Julia Sommerliebe 0020
„So schnell geht das nicht. Vor einer Stunde wolltest du nichts mehr von mir wissen, und jetzt verlangst du von mir, dass ich alles stehen und liegen lasse. Ich kann mich nicht einfach so davonstehlen. Und außerdem weiß ich gar nicht, ob ich auf Malvarina leben möchte.“
„Du weißt nicht, ob du auf Malvarina leben möchtest?“, fragte er verwundert. „Was soll das heißen?“
„Ich will nicht einfach so meine Karriere aufgeben. Nicht für eine unverbindliche Romanze irgendwo auf einer winzigen Insel.“
„So sollte eine zukünftige Fürstin nicht über ihr Land sprechen, meinst du nicht?“, fragte er, während er erneut ihre Hand nahm und ihr tief in die Augen blickte. „Victoria, ich mache es ganz offiziell. Ich liebe dich. Ich will und kann nicht mehr ohne dich leben. Wirst du mir die Ehre erweisen und meine Frau werden?“
Victorias Herz schien für einen Moment stillzustehen. Sie war sprachlos. Konnte das wirklich wahr sein? Hatte der Mann, den sie liebte und den sie immer lieben würde, gerade um ihre Hand angehalten? Noch vor wenigen Minuten hatte sie geglaubt, ihn für immer verloren zu haben. Und nun stand er vor ihr und bat sie darum, seine Frau zu werden. Seine Prinzessin.
„Ich …“
„Sag es mir ehrlich, Victoria. Willst du meine Frau werden oder nicht?“ Sein Blick war nun streng und fordernd, doch seine Stimme zitterte leicht.
„Ja“, brachte sie schließlich hervor. „Oh ja, ich will. Aber zuerst muss ich hier meine Arbeit zu Ende bringen …“
„Nun, das werden wir noch sehen“, erwiderte er zärtlich. Dann nahm er sie fest in seine Arme und küsste sie so voller Leidenschaft, dass Victoria abermals schwindelig wurde. Diesmal jedoch vor Überwältigung.
Vor ihr, Victoria Woodward aus Hetherington, lag eine strahlende Zukunft. Eine Zukunft an der Seite eines wahrhaftigen Märchenprinzen und wunderbaren Mannes. Ihre Träume waren in Erfüllung gegangen, und sie würde dieses Glück nie wieder loslassen. Für keinen Ruhm der Welt.
– ENDE –
Margaret McDonagh
Liebe mich bei
Sonnenuntergang
PROLOG
Der hohe, angstvolle Schrei einer Frau gellte durch die Stille.
Sebastiano Adriani, der mit energischen Schritten durch die dunklen Straßen gegangen war, hielt inne und ließ den Blick umherschweifen. Dann wechselte er die Richtung, um der Sache auf den Grund zu gehen. Er wollte sich vergewissern, dass niemand in ernsthaften Schwierigkeiten war.
In den frühen Morgenstunden dieses Julitages herrschte Stille in Florenz. Nur ein paar Straßenkehrer waren zu sehen, außerdem gelegentlich ein Liebespaar, das nach einem romantischen Abend eng umschlungen nach Hause spazierte. Weil es sommerlich heiß und schwül war, hatte Seb die Krawatte abgelegt und den obersten Knopf seines Hemds geöffnet. Das Jackett seines Armani-Anzugs trug er lässig über einem Arm. Obwohl es schon so spät war, hatte er sich dazu entschieden, zu Fuß zu seinem exklusiven, aber unpersönlichen Apartment in der Nähe des Krankenhauses zu gehen. Die Aussicht, allein zu sein und sich etwas zu bewegen, hatte ihn gelockt.
Es war ein netter Abend gewesen. Seb hatte Lidia di Napoli erst zum Abendessen in ein Restaurant ausgeführt, das zu den exklusivsten der ganzen Stadt gehörte und mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet war. Danach hatten sie bei einem Open-Air-Konzert klassischer Musik gelauscht. Eigentlich hatte Seb einen anderen Musikgeschmack, aber Lidia, eine hübsche junge Schauspielerin, hatte einen entzückenden Schmollmund gezogen und ihn gebeten mitzukommen.
Ihr nochmaliges Schmollen am Abend, als Seb einen dringenden Anruf aus dem Krankenhaus erhalten hatte, war weniger entzückend gewesen. Es war um einen Patienten gegangen, der unentgeltlich behandelt wurde und bei dem nach einem schweren Verkehrsunfall eine komplizierte Gesichtsoperation notwendig gewesen war. Dem jungen Mann war es plötzlich sehr schlecht gegangen, sodass Sebastiano umgehend ins Krankenhaus hatte fahren müssen. Der Zustand des Patienten war inzwischen stabil, doch er befand sich immer noch auf der Intensivstation.
Lidia hatte ihrem Unmut über den plötzlichen Abschied wortreich Ausdruck verliehen, als Seb dem Taxifahrer Geld gegeben hatte, der sie nach Hause bringen würde. Wenn sie darauf hoffte, ihn wiederzusehen, würde sie begreifen müssen, dass bei ihm seine Arbeit an erster Stelle stand. Aber nach Hause begleitet hätte er Lidia trotz ihrer wenig subtilen Andeutungen ohnehin nicht: Seb verbrachte die Nacht
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