Julia Saison Band 17
aufgeräumt, während ich ungestört meinen Schönheitsschlaf gemacht habe. Deine Arbeit war verdammt noch mal mehr wert als diese lächerlichen 300 Dollar. Viel mehr. Wenn ich so darüber nachdenke, sind sogar 500 Dollar noch zu wenig. Ich finde, ich schulde dir noch etwas.“ Er nahm ihren Scheck und zerriss ihn in kleine Fetzen.
Irina wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
Wie schaffte er es nur immer wieder, sie so zu verwirren? Sie spürte gleichzeitig einen stechenden Schmerz und ein unglaubliches Glücksgefühl. Doch es war ihr wichtig, dass er sie in dieser Sache verstand. „Es ist nicht richtig.“
„Was ist nicht richtig?“
„Ein Mann bezahlt nicht seine Frau dafür, dass sie sein Essen kocht und sein Haus putzt.“
„Unser Haus.“
„Meinetwegen. Unser Haus. Was ich sagen will ist, dass du aufhören musst, mich zu bezahlen.“
„Kommt nicht infrage!“
Unnachgiebig sahen sie sich an.
Irina versuchte es noch einmal. „Wenn du schon nicht einsiehst, dass es falsch ist …“
„Nein, das sehe ich allerdings nicht ein!“
„Lässt du mich bitte meine Sätze beenden?“
„Ja, schon gut. Sprich weiter.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah sie mit verschränkten Armen finster an.
„Wenn du schon nicht einsiehst, dass es falsch ist, könntest du wenigstens an die Einwanderungsbehörde denken.“
„Als ob ich das vergessen könnte.“
„Wenn du mich weiterhin bezahlst, sieht es so aus, als wäre ich immer noch deine Angestellte. Nicht Ehefrau.“
„Das ist doch Unsinn!“
„Nein, ist Wahrheit.“
„Irina, ich bitte dich! Denk doch mal nach! Wenn zwei Leute heiraten und einer von beiden zu Hause bleibt, um sich um den Haushalt zu kümmern, dann ist es doch selbstverständlich, dass der andere sein verdientes Geld teilt. Die Einwanderungsbehörde wird es vollkommen normal finden, dass ich meiner Frau Haushaltsgeld und Taschengeld gebe. Du siehst, dein Argument ist schwach.“
„Schwach?“
„Ja, nicht logisch.“
„Aber es gefällt mir nicht, Caleb. Es ist schlecht für meinen Stolz.“
„Das weiß ich. Und das gefällt mir. Aber auch ich habe meinen Stolz. Diese Ehe ist keine Last für mich, Irina.“
„Nicht?“
„Nein. Im Gegenteil. Es ist großartig, mit dir verheiratet zu sein. Und weil du genauso schwer und gut arbeitest wie vorher, werde ich dir auch weiterhin Geld geben!“
Irina räusperte sich, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden. „Ich … also gut.“
Zufrieden rückte Caleb wieder näher an den Tisch und griff nach seiner Tasse. „Dann ist ja alles geklärt.“ Er trank einen Schluck.
„Da ist noch etwas …“
Über den Tassenrand hinweg warf er ihr einen fragenden Blick zu. „Dir ist klar, dass du gerade dabei bist, mir mein Sonntagsfrühstück zu verderben, oder?“
„Wir hätten einen Vertrag machen müssen, bevor wir geheiratet haben. Damit ich dir nicht dein Geld stehlen kann, wenn wir uns scheiden lassen.“
Entnervt stellte er seine Tasse wieder ab. „Wovon um alles in der Welt sprichst du?“
„Ich habe es gesehen. In einem Film. Es heißt Ehevertrag.“
„Irina, wir hatten keine Zeit für einen Ehevertrag.“
„Aber es gibt auch Ehevertrag nach Hochzeit. Wusstest du das?“
„Betrachte es doch bitte einmal aus meiner Perspektive“, erwiderte er, ohne auf ihre Frage einzugehen.
„Was meinst du?“
„Allein die Tatsache, dass du mir vorschlägst, nachträglich einen Ehevertrag abzuschließen, zeigt mir doch, dass ich keinen brauche. Du würdest nicht im Traum auf die Idee kommen, mir mein Geld wegzunehmen, Irina.“ Er griff nach den Schnipseln des zerrissenen Schecks. „Wenn du hinter meinem Geld her wärst, hättest du sicher nicht das Bedürfnis, mir Geld zurückzugeben.“
Sie sah ihn an und wusste, dass er recht hatte. Und trotzdem fühlte sie sich schlecht. Wie gern würde sie ihm ein wenig von dem, was er für sie getan hatte, zurückgeben.
„Nun iss endlich dein Frühstück“, sagte er schroff. „Inzwischen ist es sicher schon kalt.“
Sex, überlegte sie, während sie mit ihrer Gabel im Rührei herumstocherte. Zumindest das konnte sie für ihn tun. Er war so geduldig mit ihr. Es wäre nur fair, wenn sie ihm wenigstens diese Freude machen würde.
Doch auch in dieser Nacht brachte sie es nicht über sich, ihn einzuladen, mit ihr zu schlafen. Wie immer nahm sie seine Hand, als sie nebeneinander im Bett lagen. Mehr nicht. Die Hindernisse, die sie überwinden musste, bevor sie mit ihm
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