Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Saison Band 01

Julia Saison Band 01

Titel: Julia Saison Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HOLLY JACOBS NICOLA MARSH KRISTIN HARDY
Vom Netzwerk:
Pünktlichkeit, sodass es morgens nicht mehr ganz so hektisch zuging.
    „Noch eine Minute!“, rief sie und prüfte, ob sie alles eingepackt hatte.
    Sie war zweiunddreißig und stand kurz vor der Abschlussprüfung zur Krankenschwester. So hatte sie sich ihren Werdegang eigentlich nicht vorgestellt. Zum Glück hatten ihre früher erworbenen Scheine die Gültigkeit behalten. Es galt nur noch, das letzte Semester und im Dezember das Examen zu schaffen. Dann konnte sie mit dem neuen Jahr ein neues Leben beginnen.
    Das Leben einer alleinerziehenden Mutter und Collegeabsolventin.
    Das Telefon klingelte.
    Sie blickte zur Uhr. Obwohl sie wusste, dass ein Anruf zu dieser frühen Morgenstunde nichts Gutes bedeutete und es vermutlich ein Fehler war, ihn anzunehmen, griff sie zum Hörer. Sie konnte ein klingendes Telefon ebenso wenig ignorieren, wie sie wegfahren und ihre Kinder zurücklassen konnte. „Hallo?“
    „Hi, Carly. Hier ist Heidi.“
    Den Anruf anzunehmen war nicht nur ein Fehler; sondern ein gewaltiger taktischer Irrtum, von dem sie sich vielleicht nie wieder erholte.
    Auch ohne nachzufragen, wusste sie, dass es sich um die Heidi handelte, die seit drei Jahren den Vorsitz des Elternrates ausübte. Die optimistische sonnige Naturgewalt, die praktisch die Grundschule leitete.
    Carlys böse Vorahnung verstärkte sich, sobald ihr bewusst wurde, dass sie am vergangenen Abend die erste Elternratsversammlung dieses Schuljahres versäumt hatte. „Ich bin gerade auf dem Weg zur Schule, Heidi. Die Kinder, die Arbeit, das Praktikum im Krankenhaus und das Studium bringen mich um. Kann ich dich später zurückrufen?“ Zum Beispiel, wenn die Hölle kalt wird. Ja, das wäre ein guter Zeitpunkt für einen Rückruf .
    „Es dauert nur einen Moment“, sprudelte Heidi hastig hervor. „Ich schicke dir die detaillierten Unterlagen mit den Kindern nach Hause. Denen kannst du alles entnehmen, was du wissen musst, um anzufangen.“
    Eigentlich wollte Carly nicht nachhaken, weil es dadurch realer wurde, doch zu ihrem Entsetzen rutschten ihr die Worte einfach heraus. „Womit soll ich anfangen?“

1. KAPITEL
    Dezember
    „Es wird ein Kinderspiel. Sie treten einfach vor den Richter und verzichten auf Ihr Aussageverweigerungsrecht. Dann erklärt der Staatsanwalt, dass wir zu einer außergerichtlichen Einigung gekommen sind, der Richter wird akzeptieren, und mit einem Hammerschlag ist alles erledigt.“
    „So einfach ist das?“, fragte Carly. Ihre Stimme hallte in dem Korridor des Gerichtsgebäudes von Erie wider. Sie befand sich zum allerersten Mal in diesem Bauwerk und bewunderte unwillkürlich die klassische imposante Schönheit. Trotzdem hoffte sie, es nie wieder betreten zu müssen.
    „Ja, so einfach ist das.“
    Ihr Anwalt, Henry Rizzo, gehörte dem Elternrat von Erie an, wenn auch erst seit Kurzem. Seine niedliche Tochter Izzy besuchte die zweite Klasse. „Es wird alles gut. Schließlich zünden Sie nicht gewohnheitsmäßig die Schuppen Ihrer Nachbarn an. Es war ein einmaliges Unglück, und Sie haben bereits die Entschädigung gezahlt.“
    „Das stimmt.“
    Nervös blickte sie sich um und sah zwei Polizisten an der Rückwand sitzen: den attraktiven jungen Streifenpolizisten namens Masterson, der sie drei Wochen zuvor so nett und verständnisvoll abgeführt hatte, und den Lieutenant, der als Erster am Tatort erschienen war und ihr in einem der düstersten Momente ihres Lebens beigestanden hatte: als ihr Schuppen und der des Nachbarn in Flammen aufgegangen waren.
    Lieutenant Jefferson . Seinen Namen werde ich nie vergessen .
    Er war größer als sie – was nicht weiter verwunderte, da im Vergleich zu ihren einssechzig jeder Erwachsene auf der Welt größer zu sein schien. Sie schätzte ihn auf gut einsachtzig. Sein braunes Haar war kurz geschnitten. Einen Moment lang, als er an der Brandstätte zu ihr getreten war, hatte sie aufgehört zu weinen und einfach seinen Anblick bewundert. Doch dann war die Feuerwehr eingetroffen, und der Lieutenant hatte deutlich zu verstehen gegeben, dass er nicht sonderlich viel Sympathie für ihre Misere aufbrachte.
    Nun konnte sie nur voller Beschämung daran denken, dass er sie in Tränen aufgelöst gesehen hatte. Lieutenant Jefferson hatte ihre herzzerreißenden Schluchzer aus nächster Nähe miterlebt. Leider weinte sie nicht so attraktiv wie die meisten Leinwandheldinnen. Carly gehörte zu den Menschen, die hektische Flecken, rote Augen und eine Triefnase bekamen. Der einzige andere Mensch,

Weitere Kostenlose Bücher