Julia Saison Band 01
falls du jemals in unsere Gegend kommst, schau einfach vorbei.“
„Das mache ich ganz bestimmt. Soll ich dir ein Taxi bestellen?“
„Nein, danke. Wir haben einen Kleinbus gemietet.“
„Ach, fast hätte ich es vergessen.“ Er griff in seine Jackentasche und brachte ein Kästchen zum Vorschein. „Danke für eine wunderschöne Woche.“
Sie runzelte die Stirn. „Carter, das ist nicht fair. Du sollst mir doch kein Geschenk machen.“
„Ich hätte gerne was selbst gebastelt, aber leider fehlt mir dazu das Talent. Du kannst es ruhig annehmen.“
„Danke. Hoffentlich war es nicht zu teuer.“
„Mach es doch einfach auf.“
Sie klappte das Kästchen auf und starrte mit offenem Mund hinein. „Aber … woher wusstest du …“ Es war ein kleiner Eisbär aus Kristall, den sie in Juneau so bewundert hatte.
Er zuckte die Achseln.
„Wie hast du das gemacht? Ich habe ja gar nichts mitbekommen.“
„Tja, das war gar nicht so einfach.“ Er lächelte.
„Das kann ich nicht annehmen, Carter.“
„Natürlich kannst du. Es ist ein Andenken an die Reise. Oder nimm es von mir aus als Geschenk zum Valentinstag.“
Sie musste lachen. „Aber der ist doch erst in fünf Monaten, du verrückter Kerl.“
„Ich liebe es, wenn du so mit mir redest.“
Ein Taxi hielt vor ihnen an, und Carter gab dem Fahrer ein Zeichen, das Gepäck einzuladen, dann hielt er die Tür für Lilian auf.
Lilian wandte sich an Molly. „Ich habe mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen.“ Sie drückte Molly kurz an sich. So schwer dürfte es doch gar nicht sein, dachte sie. Von den anderen Tracks hatte sie sich schon verabschiedet, und sie würde jetzt ins Taxi steigen und nach Hause fahren. Doch sie konnte nicht verhindern, dass ihr Blick immer wieder zu Christopher hinüberwanderte.
Er stand da und blickte in ihre Richtung, und als er sah, dass sie sich zu ihm umdrehte, winkte er kurz.
Es ist besser so, dachte Lilian und schluckte. Nicht auszudenken, wenn sie miteinander geschlafen hätten. Dann wäre der Abschied schrecklich gewesen. Sie hätten sich tränenreich verabschiedet, ihre Adressen ausgetauscht und sich versprochen, in Kontakt zu bleiben. Aber wozu wäre das gut gewesen? Christopher hatte recht, sie lebten in verschiedenen Welten.
Sie bestieg das Taxi. Früher oder später wäre die Erinnerung verblasst. Sie hätte irgendwann die Adresse weggeworfen, das Foto vielleicht noch eine Weile aufgehoben und es dann auch in Stücke gerissen.
Es klopfte an der Scheibe, und als sie aufblickte, sah sie Christopher neben dem Taxi stehen. Ihr Herz machte einen Sprung. Sie rollte die Scheibe herunter.
„Das hätte ich fast vergessen.“ Er reichte ihr das Ladegerät für ihren BlackBerry. „Guten Flug“, sagte er knapp, drehte sich um und ging weg.
„Zum Flughafen, bitte“, sagte Carter zum Taxifahrer.
6. KAPITEL
„Wenigstens hat er dir das Ladegerät zurückgegeben“, meinte Reyna. Sie stand vor dem Spiegel und hielt sich einen schwarzen Prada-Rock vor den Bauch.
Lilian sah ihre frühere Mitbewohnerin betrübt an. „Er hat es mir einfach gegeben und mir eine gute Reise gewünscht. Nichts weiter.“
„Was erwartest du denn von einer Reisebekanntschaft? Etwa die große Liebe?“
„Natürlich nicht.“ Lilian ging den Ständer mit den Jeans durch. Eine feste Beziehung war das Letzte, was sie wollte. Weder mit Christopher noch mit irgendjemand sonst. Es war nur … sie hatten sich so gut verstanden, und dann plötzlich war er total abweisend gewesen.
Gut, sie hätte nicht lachen sollen, aber es konnte doch mal vorkommen, dass es einfach aus einem herausplatzt. Deswegen hätte er ihr nicht gleich unter die Nase reiben müssen, dass sie ihr Geld nicht selbst zu verdienen brauchte.
Der Abend hatte so schön begonnen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten sie die ganze Nacht durchgemacht, vielleicht wären sie sogar im Bett gelandet …
Alles nur wegen eines blöden kleinen Streits. Aber wieso wunderte sie sich eigentlich? So lief es doch immer zwischen Männern und Frauen. Das hatte sie bei Carter zur Genüge mitbekommen. Zuerst kleine Streits, dann Schlammschlachten und schließlich das Ende.
Dummerweise fehlte ihr Christopher ganz schrecklich. Sie vermisste seine Nähe, seine Küsse, sein Lachen. Sie hatten so viel Spaß miteinander gehabt, und sie wollte nicht, dass es zu Ende war.
„Das macht genau achtunddreißig Dollar“, sagte Molly Trask zu der kräftigen Blondine vor dem Tresen.
Der Hofladen der Trask-Farm
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