Julia Saison Band 11
sein?“, wollte sie wissen.
„Nein, nein, natürlich bist du eine Frau. Darauf zähle ich ja.“
Entweder war er überaus einfältig – oder beleidigend. Sie wusste nicht, welche Variante ihr mehr missfiel. „Darauf, dass alle Frauen gleich sind?“
Blake war mehr als überzeugt davon, dass Katie die richtige Frau für die Aufgabe war. Eine so attraktive Frau wie sie hatte vermutlich jede Menge Verehrer. Welcher Art von Annäherungsversuchen stand sie positiv gegenüber? Das musste er herausfinden. Er musste nur die richtigen Worte finden, damit sie nicht etwa auf die Idee käme, er wolle sich an sie heranmachen. Denn das wollte er nicht. Obwohl sich manchmal tief in ihm etwas rührte, wenn sie ihn ansah. Aber das war nur eine rein körperliche Sache, mehr nicht.
Er atmete tief durch und konzentrierte sich.
„Komm, wir fahren zu Wendy“, schlug er vor. „Sie kann es kaum erwarten, dich zu sehen.“
Wenigstens einer, dachte Katie.
„Oh mein Gott, schau dich bloß an“, rief Katie aus, als sie Wendys Schlafzimmer betrat.
Nach allem, was sie über die vorzeitigen Wehen ihrer Freundin gehört hatte, war sie davon ausgegangen, Wendy blass und erschöpft im Bett vorzufinden. Stattdessen sah sie aus wie immer – strahlend und lebhaft und sehr, sehr hübsch.
Als sie Katies Stimme hörte, richtete sich Wendy voller Freude in ihrem Bett auf.
„Ich weiß, ich weiß, ich bin dick wie ein Elefant“, jammerte sie halb im Ernst.
„Nein, richtig gesund und wohlgenährt“, korrigierte Katie sie. Natürlich war sie viel runder als das letzte Mal, als sie sich sahen, aber überhaupt nicht so, wie Wendy sich beschrieb.
„Aber du denkst, ich sehe aus wie ein Elefant“, insistierte Wendy. Schließlich konnte niemand ihren riesigen Bauch übersehen.
Katie wusste, dass es besser war, sich nicht mit ihr anzulegen. „Du siehst höchstens aus wie ein Elefantenbaby …“
Lachend breitete Wendy die Arme aus. „Komm her, lass dich umarmen“, verlangte sie.
Das ließ sich Katie nicht zweimal sagen und beugte sich zu Wendy hinunter, um sie ganz fest an sich zu drücken. Sie war so froh, sie endlich wiederzusehen.
„Mein Gott, was habe ich dich vermisst!“, sagte sie, trat einen Schritt zurück und fügte etwas leiser und verlegen hinzu: „Es tut mir leid, dass ich nicht zur Hochzeit kommen konnte.“
Wendy tat die Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. „Beste Freundinnen müssen sich niemals entschuldigen“, sagte sie, als wäre das sonnenklar zwischen ihnen. Und dann warf sie Blake einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ich weiß schon, dass mein Bruder, dieser Sklaventreiber, dich zurückließ, damit du die Stellung hältst.“
„Also, ein Sklaventreiber bin ich ja wirklich nicht“, protestierte Blake. „Aber was soll ich sagen?“, fügte er mit einem nachlässigen Schulterzucken hinzu. „Katie macht ihren Job zufällig sehr gut.“ Und daher hatte er es sich erlauben können, für ein verlängertes Wochenende nach Red Rock zu fliegen, um mit dem Rest der Familie die Hochzeit seiner kleinen Schwester zu feiern.
„Ach, keine Ahnung, du hättest sagen können, ‚Hey, Katie, meine Schwester ist deine älteste und beste Freundin, also komm doch einfach mit‘.“
„Nun, wir hatten wirklich ziemlichen Druck mit einem Vertrag, den ein Kunde in letzter Minute geändert haben wollte. Ich bin also freiwillig geblieben, da ich wusste, dass Blake deine Hochzeit auf keinen Fall verpassen wollte“, verteidigte Katie ihn. „Es war also quasi mein anonymes Hochzeitsgeschenk für dich.“
„Im Nachhinein hat sich ja auch herausgestellt, wie gut es war“, betonte Blake. „Wäre Katie zur Hochzeit gekommen, wäre sie wie wir alle am Flughafen durch den Tornado gestoppt worden – und wer weiß? Vielleicht wäre sie verletzt worden? Vielleicht hat es ja sogar ihr Leben gerettet, dass sie in Atlanta die Stellung hielt.“
Wendy verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. „Jetzt lass es aber gut sein, Blake.“
„Apropos Tornado“, rettete Katie die Situation, indem sie das Thema wechselte. „Geht es Javier inzwischen besser?“
„Er ist wieder bei Bewusstsein. Es war ein ziemliches Auf und Ab, und Marcos hatte wirklich Sorge, dass sein Bruder nicht mehr aus dem Koma erwachen würde.“ Wendy presste die Lippen aufeinander. „Allerdings wissen wir noch immer nicht, ob er womöglich querschnittgelähmt bleiben wird. Im Moment kann er seine Beine nicht bewegen, aber der Arzt meint, dass die Ursache dafür
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