Julia Saison Band 17
Lichtern an ihrem Zaun hingen auch noch weiße leuchtende Herzen von ihrem Dach. Und neben der Terrassentür entdeckte sie einen großen roten Karton mit einer weißen Schleife.
Lachend bückte Annette sich danach. Der Karton war gefüllt mit funkelndem Herzchen-Konfetti, und mittendrin lag eine Schachtel Pralinen.
Jared. Wahrscheinlich war ihm aufgefallen, dass ihr Haus nicht für den Valentinstag geschmückt gewesen war. Sie hatte das Geld für Babysachen gebraucht.
Ihr Lächeln wurde zittrig, als sie daran dachte, wie sehr sich ihre Mutter immer auf alle Feiertage gefreut hatte. Doch dieses Jahr würde sie am Geburtstag ihrer Mutter nicht so traurig sein wie sonst.
Als Annette die Lichter ausgeschaltet hatte, ging sie wieder hinein, noch immer mit diesem wundervollen Gefühl in ihrem Innern. Eingecremt und mit einem Becher warmer Milch kuschelte sie sich schließlich ins Bett, um sich auszuruhen. Dann schlug sie Tony Amatis Tagebuch an einer Stelle auf, die sie besonders berührt hatte.
Was hat sie nur an sich, dass sie mein ganzes Leben wieder so lebenswert macht? Ist es die Art, in der sie mir zeigt, dass es völlig gleichgültig ist, was in der Vergangenheit geschah? Liegt es daran, wie sie mir das Gefühl vermittelt, dass ich ihr tatsächlich glauben kann? Sie weiß nicht, was mich nach St. Valentine gebracht hat. Bald werde ich es ihr sagen, denn wenn ich ihr gegenüber mit einer Lüge lebe, wäre ich nicht der Mann, für den sie mich hält. Dazu liebe ich sie zu sehr. Sie hat es verdient, die Wahrheit zu erfahren.
Ihr gegenüber könnte ich niemals vorgeben, ein anderer zu sein.
Jeden Tag kostet es mich Mühe, mich ihrer Liebe würdig zu erweisen. Aber ich habe mich schon damit abgefunden, dass Liebe auch Schmerz bedeutet. Liebe heißt Arbeit. Aber die Liebe hat mir auch dieses neue Leben und einen neuen Sinn geschenkt. Für ihre Liebe würde ich alles tun.
Annette wünschte, sie könnte Tony Amati fragen, wann er dieses komplizierte Gefühl in sich entdeckt hatte. Und wann er sich selbst eingestanden hatte, dass er tatsächlich verliebt war.
Jared hatte gerade den Stall der Harrison-Ranch ausgemistet und zog sich die Arbeitshandschuhe aus, als sein Kollege Dale Wesley zu ihm kam.
„Du haust ab?“, fragte Dale.
„Ich bin hier so gut wie fertig. Ich muss nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigen.“
Mit seinem verwegenen Grinsen wickelte Dale, der nicht älter als fünfundzwanzig sein konnte, die meisten Frauen mühelos um den Finger. Das hatte Jared im Saloon schon häufiger mitbekommen.
Das fröhliche Grinsen schwand jetzt jedoch. „Ich dachte bloß, du solltest wissen, dass einiges geredet wird, Jared.“
„Es wird doch immer geredet, oder?“
„Ja, aber bisher noch nie so viel über dich und Annette.“
Verärgert schaute Jared auf. „Was soll das heißen?“
„Ich habe das Gerücht nicht aufgebracht.“ Dale schob seinen Stetson zurück, unter dem ein Schopf brauner Haare zum Vorschein kam. „In dieser Stadt reden die Leute ständig über irgendwas. Und jetzt sind sie auf einmal alle völlig fasziniert von Annettes Zustand.“
„Sie spekulieren also darüber, wer der Vater des Kindes ist, ja?“
„Richtig. Anscheinend hat sie Rita Niles erzählt, dass der Vater des Kindes gestorben ist. Was aber einige Klatschmäuler nicht davon abhält, sich etwas anderes auszudenken. Die Leute langweilen sich hier und spinnen sich gerne was zurecht. Du warst in letzter Zeit oft mit Annette zusammen. Das hat ihre Fantasie offensichtlich angeregt.“
„Ach, komm schon.“ Jared schlug sich die Handschuhe gegen den Schenkel. „Willst du mir etwa weismachen, dass jemand einfach aus Spaß solche Lügen verbreitet?“
„Scheint so, aber ich bin bloß der Bote, Kumpel.“
„Weißt du, von wem das Gerücht ausgeht?“
„Könnte jeder sein, der gerade im Diner war, als Annette und Rita darüber gesprochen haben.“
Gestern Abend hatte Jared nicht auf die anderen Gäste im Diner geachtet. Außerdem war er erst später dazugekommen, nachdem er Annettes Häuschen für den Valentinstag geschmückt hatte.
„Ich dachte nur, du solltest es wissen.“ Dale schlug ihm auf die Schulter, ehe er in den Stall ging.
Jareds Zorn wuchs langsam, aber stetig, während er auf dem Weg zu seiner Hütte war, wo er duschte und frische Sachen anzog. Was konnte er gegen diesen Tratsch tun? Und wie sollte er die Quelle des Gerüchts ausfindig machen?
Anstatt an Annettes Haus weiterzugraben, fuhr er zum Diner.
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