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Julia Saison Band 11

Julia Saison Band 11

Titel: Julia Saison Band 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen r. Myers Cindy Kirk Marie Ferrarella
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nichts dergleichen angeordnet. Leroy, ihr Stellvertreter, hatte dem Speiseraum die ganze Zeit über den Rücken zugekehrt, doch sie sah, dass er alles im Fliesenspiegel beobachtete. Hatte sie denn eine andere Wahl, als ihre Arbeit zu tun? Sie hatte keinen Grund, Paxton anders zu behandeln als die übrigen Gäste.
    Sie zwang sich zur Ruhe, stellte den Becher und die Kaffeekanne sowie ein Körbchen mit Muffins und Brötchen auf ein Tablett, legte eine Serviette und Besteck dazu und trug es zum Tisch zurück, da sie einen gefüllten Becher nicht befördern konnte, ohne dass die Hälfte des Inhalts auf den Boden schwappte. Am Tisch angekommen, stellte sie den bauchigen Keramikbecher vor Paxton ab und schenkte ihm mit übertriebener Vorsicht ein.
    „Du hast dir wehgetan“, sagte Paxton, der sie beobachtete.
    „Nein, mir fehlt nichts“, antwortete sie widerwillig.
    „Aber du hinkst.“
    „Das ist Schnee von gestern“, sagte sie, stellte die Kanne aufs Tablett und kramte den Bestellblock aus ihrer Schürzentasche. „Möchten Sie Ihre Bestellung vielleicht erst später aufgeben?“ Es sah nicht so aus, als hätte er schon einen Blick in die Speisekarte geworfen.
    „Nicht nötig. Ich möchte Steak … Speck … Kartoffelpuffer … drei Spiegeleier … Brötchen und Bratensoße … und als Beilage Pfannkuchen.“
    Merritt selbst hätte fast eine Woche gebraucht, um das alles zu essen, doch sie notierte es und stellte dann den Brotkorb auf den Tisch. „Hier sind warme Muffins und Brötchen. Ich bringe Ihnen gleich ein Schälchen mit Soße, dann haben Sie was zu knabbern, während Sie auf den Rest warten.“
    In dem Bewusstsein, dass er sie beobachtete, gab sie sich größte Mühe, flink und normal zu gehen, doch wem wollte sie etwas vormachen? Ihre Hüfte quälte sie schon, seit sie vor drei Jahren aus diesem Greyhound-Bus gestiegen war.
    Zurück in der Küche heftete sie vor den Augen ihrer Chefin den Bestellbon aufs Förderband. „Er ist hier.“
    Alvie inspizierte die Bestellung, und ihr ungeschminkter, faltiger Mund verzog sich zu einem Lächeln, das eher Befriedigung als Belustigung ausdrückte. „Ja, Cain hat immer gern ausgiebig gefrühstückt.“
    „War er lange fort?“
    „Hat den größten Teil einer dreijährigen Haftstrafe abgesessen.“
    „Er war im Gefängnis?“
    „Hätte schlimmer kommen können. Manche behaupten, er hätte den Kerl, der zusammengeschlagen wurde, umbringen wollen.“
    Merritt waren seine Hände genauso aufgefallen wie der Rest seiner Erscheinung. Bei der bloßen Vorstellung, Zielscheibe seiner Wut zu sein, musste sie einen Angstschauder unterdrücken. „Aber wenn er es gar nicht getan hat, warum musste er dann ins Gefängnis?“
    „Weil das Opfer Klage eingereicht hatte. Hör zu, Motte, es ging um einen Unfall mit Fahrerflucht. Der Kerl, der dabei umkam, war Cains Onkel. Irgendwer hat sich wohl gedacht, wen kümmert schon ein besoffener Indianer weniger? Cain hatte ausreichend Informationen gesammelt, um Rückschlüsse auf den Täter ziehen zu können, und nahm ihn sich vor. Das Problem war nur, dass der Unfallfahrer Vormann auf der Paxton-Ranch war.“
    „Wie schrecklich.“ Doch Merritt war verwirrt. „Moment mal, Cain ist indianischer Herkunft und heißt auch Paxton?“
    „Ja“, sagte Alvie mit unüberhörbarem Sarkasmus. „Die Welt ist ein Dorf, nicht? Cains Vater war Sanford Paxtons einziger Sohn. Cains Mutter war eine reinrassige Sioux-Indianerin. Aber was Sanford betrifft, ist aus dieser Verbindung nie ein Mischprodukt hervorgegangen, verstehst du? Und jetzt kümmere dich um deine restlichen Gäste, bevor sie es sich anders überlegen und dir kein Trinkgeld geben.“
    „Jawohl, Ma’am.“
    Zunächst aber brachte sie Cain die versprochene Soße, die er über die Brötchen gießen konnte. Dann füllte sie noch einmal Kaffeebecher nach, Cains als letzten.
    „Möchten Sie noch einen Korb voll?“, fragte sie, als sie sah, dass er alles verspeist hatte.
    „Das ist verlockend, aber ich warte lieber auf den Rest meiner Mahlzeit. Alvies Essen ist noch besser als in meiner Erinnerung.“
    „Vielen Dank. Ich habe inzwischen das Backen übernommen.“
    Wenig später rief Alvie nach ihr. „Deine Bestellung, Merritt!“
    Sie versuchte, den Schmerz in ihrer rechten Hüfte zu ignorieren. Ihre Verletzung ersetzte ihr quasi den Wetterbericht. Um in dieser Nacht schlafen zu können, würde sie ein extrastarkes Schmerzmittel benötigen.
    Merritt hob die längliche Platte auf,

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