Julia Sommerliebe 0020
das also. Ich hätte es wissen müssen, als ich nichts von dir gehört habe. Kaum warst du wieder zu Hause, hast du dir auch schon einen anderen …“ Abrupt hielt er inne, trat ans Fenster und blickte hinaus auf die Hügel Hollywoods.
Er war ein Idiot, ein verdammter Narr. Bitter lachte er auf und schüttelte den Kopf. Es wäre auch zu schön gewesen. Wahrscheinlich hatte sie sich irgendeinen dummen Schauspieler angelacht. Oh nein, Victoria war keineswegs das unschuldige, süße Wesen, von dem er geträumt hatte. Er hatte sich die ganze Zeit etwas vorgemacht. Sie war einfach nur ein gewöhnliches Hollywood-Sternchen, das sich amüsieren wollte.
Er wandte sich wieder um und warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Du bist widerlich“, sagte er schließlich. „Wenigstens hättest du es mir sagen können, bevor du mit mir ins Bett gegangen bist. Hast du denn überhaupt keine Skrupel? Du erwartest das Kind eines anderen Mannes und hast trotzdem die Nerven, deinen Spaß mit mir zu haben?“
„Das Kind eines anderen?“, flüsterte sie verständnislos.
Plötzlich wurde ihr klar, was er meinte. Wie erstarrt saß sie am Tisch. Niemals hätte sie gedacht, dass er so reagieren würde. Wut kochte in ihr hoch, und Stolz und Schmerz kamen hinzu.
„Wie ich sehe, bist du doch nichts weiter als ein selbstgerechter Playboy“, stieß sie hervor. „Du verdienst mein Vertrauen nicht, ich hätte den Mund halten sollen. Und ich dachte noch, dass du ein Recht auf die Wahrheit hast.“
„Warum? Ich glaube, dass du sehr gut alleine für dich sorgen kannst. Wenn es nicht dein neuer Liebhaber tut. Und jetzt sollte ich besser verschwinden, bevor er hier auftaucht. Wir wollen ja keine Probleme machen, oder?“ Damit nahm er sein Jackett, verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Victoria warf sich aufs Bett und hielt sich die Hände vors Gesicht. Wie konnte er ernsthaft glauben, dass sie das Kind eines anderen erwartete? Wie konnte er so etwas auch nur denken?
Sie ließ ihren Tränen freien Lauf, bis sie irgendwann erschöpft in einen traumlosen Schlaf sank.
„Willst du mich auf den Arm nehmen?“ Anne war fassungslos. „Das hat uns gerade noch gefehlt. Und du bist dir ganz sicher, dass du dieses Kind bekommen willst?“
„Natürlich bin ich mir sicher. Sonst hätte ich es dir nicht erzählt.“
„Aber denk doch nur an den Medienrummel. Alle werden sich fragen, wer der Vater ist. Apropos – wer ist es denn?“
„Das geht niemanden etwas an.“
„Schön und gut, meine Liebe. Aber wenn du denkst, dass die Presse sich mit so einer Aussage zufriedengibt, dann liegst du gründlich falsch. Die werden dir hinterherjagen, bis sie es herausgefunden haben. Also sag es mir lieber gleich, damit ich rechtzeitig reagieren kann.“
Victoria sah ein, dass Anne recht hatte. „Also gut. Es ist Rodolfo. Der Prinz.“ Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen.
Anne zog hörbar die Luft ein. „Der Prinz von Malvarina? Du meine Güte.“ Sie hatte geahnt, dass sich zwischen Victoria und dem Prinzen etwas entwickelte. Aber niemals hätte sie mit diesen Konsequenzen gerechnet. „Und hast du ihm die gute Nachricht schon überbracht?“
„Ja, in der Tat“, erwiderte Victoria bitter.
„Klingt nicht so, als hätte er sich sehr darüber gefreut.“
„Er ist fest davon überzeugt, dass ich mir hier in Hollywood einen neuen Mann gesucht habe, der mich dann prompt geschwängert hat. Verrückt, was?“
„So ein Schlamassel. Warum hast du ihm nicht gesagt, dass das nicht stimmt?“
„Weil er mir gar keine Gelegenheit dazu gegeben hat. Er war auf und davon, bevor ich überhaupt ein Wort sagen konnte.“
„Männer.“ Anne schüttelte den Kopf und seufzte. „Ein Haufen Dummköpfe, alle miteinander. Also gut, wenn er das Baby nicht als seins akzeptieren will, behalten wir die Sache lieber erstmal für uns – bis ich mir etwas überlegt habe. Am besten sagen wir es nicht einmal Ed.“
„Und was soll ich machen, wenn mir während der Dreharbeiten wieder schlecht wird?“
„Mir fällt schon etwas ein. Mach dir keine Sorgen. Ich bin nur froh, dass du es mir gesagt hast, Vic.“
Nach dem Gespräch mit Anne ging es Victoria ein wenig besser. Doch die Enttäuschung und Wut auf Rodolfo setzten ihr noch immer zu. Wie gerne hätte sie ihm die Meinung gesagt! Wenn sie nur gewusst hätte, wie …
Gegen Nachmittag fasste Anne einen Entschluss. Zwar mochte dieser moralisch nicht völlig korrekt sein.
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