Julia Sommerliebe 0020
nicht sicher, ob sie Rodolfo von der Schwangerschaft erzählen sollte. Was, wenn er es für einen Trick hielt? Es gab so viele Dinge, über die sie nachdenken musste.
Victoria schloss die Augen, ließ den Kopf auf das weiße Baumwollkissen sinken und dachte an Rodolfo. Sie sah ihn wieder vor sich: mit dunklen Haaren, markanten Gesichtszügen und lachenden Augen, die sie strahlend anblickten.
Und plötzlich wurde ihr klar, dass sie dieses Kind wollte.
Sein Kind.
Und nichts und niemand würde sie davon abbringen.
„Hören Sie, ich muss wissen, wo sie ist“, erklärte Rodolfo der Arzthelferin, die misstrauisch von ihrem Schreibtisch zu ihm aufblickte.
„Es tut mir leid, aber ich bin nicht befugt, Ihnen Auskünfte zu erteilen. Ich rate Ihnen, sich mit Miss Woodwards Agentin in Verbindung zu setzen.“
„Das habe ich bereits getan. Sie sagt mir nur leider nichts.“
„Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen.“
In diesem Augenblick kam Dr. Harper über den Flur, um eine Patientenakte einzusehen. Als er Victorias Namen hörte, blickte er auf. Flüchtig betrachtete er den hochgewachsenen Mann, der sich offensichtlich nicht abwimmeln ließ. Dank seiner guten Menschenkenntnis bemerkte der Arzt sofort, dass es sich um einen Mann mit Einfluss handelte. Womöglich war dies der Vater von Victorias Baby? Sie hatte so unsicher und verwirrt gewirkt, als das Thema zur Sprache gekommen war. Dabei strahlte dieser Mann Reife und Entschlossenheit aus. Auf jeden Fall war er keiner dieser verantwortungslosen jungen Möchtegern-Stars.
Dr. Harper fragte sich, ob es nicht seine Pflicht war, diesen zwei Menschen zu helfen. Man musste ihnen doch eine Chance geben, selbst über ihre Zukunft zu entscheiden – bevor es die Öffentlichkeit tat. Außerdem kam ihm dieser Mann irgendwie bekannt vor.
Plötzlich fiel es ihm ein: Das war niemand Geringeres als der Prinz von Malvarina, der dort stand. Dr. Harper hatte ihn unlängst bei einem Segelturnier gesehen. Sollte der Prinz etwa der Vater des Babys sein?
„Kann ich Ihnen helfen, Sir?“, fragte er.
„Verzeihung?“ Rodolfo blickte auf. „Ja, vielleicht können Sie das. Ich suche eine Patientin von Ihnen. Victoria Woodward. Aber es scheint unmöglich zu sein, hier irgendwelche Informationen zu bekommen.“
„Bitte kommen Sie doch in mein Büro. Vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen.“
Mit offenem Mund sah die Arzthelferin zu, wie die beiden Männer im Büro des Chefarztes verschwanden.
„So, jetzt möchte ich mich erst einmal vorstellen. Ich bin Dr. Harper, Victorias behandelnder Arzt.“
„Rodolfo Fragottini.“
„Ich weiß, Hoheit. Ich dachte mir, wenn Sie eine so lange Reise auf sich genommen haben, dann muss Ihnen Victorias Wohlergehen wirklich am Herzen liegen“, erklärte Dr. Harper lächelnd und deutete auf den Besucherstuhl, während er selbst hinter dem Schreibtisch Platz nahm.
„Da haben Sie recht, Dr. Harper. Ich mache mir große Sorgen um Victoria.“
„Stehen Sie beide sich nahe?“
„Wir … wir sind gut befreundet“, erwiderte Rodolfo vorsichtig.
„Nun, es geht mich nichts an“, bemerkte Dr. Harper langsam, „aber sie scheint ein nettes Mädchen zu sein. Ein bisschen verloren in diesem ganzen Hollywood-Zirkus. Es täte ihr gut, wenn sich jemand um sie kümmern würde.“
„Dann sagen Sie mir bitte, wie ich sie erreichen kann. Sie würden uns beiden einen großen Gefallen tun.“
„Das verbietet mir leider meine Schweigepflicht“, erwiderte der Arzt kopfschüttelnd. „Patienteninformationen darf ich grundsätzlich nicht rausgeben.“
„Dann sagen Sie mir wenigstens, wie es ihr geht.“
„Den Umständen entsprechend gut. Sehr gut sogar.“
Rodolfo atmete erleichtert aus. „Und ich hatte schon befürchtet, sie hätte wieder irgendwelche Medikamente genommen.“
„Nichts dergleichen. Victoria muss sich nur ausruhen. Hören Sie, wenn Sie möchten, kann ich die junge Dame anrufen und dabei erwähnen, dass Sie sie gern besuchen würden.“
„Würden Sie das für mich tun?“
„Gerne. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer. Ich werde mich dann im Laufe des Tages bei Ihnen melden.“
Victoria konnte es nicht glauben. Rodolfo – hier in L.A.? Hatte er etwa die Schlagzeilen gelesen und sich auf den langen Weg gemacht, um nach ihr zu sehen? Oder war sein Aufenthalt hier reiner Zufall?
Was sollte sie jetzt machen? Wie oft hatte sie in den vergangenen Wochen von diesem Moment geträumt, sich ausgemalt, wie es sein würde, wenn er auf einmal
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