Julia Saison Band 11
„Er hat gefragt, ob er vorbeikommen und mit uns über Charlie sprechen kann.“
„Ich wusste gar nicht, dass du noch Kontakt zu ihm hast.“
Cole sah sie seltsam an. Wenn Margaret es nicht besser wüsste, würde sie denken, er wäre eifersüchtig.
„Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen oder gesprochen. Nach unserem Telefongespräch bin ich jetzt allerdings wieder auf dem neuesten Stand. Er hat Brenda Carl geheiratet. Sie war in der Klasse unter uns. Die beiden haben zwei kleine Mädchen und erwarten im März einen Jungen.“
„Schön für ihn“, murmelte Cole. „Warum kommt er noch mal vorbei?“
Etwas bedrückte ihn. Er wirkte angespannt.
„Was meinst du?“, fragte sie betont locker. „Essen wir vor oder nach Ed?“
„Ich habe keinen Hunger …“
„Dann essen wir hinterher.“
„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“ Cole versuchte ein Lächeln, aber es gelang ihm nicht richtig. „Warum kommt er?“
„Ich bin nicht sicher.“ Unbehaglich erinnerte sie sich an das Gespräch. „Komm mit mir in die Küche, dann erzähle ich dir von dem Telefonat. Es war sehr seltsam.“
Cole folgte ihr und setzte sich an den Tisch. „Inwiefern?“
Margaret setzte den Teekessel auf, bevor sie sich zu ihm setzte. „Ich habe heute Morgen in Charlies Schule angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass er krank ist, und um zu fragen, ob es Hausaufgaben gibt, die ich abholen kann. Jedenfalls haben sie mich ewig in der Warteschleife gehalten, und dann war plötzlich Ed am Apparat.“
„Und?“
„Als ich gemerkt habe, dass es Ed ist, wusste ich nicht recht, was ich denken soll.“
„Ich erinnere mich, dass ihr beide dicke Freunde wart.“
Margaret errötete. „Ed war damals auf der Highschool in mich verliebt, aber ich habe seine Gefühle nicht erwidert. Es war … unangenehm.“
Cole sah nicht aus, als würde er ihr glauben, aber er sagte nichts weiter.
„Weißt du, was er will?“, fragte er stattdessen.
„Er hat nur gesagt, dass er mit uns über Charlie sprechen muss, und ich solle mir keine Sorgen machen.“
Er ergriff ihre Hand. „Aber das tust du trotzdem.“
Margaret nickte. Tränen brannten in ihren Augen, aber sie blinzelte sie fort.
„Ich mir auch. Aber egal, was es ist, wir schaffen das schon“, sagte er. „Mit Charlie ist alles in Ordnung.“
„Weil er uns hat.“
„Genau.“
9. KAPITEL
Ed Rice nippte an seinem Kaffee. Obwohl er ruhig wirkte, spürte Cole, dass er keinesfalls so gelassen war, wie er tat. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, und Schweiß stand auf seinem kahl werdenden Kopf. Außerdem schien er Coles Blick auszuweichen.
Vielleicht hatte ihn Margarets Vorschlag, in der Küche miteinander zu sprechen, aus dem Konzept gebracht. Er war sehr förmlich gekleidet in einem blauen Anzug und roter Krawatte, und sie baten ihn in die Küche. Außerdem war Margaret näher zu Cole gerückt, als sie sich an den Tisch setzten, als wolle sie deutlich machen, bei wem ihre Loyalität lag.
In diesem Moment löste sich die Anspannung in Coles Brust.
„Es tat mir leid, das von Joy zu hören.“ Ed konzentrierte sich ganz auf Margaret. „Ich weiß, wie eng ihr in der Highschool befreundet wart.“
„Sie war etwas Besonderes.“ Margaret seufzte. „Ich glaube, es gab niemanden, dem ich mehr vertraut habe.“
„Beide, Ty und Joy, waren besondere Menschen“, mischte sich Cole ein.
„Natürlich“, sagte Ed.
„Auch wenn es schön ist, dich zu sehen, Ed“, unterbrach ihn Margaret, „ich … wir möchten wirklich wissen, warum du hier bist.“
Ed warf einen verstohlenen Blick in seine Richtung, und plötzlich wusste Cole, warum er da war.
Bitte nicht!
„Charlies Lehrer ist aufgefallen, dass er nicht richtig mitkommt.“ Ed wählte seine Worte sehr sorgfältig. „Er hat mit Ty und Joy gesprochen und ihnen angeboten, dass Charlie an einem Programm teilnehmen kann, das ihm eine spezielle Leseförderung ermöglicht.“
„Wie läuft das?“, fragte Margaret.
Die Zeit schien plötzlich stillzustehen, als Ed auf seinem Holzstuhl hin und her rutschte. „Sie haben es abgelehnt.“
„Was?“ Überrascht setzte Cole sich auf. „Warum?“
„Eltern lehnen eine Teilnahme aus verschiedenen Gründen ab. Sie müssen mit dem Kind jeden Abend 30 Minuten üben. Manche können – wollen – diese Zeit nicht aufbringen.“
Cole runzelte die Stirn. „Das klingt nicht nach Joy oder Ty.“
„Ich vermute, du bist hier, weil Charlie immer noch Probleme hat.“ Margaret wirkte
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