Julia Saison Band 17
Valentinstag bevorstand, schien jeder guter Laune zu sein. Viele trugen rot-weiße Pullover und summten die romantischen Songs aus dem Radio mit.
Nachdem eine Gruppe von Gästen gegangen war, räumte Annette deren Teller ab und wischte die Theke bis auf das Ende, an dem die Schachspieler saßen.
George Manderly und Dexter Lars hockten versunken vor ihrem Brett und strichen sich die grauen Bärte. Annette füllte ihnen zum dritten Mal Kaffee nach, da schaute George plötzlich auf.
„Oh, er lebt“, scherzte Annette.
Dexter starrte immer noch auf das Brett, aber George reckte nun die drahtigen Arme. „Ab und zu muss man mal in der Realität auftauchen.“
Als sie sich abwandte, bemerkte sie, wie George ihren Bauch musterte und dann die Brauen zusammenzog.
Wie schön. Heute würde also endlich jemand im Diner etwas über ihren Schwangerschaftsbauch sagen, den sie nicht mehr verbergen konnte. George sah sie an, doch sie lächelte nur.
„Warum brauchst du so lange, mein Alter?“, fragte Dexter. Dann folgte er dem verblüfften Blick seines Kumpels. Sofort knurrte er George an: „Wehe, du hältst jetzt nicht die Klappe.“
Das Gesicht hochrot, wandte dieser sich wieder seinem Spiel zu und fixierte wie gebannt das Brett. Dexter warf Annette noch einen schnellen Blick zu, wurde ebenfalls rot und widmete sich dann hastig seinen eigenen Figuren.
Annette seufzte. Plötzlich war es totenstill im Raum. Alle Anwesenden taten so, als müssten sie sich dringend auf ihre Kuchen und ihren Kaffee konzentrieren.
Annette überlegte, ob sie selbst etwas sagen sollte. Andererseits ging ihre Schwangerschaft im Grunde niemanden etwas an.
Ein Cowboy, eine Frau und ein süßes kleines Mädchen mit dunklen Locken wie die ihrer Mutter standen von ihrem Tisch auf und kamen an die Kasse. Eine willkommene Ablenkung. Annette stellte die Kaffeekanne auf die Warmhalteplatte und wandte sich ihnen zu.
Conn Flannigan und Rita Niles lächelten Annette an, während Ritas vierjährige Tochter Kristy erwartungsvoll zu ihr aufschaute. Mit einem Lächeln holte Annette einen Lolly aus der Schublade unter dem Tresen und gab ihn der Kleinen.
Nachdem Kristy sich brav bedankt hatte, erkundigte sich Annette: „Na, habt ihr fürs Wochenende schon alles vorbereitet?“
Conn, der den Arm um Rita gelegt hatte, reichte Annette das Geld. „Normalerweise ist um diese Jahreszeit im Hotel ja nicht viel los, aber jetzt haben wir großen Andrang. Wahrscheinlich sind wir am Wochenende voll ausgebucht.“
Rita, die Eigentümerin des historischen St. Valentine-Hotels, blickte ihren Verlobten an. „Es ist wegen der Valentinstag-Beleuchtung auf der Helping-Hands-Ranch. Die zieht viele Besucher an.“ Abwesend rieb sie sich ihren runden Bauch und ließ dabei liebevoll ihre Augen auf Conn ruhen. Man sah ihnen an, wie verliebt sie waren.
„Die Beleuchtung soll etwas ganz Besonderes sein.“ Annette bongte die Rechnung ein.
Kristy lutschte bereits an ihrem Lolly. Sie schaute zuerst auf Annettes Bauch und danach auf den ihrer Mutter. Dann nahm sie den Lolly aus dem Mund und stellte fest: „Du siehst genauso aus wie meine Mommy.“
Erneut herrschte Totenstille, und alle hatten die Ohren gespitzt.
Mit einem etwas verlegenen Lachen nahm Rita ihre Tochter bei der Hand.
„Du hast recht“, sagte Annette zu Kristy. „Ich bekomme ein Baby, so wie deine Mom.“
Einer der Schachspieler fing an zu husten.
Rita wartete einen Moment, ehe sie fragte: „Und wie weit bist du?“
„Siebter Monat. Und du?“
„Im sechsten, aber bei mir sieht man es viel deutlicher als bei dir.“
Auf einmal schien sich die allgemeine Spannung gelöst zu haben. Doch Kristy war noch nicht fertig.
Unschuldig meinte sie: „Wo ist denn der Daddy?“
Okay, dachte Annette, jetzt ist es so weit. „Sein Dad hatte einen Autounfall, bevor er etwas von dem Baby wusste. Er hat es also nie erfahren.“
„Oh, das tut mir sehr leid“, antwortete Rita voller Mitgefühl.
„Danke.“ Annette strich über ihren Bauch. Wegen ihrer Lüge kam sie sich mies vor, doch es war sicherer so. „Trotzdem, uns beiden geht es gut.“ Sie achtete darauf, dass jeder im Raum ihre Worte mitbekam.
Conn und Rita lächelten ihr aufmunternd zu. Dann sagte Rita: „Falls du irgendwas brauchst, lass es uns wissen.“
„Das mache ich.“ Annette hatte gehört, dass Ritas erster Mann sie und Kristy verlassen hatte. Doch dann war Conn in ihr Leben getreten und hatte ihr Herz im Sturm erobert. Ein wahres Happy
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