Julia Saison Band 17
außerhalb des Zauns zu konzentrieren. Das war immer noch nahe genug an der Stelle, wo Annette das Tagebuch gefunden hatte.
Als die Dunkelheit hereinbrach und die Sterne über ihm zu funkeln begannen, hatte Jared viel Erde außerhalb des weißen Lattenzauns umgegraben. Und dadurch auch einige Aufmerksamkeit bei Annettes Nachbarn erregt, obwohl keiner herausgekommen war, um nachzufragen, was er da eigentlich tat. Für diesen Fall hatte er sich eine Geschichte zurechtgelegt, dass er gehört hätte, hier seien Pfeilspitzen zu finden. So würden die Leute eben glauben, dass er ein ausgefallenes Hobby besaß.
Auf die Schaufel gestützt, schaute er über die weite Fläche, die sich vor ihm von den Reihenhäuschen bis zu einem Spielplatz ausdehnte. Lagen die persönlichen Dinge, die Tony Amati versteckt hatte, vielleicht eher hier als in Annettes Garten?
Jared lockerte seine Finger, die sich allmählich verkrampften. Aber er wollte auf keinen Fall schon aufgeben.
Durch die Dunkelheit hörte er Annette fragen: „Kennst du Erdhörnchen?“
Allein der Klang ihrer Stimme genügte, um ein Feuer der Alarmstufe zehn in ihm auszulösen. Doch er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, welche Wirkung sie auf ihn ausübte. Er streifte die Handschuhe ab und steckte sie in eine der Gesäßtaschen seiner Jeans.
„Erdhörnchen?“, fragte er.
Annette reichte ihm einen großen Keramikbecher, aus dem Dampf aufstieg. „Die sind Weltmeister im Umgraben. Aber du könntest ihnen problemlos Konkurrenz machen.“ Sie deutete auf die durchwühlte Erde um sie herum.
„Wenn ich für jedes Loch, das ich in den letzten beiden Tagen gegraben habe, zehn Cent kriegen würde, wäre ich ein reicher Mann.“ Der köstliche Duft nach heißem Kakao stieg ihm in die Nase.
Erst jetzt merkte Jared, wie wunderbar er in der Kühle des Abends schmecken würde. Obwohl die Winter in dieser Gegend von Texas meist recht mild waren, sanken die Temperaturen nachts doch spürbar.
Er lehnte die Schaufel an den Zaun. Annette hielt ihren Becher mit beiden Händen umfangen und blies darauf, um den Kakao etwas abzukühlen. Sie trug einen langen Wollmantel über ihrer Kellnerinnenuniform. Sie war also gerade erst vom Diner nach Hause gekommen.
„Musstest du heute Überstunden machen?“, fragte er.
„Nein. Ich bin nach der Arbeit noch eine Weile geblieben, weil Violet Jackson da war.“
„Die Reporter schnüffeln also wieder herum“, stellte Jared fest.
„Allerdings. Sie und Davis bleiben bei der Amati-Story am Ball“, erwiderte Annette. „Selbst ihre Hochzeit vor Kurzem hat sie nicht davon abgehalten. Ich schätze, sie lassen nicht locker, bis sie Tonys gesamte Geheimnisse aufgedeckt haben.“
„Tut mir leid, dass du da mit hineingezogen wurdest. Die beiden wissen, dass ich im Diner esse, und sie glauben wohl, ich hätte dir etwas über Tony erzählt.“
Nur allzu gern hätte sie wohl selbst nachgefragt, weshalb er von dem Mann so besessen war. Aber sie hielt sich zurück.
„Du hast sicher recht“, sagte sie. „Aber Violet ist immer so nett und locker, wenn sie mich anspricht. Nicht dass ich ihr irgendetwas zu berichten hatte.“
Annette wanderte um die Erdlöcher herum, und er folgte ihr, ohne überhaupt darüber nachzudenken. Vielleicht lag es am Sternenhimmel über ihnen. Oder an Annettes Parfum.
Es hätte alles an ihr sein können. Jedenfalls konnte er ihr nicht widerstehen, und wenn er sich noch so sehr bemühte.
„Man könnte fast annehmen, dass Violet und Davis einen sechsten Sinn für solche Dinge haben“, meinte er. „Als wüssten sie, dass du das Tagebuch gefunden hast.“
„Das bezweifle ich.“ Annette lachte. „Obwohl …“
„Was denn?“
Sie überlegte, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Nachdem du gestern weggefahren bist, habe ich Tonys Tagebuch komplett durchgelesen. Es stehen ein paar eigenartige Dinge drin, die mögliche Nachforschungen in eine ganz andere Richtung lenken könnten.“
Meine furchtbaren Sünden.
Gemeinsam erreichten sie den Spielplatz, wo die Schaukeln im sanften Wind hin und her schwangen, während die Rutschen und Klettergerüste schwarze Schatten warfen.
Jared lehnte sich an das Schaukelgerüst. Sein Herz schlug schneller als üblich. Er hätte schwören können, es war laut genug, dass Annette es hören konnte.
„Du hast doch nichts über diese eigenartigen Dinge zu Violet gesagt, oder?“, fragte er.
„Nein.“
Mit einem langen Blick, der ihm tausend wunderbare und verbotene
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