Julia Saison Band 05
Ashley.
Cal nickte und steckte den Piepser wieder an den Gürtel. Er wirkte enttäuscht, und Ashley konnte es ihm nachfühlen. Das Wochenende war viel zu schnell vergangen, aber für Ärzte gehörte es nun einmal zum Leben, verzichten zu können.
„Es war trotzdem ein wunderschöner Tag“, sagte sie lächelnd und legte ihm die Hand auf den Arm.
Sie hatten lange geschlafen, waren mit Cals Mutter in die Kirche gegangen und hatten danach die Geräte für ihren Fitnessraum gekauft. Nun fehlten Ashley nur noch die DVDs mit den Schwangerschaftsübungen, aber die würde sie ohne Cal besorgen.
„Ich wünschte, ich hätte morgen frei“, sagte er jammernd.
Stattdessen ging seine Schicht von sieben Uhr morgens bis siebzehn Uhr. Und wie würde sie den Tag verbringen? Normalerweise hätte sie Stellenanzeigen wälzen und Bewerbungen schreiben müssen, doch im Moment hatte sie dazu überhaupt keine Lust. Viel lieber wollte sie das Haus einrichten und für Cal Abendessen kochen.
Wie seltsam. Das musste an der Schwangerschaft liegen.
„Versprich mir, dass du mich tagsüber vermisst“, verlangte Cal, umarmte und küsste sie zärtlich und lange.
Seufzend schmiegte sie sich an ihn. „Tue ich jetzt schon.“
„Du musst aber nicht aufbleiben, bis ich wieder da bin.“
Als er gegangen war, nahm Ashley eine von den Vitamintabletten, die Carlotta ihr mitgegeben hatte, trank ein Glas Milch und ging ins Bett. Genügend Schlaf war gerade in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten wichtig.
Sie schlief sofort ein und wachte erst wieder auf, als sie gegen drei Uhr früh Cals Wagen hörte. Kurz darauf kam er leise die Treppe hinauf und ging sofort ins Schlafzimmer.
Offenbar schlief er auch sofort ein, denn danach war nichts mehr zu hören. Sie selbst dagegen lag jetzt wach, weil sie auf einmal schrecklichen Hunger hatte. Also stand sie auf, zog ihren Bademantel über und schlich in die Küche hinunter, wo sie den Kühlschrank nach etwas durchforstete, was ihre Schwangerschaftsgelüste stillen würde.
Cal hatte damit gerechnet, sofort einzuschlafen, wenn er im Bett lag, und erst wieder aufzuwachen, wenn sein Wecker um halb sieben klingelte. Doch dann stieg ihm ein verführerischer Duft in die Nase, und er hörte Geräusche aus der Küche. Um halb vier in der Früh!? Was machte Ashley um diese Zeit da unten? Und was kochte sie? Nach Frühstück roch es jedenfalls nicht.
Die Neugier siegte über seine Müdigkeit. Er stieg aus dem Bett und ging in die Küche, wo Ashley am Herd stand. Sie trug einen hellblauen Schlafanzug, der das Blau ihrer Augen unterstrich. Aus den langen Hosenbeinen schauten ihre zierlichen nackten Füße hervor. Die rot lackierten Zehennägel waren so sexy, dass es ihm schwerfiel, regungslos in der Tür stehen zu bleiben.
Noch hatte sie ihn nicht bemerkt und summte leise vor sich hin, während sie ein dunkelrotes Gewürz in die Pfanne mit Hackfleisch und Zwiebeln streute.
Überrascht hob Cal die Brauen. „Du kochst Chili con Carne?“
Im ersten Moment wirkte sie wie ein ertapptes Kind, doch dann zuckte sie die Achseln, als wäre das um diese Uhrzeit ganz normal.
„Mir war danach“, sagte sie lässig und fügte Salz und Pfeffer hinzu.
Cal lehnte sich an die Küchentheke und schaute ihr zu, wie sie eine Dose Tomaten öffnete.
„Da bist du nicht alleine“, gab er zu, denn auf einmal hatte er riesigen Hunger. Er streckte die Hand aus und strich Ashley eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wann können wir essen?“
Sie schmiegte die Wange in seine Hand, dann ging sie zum Vorratsschrank und holte eine Dose Bohnen. „In ein paar Minuten.“
Unglaublich, wie er diese alltäglichen Momente mit ihr genoss. Bis jetzt hatte es in ihrer Ehe viel zu wenige davon gegeben. Wenn sie sich in den letzten zwei Jahren sahen, waren sie sofort im Bett gelandet, und meist endete es damit, dass einer von ihnen einen Anruf bekam und zurück ins Krankenhaus musste. Ihre Beziehung hatte eher einer heimlichen Affäre geähnelt als einer Ehe.
Wirkte sie deshalb plötzlich so befangen? Als sie nach einem großen Glas Milch griff und einen Schluck daraus trank, konnte sie ihm nicht in die Augen schauen.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken“, sagte sie, ging zum Tisch und riss das oberste Blatt von einem Notizblock, der dort lag. Sie ging damit durch die Küche und steckte den Zettel in ihre an der Seite liegende Handtasche. „Ich war so leise wie möglich.“
Und das stimmte – seine Sehnsucht nach ihr hatte
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