Julia Saison Band 11
Es war unmöglich zu erklären, doch in diesem Moment fühlte Cain sich unbesiegbar, und er erwiderte den undeutbaren Blick seines Großvaters.
Was zum Teufel ziehst du da ab, alter Mann?
Merritts unausgesprochene Bitte konnte er nur mit einem Achselzucken beantworten. Er hatte kein Recht, sie zu beeinflussen, schon gar nicht in diesem Fall.
„Ms Miller“, sagte Sanford und schüttelte den Kopf über ihren inneren Kampf. „Merritt … darf ich Sie Merritt nennen? Ihr Anstand und Ihr Mangel an Habgier sind wohltuend. Aber Sie müssen mir diesen kleinen Gefallen erlauben. Ich habe mir zu viele Jahre und zu viele Gelegenheiten entgehen lassen. Oder schlimmer noch, habe sie aus Stolz, Dummheit und Verbitterung abgelehnt. Bitte lassen Sie mir den Glauben, wenigstens für den Augenblick, dass auch der größte Narr gelegentlich etwas richtig machen kann. Bitte.“
Merritt streckte langsam die Hand aus. Dann hielt sie inne, um sie rasch an der Schürze abzuwischen, und nahm die Schlüssel an. Cain hätte wetten mögen, dass ihre Hand in diesem Moment zitterte wie Espenlaub.
„Mr Paxton, ich hoffe so sehr, dass das Ihr Ernst ist. Ich werde Ihr Eigentum in Ehren halten und es Ihnen zurückgeben, sobald ich mir selbst ein Fahrzeug leisten kann.“
„Einen schönen Abend noch, Merritt.“
„Gott segne Sie, Sir.“
Als Paxton die Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte Merritt sich um, sah, dass viel zu viele Augen auf sie gerichtet waren, senkte verlegen den Kopf und ließ die Schlüssel in ihre Schürzentasche gleiten.
Cain wartete, bis Merritt zu ihm hinter den Tresen kam, wo er die Eiswasserkrüge auffüllte.
„Ich wusste nicht, was ich tun sollte“, flüsterte sie. Wie Cain kehrte auch sie dem Gastraum den Rücken zu. „Hätte ich sein Angebot ablehnen sollen?“
„Das kann ich nicht entscheiden.“
„Das heißt also Ja. Aber es hatte den Anschein, als gäbe er sich so große Mühe, etwas zum Ausdruck zu bringen.“
„Er mag dich.“
Sie reagierte mit Entrüstung. „Sieh mich doch an. Und er ist dein Großvater .“
„Er verabscheut diese Tatsache … und das Wissen, dass er alt ist.“ Cain wusste, dass er Merritt enttäuschte, und versuchte, die Dinge mit ihren Augen zu sehen. „Mein Pick-up ist unzuverlässig. Und durch meinen neuen Job hätte ich Probleme, dich mittags nach Hause und dann wieder in die Stadt zu fahren.“
„Mich stört es nicht, zu Fuß zu gehen.“
Sie standen Schulter an Schulter, und er nutzte die Gelegenheit, ihr sanft über die Hand zu streicheln, als sie nach dem Krug griff. „Mich aber.“
Erst, als sie nach Hause kamen, griffen sie das Thema wieder auf.
„Ich trinke noch ein Glas Wein. Du könntest mir Gesellschaft leisten“, sagte sie vor der Haustür.
„Ich würde bleiben wollen.“
„Das wünsche ich mir.“
Im Haus machte sie Licht und fröstelte. Cain spürte die Kälte ebenfalls, doch sie störte ihn nicht so sehr. Da sie beide den ganzen Tag außer Haus gewesen waren, hatte keiner Holz im Ofen nachlegen können.
„Ich kümmere mich darum“, sagte er.
Wie ein Ehepaar mit eingespielter Arbeitsteilung gingen sie ihren Aufgaben nach. Cain genoss das Gefühl der Stabilität, das Gefühl, zu Hause zu sein.
Als sie im Schlafzimmer wieder zusammenfanden, wie am Vortag ohne Licht, da der Lichtschein aus der Küche reichte, stellte Merritt die Weingläser auf den Nachttisch und kniete sich aufs Bett, um die Decke zurückzuschlagen und die Kissen aufzuschütteln. Jacken und Stiefel hatten sie bereits ausgezogen und an der Hintertür abgelegt.
Merritt lehnte sich in die Kissen und trank ein Schlückchen Wein. „Ah, das tut so gut. Was für ein unglaublicher, aber auch langer Tag.“ Sie bewegte ihre bestrumpften Füße, zog die Knie an und wandte sich Cain zu. Als er nach seinem Glas griff und sich neben ihr niederließ, stieß sie mit ihm an. „Danke für alles, was du getan hast. Ich meine zusätzlich zu der Heidenarbeit mit dem Hühnerhaus. Dass du im Café geholfen hast … Ich weiß, das liegt dir nicht.“
Leroy liegt es auch nicht, dachte Cain und trank von seinem Cabernet. Merritt und Alvie machte es Freude. Doch ihm sollte es recht sein. „Ich habe gern geholfen, besonders, weil es dich so glücklich macht.“
„Deshalb hatte ich auch Angst, ich könnte alles zerstören, wenn ich das Geschenk deines Großvaters annehme.“
Cain wehrte sich gegen einen spontan aufsteigenden Groll. „Können wir ihn bitte draußen halten?“ Er
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