum er gegangen war, und auch wenn sie es wahrscheinlich noch nicht akzeptiert hatte, sie würde es verstehen.
In der Zwischenzeit konnte er ihr zeigen, wie gut sie zusammenpassten. Wieder.
Und wenn sie einen konkreten Beweis brauchte … Mit einem Blick auf das Haus sprang er von seinem Lieferwagen, schnallte seinen Werkzeuggürtel um und machte sich wieder an die Arbeit. Dabei pfiff er lächelnd ihr Lied. „Fly me to the Moon“.
Nervös ging Katie vor ihrem Tresen auf und ab, ihre hohen Stiefelabsätze klapperten auf dem glänzenden Boden, und das Echo hallte in der Stille wider.
Sie hatte das Radio hektisch wieder ausgeschaltet, als ihr Lied gespielt wurde. Sonst dachte Blane womöglich noch, sie wollte eine gemütliche Atmosphäre schaffen, oder schlimmer, er könnte denken, dass sie ihre Meinung geändert hatte.
Sie hatte ihren Zopf neu geflochten, alle Teelichte gelöscht und die Neonlampe über der Theke angeschaltet, um das Café so ungemütlich wie möglich zu machen.
Er sollte keinesfalls einen falschen Eindruck bekommen. Das war das Letzte, was sie brauchte.
Sie konnte beinahe vor sich sehen, wie sie beide im gemütlichen Loungebereich im hinteren Teil des Cafés mit einem heißen Moccaccino oder vielleicht einem Glas Merlot auf einem der bequemen Sofas saßen.
Oh ja, diese Bilder waren viel zu deutlich.
Mit einem letzten kritischen Blick vergewisserte sie sich, dass sie jeden Hauch einer romantischen Atmosphäre eliminiert hatte, und beschäftigte sich
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