Julia Saison Band 05
seinen Dienst angetreten hatte. „Wie geht es Susie und Sam?“
„Großartig! Sagen Sie Sabrina, dass ich neue Fotos für sie habe.“
„Mache ich.“
Im Aufzug beobachtete er ungeduldig, wie die Nummern der Stockwerke aufblinkten. Aber dann fing er an zu lächeln, weil er nach Hause kam und das Wort „Zuhause“ endlich wieder eine Bedeutung hatte. Als er die Wohnung betrat, war er überrascht, dass alles so dunkel und still war, wie an dem Morgen, als sie zu Cassie gefahren waren.
Armer Liebling, vielleicht hatte sie einen Rückfall und litt wieder an dieser Infektion, mit der sie sich vor ein paar Wochen bei den Kindern angesteckt hatte. Das wäre allein seine Schuld. Denn er war ja derjenige, der einfach nicht genug von ihrem vollkommenen Körper bekommen konnte und sie bis zum Fieberwahn geliebt hatte.
„Hallo?“
Sein Blick fiel auf den Tisch im Eingangsbereich. Dort erblickte er ihren Schlüsselanhänger und den Wohnungsschlüssel. Also, dann war sie wenigstens zu Hause.
Aber sie war nicht in seinem Zimmer oder in der Küche.
„Sabrina?“
Das Wohnzimmer und der Flur waren dunkel. Ihm wurde übel. Als er ihr Zimmer betrat, wusste er warum. Sie hatte es genauso hinterlassen, wie sie es vorgefunden hatte – leer und sauber. Jede Spur ihrer Anwesenheit war verschwunden. Nur ein Hauch von Jelängerjelieber in der Luft deutete noch darauf hin, dass sie jemals hier gewesen war.
Nie wieder Jelängerjelieber? Hatte es immer geheißen: je kürzer, desto besser?
Unendlich unglücklich ließ er sich aufs Bett fallen.
Sabrina dachte darüber nach, sich am Valentinstag freizunehmen. Da sie sich entschlossen hatte, von nun an für den Rest ihres Lebens Single zu bleiben, hatte ihr der Feiertag wenig zu bieten – abgesehen von Schokolade zum halben Preis.
Aber ihr neuer Job in dem Altersheim, wo Gus vielleicht hinziehen wollte, gefiel ihr gut. Gus hatte ihr auch vorgeschlagen, es mit diesem Job zu versuchen – an dem Tag, als sie Collin verlassen hatte und in Gus’ Kleinbus in Tränen ausgebrochen war.
Ein Job im Gesundheitssektor schien auf jeden Fall ein sicherer Arbeitsplatz zu sein, angesichts der angeschlagenen Wirtschaft und der alternden Bevölkerung. Noch wichtiger, die Leute im Altersheim waren alle sehr freundlich. Und einige von ihnen hatten niemanden mehr, der sich um sie kümmerte oder ihnen Zuneigung zeigte. Die Einsamkeit dieser Menschen ging Sabrina zu Herzen.
Als sie den Aufenthaltsraum erreichte, war sie doch froh, dass sie hergekommen war. Einige Angestellte hatten schon rosa Nelken verteilt. Andere hatten rote Luftballons in Herzform mitgebracht. Als morgendlicher Snack wurden herzförmige Kekse angeboten. Im Radio liefen Liebeslieder.
„Sabrina, na endlich“, rief ihr Mrs Carlock von der anderen Seite des Zimmers zu. „Wir waren schon kurz davor, Arlene loszuschicken, um dich zu rufen. Du hast Besuch.“
In diesem Moment hatte sie ihn auch schon entdeckt. Collin war so gut gekleidet wie immer, mit seinem grauen Anzug und der roten Krawatte. Aber sein Gesicht war ganz bleich, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Es ärgerte sie, dass ihr sein jämmerlicher Anblick einen Stich ins Herz versetzte. Er hatte ihr Mitleid nicht verdient. Oder dass sie sich Sorgen um ihn machte.
Sabrina ermahnte sich innerlich, nicht weich zu werden. Er wollte sich entschuldigen? Und wenn schon. Wie oft sollte sie sich denn noch demütigen lassen?
Als sie den Blumenstrauß aus Sonnenblumen und allen nur erdenklichen Frühlingsblumen sah, begegnete sie seinem ruhigen Blick. „Was soll das?“
„Ich möchte, dass du mit mir redest. Rosen für den Valentinstag zu bekommen ist einfach. Versuch mal, alle Frühlingsblumen von Wisconsin aufzutreiben, bevor sie eigentlich blühen. – Würdest du dich aber bitte vorher noch umdrehen und Gus ein Zeichen geben, dass du mit einem Gespräch einverstanden bist? Ich habe das Gefühl, dass er eine Waffe zieht, wenn du nicht aufhörst, deine Hände zu Fäusten zu ballen. Er hat mich nur unter der Bedingung hergebracht, dass ich verspreche, sofort zu verschwinden, wenn du dich aufregst.“
Kopfschüttelnd wandte sie sich ab. Ein paar Schritte hinter ihr stand Gus mit schuldbewusster Miene. „Gus, das ist schon in Ordnung.“
„Meine Liebe, es tut mir leid. Es war eine Gewissensfrage. Wenn du immer noch nicht hören willst, was er dir zu sagen hat, rufe ich den Sicherheitsdienst und lasse ihn hinausbringen.“
„Und was dann? Gibt es dann noch eine
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