Julia Saison Band 05
du willst nicht mehr mit ihm über deine Jobsuche reden“, schlug er vor.
„Das würde ihn nicht daran hindern, mir trotzdem Ratschläge zu geben“, klagte sie.
Und damit hatte sie leider recht.
„Na, ist ja auch egal“, seufzte sie. Offenbar suchte sie nach einem Themenwechsel, denn sie deutete auf die Laufschuhe, die er trug.
„Hast du vorhin gesagt, du wolltest mit mir joggen gehen?“
Hatte er, aber da war ihm noch nicht klar gewesen, wie erschöpft sie war. Im Moment wirkte sie so blass, dass er sie nicht einmal auf einen Spaziergang mitgenommen hätte.
„Ja, schon, aber …“
In diesem Moment ging der Piepser los, den er am Gürtel trug. Cal schaute aufs Display und verzog das Gesicht. Verflixt, davon hatte er Ashley noch gar nichts gesagt …
„Tut mir leid, ich habe dieses Wochenende Bereitschaftsdienst. Das ist das Krankenhaus.“
Er stellte den Piepser ab und griff nach dem Telefon.
„Ich muss los!“, erklärte er nach dem kurzen Gespräch. „Ein Sechzehnjähriger hat sich beim Quadfahren verletzt. Klingt nach was Größerem, ich werde wohl eine Weile weg sein. Ich ruf dich später an, okay?“
Ashley lächelte leicht und winkte müde. Schon halb aus der Tür, drehte Cal sich noch einmal um, zog sie in die Arme und küsste Ashley leidenschaftlich. Dass sie nicht einmal den ersten Tag zusammen verbringen konnten, passte ihm gar nicht.
„Verdammt, ich will nicht weg von dir!“
Diesmal war ihr Lächeln echt. Und sexy. „Wir haben viel Zeit“, versprach sie flüsternd. Dann schob sie ihn in Richtung Tür. „Und jetzt musst du los.“
Ashley schaffte es tatsächlich, sich zu beherrschen, bis Cal losgefahren war – doch dann stürzte sie ins Bad und übergab sich. Ihr war schon schlecht gewesen, als sie aufgewacht war, aber wahrscheinlich hatte es der Stress mit ihrem Vater noch schlimmer gemacht. Sie duschte und zog sich an, dann musste sie sich nochmals übergeben.
Ob sie etwas Falsches gegessen hatte? Aber das erklärte nicht ihre Müdigkeit. Schließlich gab sie den Signalen ihres Körpers nach und ging wieder ins Bett. Nach einer Stunde Ruhe fühlte sie sich bedeutend besser, und auch die Übelkeit war verschwunden. Doch genau das gab ihr zu denken. Bisher hatte sie kaum eine freie Minute gehabt, um sich über gewisse Dinge Gedanken zu machen. Aber plötzlich nicht mehr passende Hosen und Übelkeit am Morgen …
Sie griff nach den Autoschlüsseln für den Mustang und fuhr zu einer guten alten Studienfreundin, die sie sowieso schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte.
4. KAPITEL
Eine Stunde später saß sie Carlotta Ramirez in deren Sprechzimmer gegenüber. Sie hatte die Praxis extra wegen Ashley an einem Samstagabend geöffnet. Nach einer kurzen Beschreibung ihrer Symptome hatte Carlotta sofort auf eine Schwangerschaft getippt – und bei der umfassenden Untersuchung hatte sich herausgestellt, dass sie recht hatte.
„Ich kann es einfach nicht fassen, aber es erklärt immerhin, warum mir meine Hosen nicht mehr passen“, sagte Ashley überwältigt.
„Dann habt ihr es wohl nicht gerade drauf angelegt?“, fragte Carlotta vorsichtig.
Die vier Jahre ältere Frau war Ashleys Mentorin gewesen, als diese frisch an die Uni kam. Sie hatte selbst drei Kinder, die sie nacheinander bekommen hatte – während des Studiums, während der Assistenzzeit und schließlich als niedergelassene Frauenärztin in Holly Springs.
Ashley schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben nicht mal über Kinder gesprochen, jedenfalls nicht seit kurz nach der Hochzeit.“
Damals hatte das Schicksal es anders gewollt, und kurz darauf war sie nach Hawaii gegangen, und ihre Probleme hatten begonnen.
„Aber du hast trotzdem nicht verhütet?“, fragte Carlotta.
„Doch, natürlich. Ich nehme die Pille. Aber als Cal und ich uns im November in San Francisco getroffen haben, hatte ich kurz vorher eine Bronchitis und habe noch Antibiotika genommen. Und ja, ich weiß, die können die Wirkung der Pille beeinträchtigen. Aber als Cal und ich zusammen waren, ging es wie immer ziemlich leidenschaftlich zu, und bevor ich was von Verhütung sagen konnte …“
Carlotta lächelte wissend. „Verstehe. Und was meinst du, wie denkt er darüber, Vater zu werden?“
Verblüfft hob Ashley die Augenbrauen. Unglaublich – sie hatte keine Ahnung. Aber sie wusste zurzeit so wenig, was in Cal vorging …
„Schon gut“, beschwichtigte Carlotta, „ihr seid ja erst seit vierundzwanzig Stunden wieder richtig zusammen.
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