Julia Saison Band 01
Schwester kann alles werden, was sie will, genau wie du. Das Geschlecht spielt keine Rolle.“
Er grinste. „Ich weiß aber was, was sie nicht werden kann.“
„Es gibt nichts, was ich nicht sein kann“, widersprach sie.
„Doch. Du kannst nicht Vater sein.“ Er lachte schallend.
„Das will ich auch gar nicht. Unser Vater ist zum Kotzen. Ich bin lieber wie Mom, auch wenn ich meine Wäsche selbst machen muss.“
„Moment mal!“, rief Carly. „ Blödmann und zum Kotzen stehen auf der Tabuliste. Schlecht über euren Vater zu reden ist genauso verboten.“
Trotzig entgegnete Rhiana: „Aber er ist echt zum … mies. Er will uns nicht sehen, und er vermisst uns nicht mal so wie du. Du rufst uns jeden Tag an, selbst wenn wir bloß übers Wochenende weg sind.“
„Der ruft bestimmt nicht an“, murrte Sean.
„Wir haben keinen Einfluss auf das Benehmen eures Vaters. Aber wir können unser eigenes Verhalten kontrollieren, und wir drei wollen höflich sein, keine Schimpfwörter benutzen und …“
„… mit mir essen gehen“, vollendete Chuck. „Los geht’s.“ Er bugsierte alle in sein Auto und fuhr zum Valerio’s . „Das ist das Lieblingsrestaurant meiner Eltern“, erklärte er, als sie sich im Gastraum an einen Tisch setzten. „Ich persönlich mag am liebsten die Pasta.“
Die Kinder bestimmten das Tischgespräch und redeten über Gott und die Welt, nur nicht über ihren Vater. Besonders ausführlich berichteten sie von ihren wissenschaftlichen Projekten in der Schule. Rhiana untersuchte gerade den Einfluss von Musik auf das Wachstum von Pflanzen. Sean testete die Wärmeabgabe verschiedener Beleuchtungskörper wie Glühbirnen, Sonne oder Vollmond durch eine Lupe.
„Einmal habe ich sogar ein Feuer gemacht“, verkündete er stolz.
„Es hat nur ein bisschen gekokelt“, korrigierte Carly.
Chuck grinste. „Anscheinend fällt der Brandstifter nicht weit vom unglücklichen Feuerteufel.“ Sobald er ausgesprochen hatte, fürchtete er, dass er Carly beleidigt haben könnte, doch sie lachte nur.
Nach dem Hauptgang gestand er sich ein, dass er die Gesellschaft genoss und die Kinder mochte. „Wie steht’s mit Nachtisch?“, fragte er, um das Beisammensein zu verlängern.
„Au ja!“, riefen die Kinder einstimmig.
Carly blickte zur Uhr. „Ihr müsst morgen zur Schule, und ich bin ziemlich sicher, dass ihr noch Hausaufgaben machen müsst.“
„Bloß ein bisschen“, erwiderte Rhiana.
„Und ich bin ziemlich sicher, dass es hier einen tollen Eisbecher gibt“, entgegnete Chuck. Denn er vermutete, dass Carly ihm nur eine Gelegenheit geben wollte, den Abend zu beenden.
Sie lächelte ihn an, und er bekam irgendwie das Gefühl, etwas gewonnen zu haben, auch wenn er nicht wusste, was es war.
„Welche Frau kann schon einem Eisbecher widerstehen? Aber wenn wir nach Hause kommen, werden sofort die Hausaufgaben gemacht, bevor der Spieleabend anfängt.“
Er winkte die Kellnerin an den Tisch und bestellte vier Eisbecher. Dann hakte er nach: „Spieleabend?“
„Das ist …“
„Chuck!“, rief jemand vom Eingang her.
Er drehte sich um, entdeckte seine Eltern und unterdrückte ein Stöhnen, als er dieses unverkennbar hoffnungsvolle Leuchten in den Augen seiner Mutter sah.
„Wie schön, euch hier zu treffen, Carly“, erklärte Linda. „Und das müssen Ihre Kinder sein, oder?“
„Sean und Rhiana, das sind Chucks Eltern, Mr. und Mrs. Jefferson.“
„Hallo“, sagten beide Kinder.
Das Leuchten in Lindas Augen verstärkte sich. „Jetzt kann ich verstehen, warum du unser Familienessen abgesagt hast, Chuck. Aber du solltest dich in Zukunft an unsere neue Familientradition halten. Nächsten Sonntag bringst du Carly und die Kinder mit.“
„Das ist wirklich nicht nötig“, wandte Carly ein.
„Natürlich nicht, aber ich würde mich sehr über die Gesellschaft von zwei Frauen freuen.“
Rhiana strahlte, als ihr bewusst wurde, dass sie in die Kategorie Frau eingestuft wurde.
„Im Ernst“, fuhr Linda fort. „Mein Mann, Chuck und Anderson sind überhaupt nicht gesellig. Sie schlingen ihr Essen hinunter und stürzen sofort zum Fernseher. Sie sehen sich alles an, was an Sport gesendet wird, selbst wenn sie die Sportart gar nicht mögen.“
Entschieden protestierte Tim: „He, es gibt keine Sportart, die ein richtiger Mann nicht mag.“
„Und wir haben sehr gute Tischmanieren“, fügte Chuck hinzu.
Carly lächelte. „Wir kommen gern. Und wir bringen den Nachtisch mit, Mrs.
Weitere Kostenlose Bücher