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Julia Saison Band 01

Julia Saison Band 01

Titel: Julia Saison Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HOLLY JACOBS NICOLA MARSH KRISTIN HARDY
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der sie je in diesem jämmerlichen Zustand gesehen hatte, war ihr Exmann an dem absolut schlimmsten Tag ihres Lebens.
    „Carly Lewis!“, rief ein Gerichtsdiener in ihre trübseligen Erinnerungen.
    „Wir sind dran.“ Henry stand auf und wartete.
    Sie erhob sich ebenfalls und versuchte, das Zittern in den Beinen zu ignorieren. Es zählte nicht zu ihren Gewohnheiten, vor einem Richter zu erscheinen.
    Sie wusste nicht, was sie erwarten sollte – vielleicht einen eindrucksvollen Gerichtssaal wie im Fernsehen, der zu der Erhabenheit des Gebäudes passte. Was sie stattdessen vorfand, war ein eher kleiner Raum, der wie ein gewöhnliches Besprechungszimmer aussah. Darin befanden sich nur ein paar schlichte Tische, einige Stühle und wenige Personen.
    Der Mann, der hinter einer erhöhten Bank saß, entsprach auch nicht ihrer Vorstellung. In ihren Augen sollte ein Richter grauhaarig und altersweise sein, mit Nickelbrille und gütiger, aber unbeirrbarer Miene.
    Richter Anderson Bradley war jedoch in ihrem Alter, höchstens Mitte dreißig, und hatte widerspenstige dunkelbraune Haare. Er stand in dem Ruf, hart, aber fair zu sein. Sie konnte es nur hoffen.
    Henry führte sie zu einem der beiden Tische vor der Richterbank.
    Die Staatsanwältin, Jacqueline Kelly, lächelte kühl. Sie trug das dichte dunkle Haar lang und glatt und sah aus wie eine furchterregende Gegnerin. Deswegen war Carly froh, dass sie bereits im Voraus eine Einigung erzielt hatten.
    Die Dinge entwickelten sich genau so, wie Henry es beschrieben hatte. Als Mrs. Kelly die außergerichtliche Einigung vortrug, spürte Carly einen Teil der Spannung von sich abfallen.
    Es wird alles gut.
    Sie hatte Julian von nebenan bereits für den Schuppen entschädigt, der aus Versehen niedergebrannt war.
    „Nein“, sagte der Richter mit lauter klarer Stimme. „Dieser Vorschlag ist nicht akzeptabel.“
    „Wie bitte?“, fragte die Staatsanwältin.
    Carly wandte sich an Henry, der ebenso verwirrt wirkte wie sie.
    „Mrs. Lewis, bitte erheben Sie sich.“
    Sie gehorchte nervös und versuchte sich einzureden, dass der Richter auch nur ein Mensch war, aber in seiner Robe wirkte er einschüchternd.
    „Mrs. Lewis, Sie haben die Scheune Ihres Nachbarn niedergebrannt. Ist Ihnen bewusst, dass Sie das gesamte Viertel hätten abfackeln können?“
    Sie nickte. „Ja, Euer Ehren, und es tut mir sehr leid.“
    „Viele Kriminelle bereuen ihre Tat, sobald sie mir vorgeführt werden. Es gibt jedoch keine Entschuldigung für Ihre schamlose Missachtung des nachbarlichen Besitzes, ebenso wenig wie für Ihre Unfähigkeit zu begreifen, dass Ihre Tat unvorhergesehene Konsequenzen hätte haben können …“
    „Verzeihen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Euer Ehren, aber es gibt sehr wohl eine Entschuldigung.“
    „Nur keine Scheu! Sprechen Sie sich ruhig aus“, erwiderte Richter Bradley mit unverhohlenem Sarkasmus.
    „Wissen Sie, ich war mit Dean liiert, als meine Eltern starben. Im Nachhinein vermute ich, dass der Verlust meiner Angehörigen dazu beigetragen hat, dass ich ihn geheiratet habe. Damals war ich erst zwanzig und habe mich so allein gefühlt. Ich bin ziemlich schnell schwanger geworden und vom College abgegangen, um Vollzeit zu arbeiten und ihm das Jurastudium zu finanzieren. Gleich nach seinem Examen wollte ich die beiden letzten Semester nachholen, aber er hat gesagt, dass er mich zu Hause braucht und die Kinder darunter leiden würden – wir hatten inzwischen zwei –, und dass ich deshalb zu Hause bleiben sollte. Ich wollte mein Examen …“
    Mit gelangweilter Miene unterbrach Richter Bradley: „Mrs. Lewis, ich bin sicher, dass es eine interessante Geschichte für jemanden wäre, der unterhalten werden möchte. Vielleicht sollten Sie Ihre Autobiografie schreiben. Wie ich höre, sind Memoiren groß in Mode. Mich aber interessiert, womit Sie entschuldigen wollen, dass Sie den Besitz Ihres Nachbarn niedergebrannt haben.“
    „Darauf komme ich gleich, Sir. Jedenfalls wurde ich eine perfekte Anwaltsfrau. Ich habe das Haus liebevoll eingerichtet, das Dean unbedingt kaufen musste, obwohl ich es gehasst habe. Auf sein Drängen hin bin ich all den richtigen Vereinigungen beigetreten. Ich habe mein Leben der Familie gewidmet. Letztes Jahr, zu seinem Geburtstag, habe ich sogar sein Büro neu gestaltet. Es ist ein weiteres Meisterwerk der Vollendung geworden, Euer Ehren.“
    Im Geiste sah Carly den Raum klar und deutlich vor sich. „Durch unermüdliche Suche und viel Glück bin ich

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