Julia Saison Band 05
Aber glaub mir, nach allem, was ich weiß, wird Cal überglücklich sein. Du willst es ihm doch sagen, oder?“
Unvermutet breitete sich ein heftiges Glücksgefühl in Ashley aus, das ebenso schnell von Angst überdeckt wurde.
„Natürlich sag ich’s ihm. Wenn ich im dritten Monat bin und nicht mehr die Gefahr einer Fehlgeburt besteht.“
„So lange willst du warten?“, fragte Carlotta ungläubig.
Auch Ashleys Patientinnen wollten die gute Nachricht immer so schnell wie möglich ihren Männern erzählen. Aber bei Ashley selbst lag die Sache anders.
„Ja“, erwiderte sie fest.
Nach kurzem Nachrechnen erschien ein strahlendes Lächeln auf Carlottas Gesicht. „Ach so, wegen Valentinstag, richtig?“
Ashley erwiderte das Lächeln. Wenn alles gut ging, hatte sie jetzt das beste Geschenk zum Valentinstag, das man sich vorstellen konnte. Es war sogar noch besser als ein rotes Mustang Cabrio.
„Versprich mir, dass du niemandem etwas sagst“, bat sie Carlotta eindringlich.
„Ich gebe dir mein Wort“, versprach die Freundin. „Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen?“
„Das hoffe ich“, gab Ashley zurück. Ihr Lächeln war verschwunden, denn Carlotta war der erste Mensch, dem sie von einem traurigen Ereignis erzählen würde. Es hatte sich ereignet, bevor sie nach Honolulu aufgebrochen war, und seitdem versuchte sie es ganz allein zu bewältigen.
„Du hörst mir gar nicht zu, oder?“, fragte Cal beim Abendessen frustriert.
Schuldbewusst blickte Ashley auf. Sie saßen jetzt seit zwanzig Minuten beim Essen, und Cal hatte ununterbrochen von seinem Patienten und der komplizierten Operation erzählt. Tatsächlich hatte sie nicht viel davon mitbekommen, was untypisch war – normalerweise hörte sie ihm wirklich gern zu, wenn er von seinen Fällen erzählte, und umgekehrt war es genauso. Über medizinische Dinge konnten sie sich endlos unterhalten.
„Was ist los mit dir?“, fragte Cal.
Ich bin schwanger und deshalb etwas durcheinander .
Laut sagte sie: „Was meinst du?“
„In einem Moment lächelst du in dich hinein, als ob du im Lotto gewonnen hast, und im nächsten ziehst du die Stirn kraus, als ob die Welt untergeht.“
Das liegt daran, dass ich überglücklich bin und gleichzeitig solche Angst habe, dass ich es wieder nicht schaffe – dann wäre unsere Ehe wirklich am Ende.
„Was hast du denn heute Schönes gemacht?“, fragte Cal, als er aufstand und den Tisch abräumte.
Dabei fiel ihr auf, wie sein grauer Pullover seine grauen Augen noch dunkler wirken ließ, und wie sich seine geschmeidigen Muskeln unter dem weichen Kaschmir abzeichneten. Wenn sie doch nur an etwas anderes denken könnte, als Cal zu küssen und mit ihm ins Bett zu fallen … Heute fiel es ihr besonders schwer zu widerstehen.
„Ich habe Carlotta besucht“, erzählte sie beiläufig.
„Ach! Schön, dann habt ihr beide euch auch endlich mal wiedergesehen.“ Arglos lächelte Cal sie an. „Und danach?“
Als sie an ihm vorbeiging, um das Geschirr auf die Arbeitsplatte zu stellen, atmete sie tief sein verführerisches Aftershave ein.
„Danach war ich einkaufen. Ich brauchte ein paar Hosen und Bücher übers Einrichten.“
Außerdem habe ich viel Zeit in einem Laden für Babysachen verbracht.
Cal räumte die Spülmaschine ein und wischte sich dann die Hände an einem Geschirrtuch ab.
„Machst du dir deshalb Sorgen“, fragte er, „weil du jetzt eine größere Kleidergröße trägst?“
Nein, ich mache mir Sorgen, dass ich unser Baby verliere – zum zweiten Mal – und dir damit Schmerzen zufüge, die ich niemandem wünsche.
„Denn dann muss ich dir sagen“, fuhr er fort und legte einen Arm um ihre Taille, „du warst noch nie schöner als jetzt!“
Als sie ihm in die Augen blickte, glaubte sie ihm jedes Wort. Noch nie hatte sie seine Liebe so deutlich gespürt. Und genau so sollte es bleiben. Wenn sie nur den nächsten Monat gut überstand und damit die gefährlichste Zeit der Schwangerschaft. Wenn sie ihm doch nur am Valentinstag sagen konnte, dass er Vater wurde. Und wenn sie bis dahin all ihre Probleme gelöst hatten.
„Heute Morgen warst du etwas blass, aber jetzt strahlst du geradezu von innen heraus“, bemerkte er.
Weil ich dir bald das schönste Geschenk machen kann, das es für ein sich liebendes Paar gibt.
Bewegt schmiegte sie sich an ihn. „Danke“, murmelte sie.
Er legte eine Hand unter ihr Kinn, damit sie ihn anblickte. „Also solltest du vielleicht gar nicht wieder
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