Julia Saison Band 17
aber nicht“, wandte Alex ein.
Die alte Georgia brannte darauf, keine Schwierigkeiten zu machen und das Thema zu wechseln. Doch die neue Georgia hatte es satt, höflich zu sein und den Erwartungen anderer Leute zu entsprechen. „So eine Beziehung hast du auch nicht zu den anderen Frauen im Kurs, aber vor ihnen bist du nicht weggelaufen.“
Nur vor mir. Plötzlich dämmerte es ihr. „Es hat dir gefallen“, flüsterte sie.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis Alex sagte: „Mehr als das. Und das war falsch von mir.“
„Weshalb?“
„Weil wir nun mal nicht so eine Beziehung haben.“
Georgia fasste sich ein Herz: „Warum eigentlich nicht?“
Alex starrte sie an. „Wie bitte?“
„Was hält uns davon ab?“
„Ich … du … wir haben geschäftlich miteinander zu tun.“
„Und warum kann es nicht mehr sein als das?“
Er wich ihrem Blick aus. „Ich eigne mich nicht für Beziehungen.“
„Wofür dann?“
„Nun, für … Begegnungen. Die vorbei sind, bevor sie richtig anfangen.“
„Meinst du One-Night-Stands?“
„Manchmal entwickelt sich etwas mehr daraus. Wesentlich mehr allerdings nicht.“
„Bist du denn nie einsam?“
Seine Augen verschatteten sich. „Es gibt Schlimmeres als Einsamkeit.“
Georgia fragte sich, was Alex widerfahren sein mochte, um diese Haltung auszulösen. „Na gut, dann also eine Begegnung“, hörte sie sich sagen. Ihr Wagemut verschlug ihr den Atem. So direkt war sie noch nie gewesen, nicht einmal Dan gegenüber. Das erste Mal mit ihm war irgendwie unausweichlich und linkisch gewesen, doch dies hier fühlte sich richtig an. Genau wie der Tanz vor dem Spiegel. „Hier, in Göreme. Wir haben zwei Nächte.“
„George …“
„Wenn du kein Interesse an mir hast, ist das in Ordnung. Aber wir sind hier in einer Fantasiewelt, also können wir ebenso gut das Beste daraus machen.“
„Wegen diesem Jahr und …“ Er brach ab. Er hatte wohl gemerkt, wie rau seine Stimme klang.
„Nein. Wegen dir und mir.“ Georgia holte tief Luft. „Ich finde, wir sollten jetzt gehen.“
„Und der Nachtisch?“ Alex klang ratlos, beinahe verzweifelt.
„Willst du denn Nachtisch?“ Sie hielt seinem Blick stand, obwohl es das Schwerste war, was sie je getan hatte.
Allmählich verflüchtigte sich der Argwohn aus seinen dunklen Augen und machte erst Erleichterung, dann Verlangen Platz.
Georgia spürte, wie ihr Herz schneller und heftiger gegen ihre Rippen schlug. Aus heiterem Himmel meldeten sich Zweifel in ihrem Hinterkopf. Im Kostüm vor einem Spiegel zu tanzen, das ging ja noch. Sich einem Mann wie Alex unverblümt anzubieten, stand auf einem ganz anderen Blatt. Was, wenn er ihr Angebot annahm? Sex mit Alex Rush …
Georgia stellte sich vor, dass ihr Baumwollkleid aus Seide war und sie einen Schleier trug, der nur ihre Augen frei ließ. Das half. Dann rief sie sich in Erinnerung, wie ihre Blicke sich im Spiegel getroffen hatten. Als sie Alex jetzt ansah, stellte sie fest, dass sie gar nicht auf ihre Fantasie angewiesen war, denn der Ausdruck in seinen Augen glich dem von jenem Abend in der Tanzschule. Nur versuchte er diesmal nicht, ihn zu unterdrücken, was es noch eindringlicher und aufregender machte.
Gleichzeitig standen sie auf. „Welches Zimmer?“, murmelte er.
„Deins. An dich wäre der Whirlpool sonst verschwendet.“
„Nur, wenn ich ihn allein benutze“, raunte er ihr ins Ohr, sodass sie seinen Atem an ihrer Haut spüren konnte.
Vor ihrem geistigen Auge stieg ein reizvolles Bild auf: Alex und sie, eng umschlungen im warmen Wasser …
Er legte ihr die Hand auf den Rücken und führte sie aus dem Restaurant. Die sanfte Berührung war eine verheißungsvolle Andeutung dessen, was sie in dieser Nacht noch erwartete. Georgia spürte, wie das Blut in ihren Adern heiß zu pulsieren begann. Um ein Haar hätten die Beine unter ihr nachgegeben … Doch sie wusste, dass Alex sie in diesem Fall einfach hochgehoben und in seine Suite getragen hätte – wie der Eroberer, mit dem er sich nach dem Rennen am Hadrianswall verglichen hatte und dem sie sich schon damals liebend gern ergeben hätte.
Vor seinem Zimmer angekommen, legte er ihr beide Hände auf die Schultern. Fragend schaute er ihr in die Augen. „Bist du sicher?“
Sie vergeudete keine Zeit mit Worten, sondern stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Ja, sie war sicher. Jedenfalls, was die Zeit bis zum Abflug am Sonntag betraf. Weiter wollte sie nicht denken. Die alte
Weitere Kostenlose Bücher