Julia Saison Band 01
belogen hast.“
„Wie meinst du denn das?“
„Du hast mir erzählt, du würdest kein Geld von meinem Vater wollen.“
„Ich kann mich nicht erinnern, dass wir über Geld geredet hätten“, erwiderte er mit mokantem Lächeln.
„Klar haben wir das“, rief sie wütend. „Du hast mir dein Wort gegeben, dass …“
Sie bekam keine Gelegenheit, ihren Satz zu beenden, denn er streckte die Arme nach ihr aus und zog sie an sich. Sie roch frisch gemähtes Gras, eine würzige Seife und saubere Landluft. Zuerst stemmte sie die Fäuste gegen seine Brust, aber genauso gut hätte sie versuchen können, eine Wand wegzudrücken. Während er sie fest im Arm hielt, entspannten sich langsam ihre Muskeln.
„Was wir geredet haben, hatte nur mit uns beiden zu tun“, sagte er leise. „Und so ist es immer noch.“
Mit zitternden Lippen sah sie ihn an. Als er sie losließ und zu einem kleinen Stall hinüberging, stand sie einen Moment lang perplex da, ehe sie ihm hinterherlief. „Wo ist mein Vater?“
„In Manhattan, hat er das nicht gesagt? Er wollte ein paar Sachen regeln und in einer Woche oder so zurückkommen.“
„Um deine Schulden zu bezahlen.“
Sie sah, wie er ärgerlich die Stirn runzelte. „Glaub, was du willst. Jedenfalls war das Ganze nicht meine Idee.“
Sie schnaubte verächtlich, aber Christopher ignorierte sie und machte die Stalltür auf. In einem Pferch wuselten kleine rosa Schweine mit schwarzen Punkten herum. Sobald sie Christopher bemerkten, kamen sie alle zu dem großen Trog gelaufen und warteten auf ihr Futter. Christopher kippte einen undefinierbaren Brei in den Trog, während Lilian angewidert zusah.
„Du willst mir also weismachen, dass er einfach mir nichts dir nichts beschlossen hat, sein Leben hinzuschmeißen und Bauer zu werden?“
„Vielleicht denkt er an sein Alter. Allerdings ist er nicht der Meinung, dass er sein Leben hinschmeißt. Er will einfach zur Abwechslung mal mit seinen Händen arbeiten und aus diesem Finanzmoloch herauskommen. Wenn du diese Art von Arbeit machen müsstest, wüsstest du, wovon ich rede.“
„Du meinst, wenn ich überhaupt arbeiten würde. Vielleicht sollte ich es auch mal mit Stallausmisten probieren.“
„Dein Vater bleibt garantiert eine Weile dabei. Du würdest vermutlich schon nach einer Woche das Handtuch werfen.“
„Was willst du damit sagen?“
Er ließ sie stehen und trat hinaus auf die umzäunte Weide. Lilian lief ihm nach. „Ich rede mit dir …“, rief sie. Im selben Moment brach ihr Absatz ab, und sie wäre hingefallen, wenn Christopher sie nicht geistesgegenwärtig aufgefangen hätte.
Einen schwindelerregenden Moment lang berührten sich beinahe ihre Lippen, dann drehte Christopher den Kopf weg und ließ sie los. „Du bist nicht für schwere Arbeit geschaffen. Was du kannst, ist deine Kontoauszüge lesen, deinen BlackBerry bedienen und vor der Kamera posieren.“ Er musterte sie von oben bis unten. „Dein Dad erwartet noch etwas anderes vom Leben als Geld zu scheffeln. Was mich betrifft, ich gebe ihm Gelegenheit auszuprobieren, ob Farmarbeit tatsächlich das ist, was er will.“
„Aus reiner Gutmütigkeit.“
„Spielt das eine Rolle? Du regst dich fürchterlich auf, dabei weißt du genau, dass dein Vater nur das tut, was er will, und nur solange, bis ihm etwas Besseres einfällt. Ich fürchte, damit musst du dich abfinden.“
„Am besten fange ich gleich damit an.“ Sie machte ein paar unsichere Schritte, dann kickte sie ihre Schuhe kurzerhand weg.
„Und wie?“, fragte Christopher verblüfft.
„Ich bleibe hier, bis er zurückkommt.“
„Das ist kein Hotel. Ich kann hier keinen gebrauchen, der nicht arbeiten kann.“
Lilians Augen schossen Blitze. „Wer sagt, dass ich nicht arbeiten kann?“
„Vergiss es.“ Er ging an ihr vorbei zu dem Metallgatter, das zu der größeren Weide hinüberführte. Sie folgte ihm und griff aus Versehen an den Metallzaun.
Mit einem Aufschrei zog sie ihre Hand weg. „Da ist ja Strom drin!“
„Sicher. Du bist hier auf einer Farm. Die Zäune sind dafür da, dass die Tiere nicht weglaufen.“ Er warf ihr einen abfälligen Blick zu. „Und um Eindringlinge fernzuhalten.“
Auf einmal brach ihre ganze aufgestaute Wut aus ihr heraus. „Ich bin es leid, mir von jedem sagen zu lassen, was ich kann und was nicht!“, schrie sie. „Ich könnte es mit jedem aufnehmen, der hier auf der Farm arbeitet.“
Er lachte trocken. „Das würde ich gerne sehen.“
„Bitte.“ Sie stemmte die
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