Julia Sommerliebe 0020
strich er sich durchs Haar.
Maria berührte ihn sanft am Arm. „Vielleicht kommt sie ja zurück, bevor du zum Flughafen musst“, versuchte sie, ihn zu trösten.
Seb wünschte sich sehnlichst, Gina könnte mit ihm nach Florenz fliegen. Höchstwahrscheinlich würde sie ihm diese Bitte jedoch abschlagen – jetzt, da so vieles zwischen ihnen stand. Außerdem wusste er, dass sie Maria nicht alleinlassen würde. Er konnte nur hoffen, dass sie alles klären konnten, wenn er wieder auf Elba war.
Um sich abzulenken, ging Seb in die Villa und griff zum Telefon. Er wollte sich über den Verlauf der Rettungen und den aktuellen Stand informieren. Zum Glück waren alle Verletzten aus den Trümmern geborgen worden, niemand wurde mehr vermisst. Es hatte fünfzehn Tote gegeben, was angesichts des Ausmaßes der Katastrophe geradezu an ein Wunder grenzte. Als Nächstes rief Seb seinen Cousin an, damit dieser ihn in Florenz vom Flughafen abholte.
„Gut, dass man den Mann gefasst hat“, sagte Ricco zufrieden. „Und ich freue mich darauf, dich zu sehen und alles über die entzückende Gina zu erfahren. Oder kommt sie etwa auch mit?“
Seb verneinte und wechselte schnell das Thema. Sein Cousin bekam noch früh genug die Gelegenheit, ihm eine Standpauke zu halten, weil er Riccos Rat nicht befolgt hatte.
Er wartete so lange er konnte, aber Gina kam nicht zurück. Schließlich wurde es für Seb Zeit, zum Flughafen zu fahren. Zutiefst beunruhigt verabschiedete er sich von Maria und Evelina und ging zu seinem Wagen. Als Gina ihm am Ende der Auffahrt entgegenkam, stieg Seb sofort aus und rief laut ihren Namen.
„Ich wollte nicht wegfahren, ohne dich noch einmal zu sehen.“
„Du reist ab?“, fragte sie überrascht und verwirrt.
Seb fluchte innerlich, als er das leichte Beben ihrer Stimme hörte. Tief bewegt umarmte er Gina und atmete ihren süßen Vanilleduft ein. „Ich komme bald wieder. Die Polizei hat im Zusammenhang mit dem Angriff auf mich einen Mann verhaftet. Ich muss nach Florenz, um ihn zu identifizieren.“
„Natürlich.“
„Wir werden miteinander sprechen, wenn ich wieder da bin, Gina. Ich hoffe, dass es noch heute sein wird, vielleicht aber auch erst morgen. Es hängt davon ab, ob der Mann der Richtige ist und ich vor Gericht gegen ihn aussagen muss.“ Zärtlich umfasste er ihr Gesicht und fügte eindringlich hinzu: „Du weißt nicht, wie sehr es mich schmerzt, dir wehgetan zu haben. Es tut mir furchtbar leid. Ich habe meinetwegen nichts erzählt, Gina. Mit dir hatte es nichts zu tun. Bitte gib mir die Chance, dir nach meiner Rückkehr alles zu erklären.“
Ginas widerstrebendes Nicken war nicht das Versprechen, das er so dringend brauchte. Verzweifelt zog Seb sie an sich und versuchte, mit seinem Kuss alles auszudrücken, was er empfand. Er spürte, wie Ginas Widerstand nachließ und sie sich der überwältigenden Anziehung hingab, die noch immer zwischen ihnen herrschte. Und er hoffte inständig, dass sich zwischen ihnen alles zum Guten wenden würde.
Seb musste all seine Willenskraft aufbringen, um sich von ihr zu lösen und wieder ins Auto zu steigen. Während er den Wagen zum Tor steuerte, war er zutiefst beunruhigt. Er vermisste Gina schon jetzt furchtbar.
Die Zeit verging unerträglich langsam. Gina war ruhelos und wurde von Zweifeln gequält. Seb hatte zwar behauptet, alles erklären zu können. Aber was für eine Entschuldigung konnte es dafür geben, dass er ihr so etwas Wichtiges verschwiegen hatte?
Sie versuchte, sich abzulenken, indem sie sich um ihre Großmutter kümmerte. Dabei vermied Gina bewusst, über Seb und die anstehende Heimreise zu sprechen. Der Gedanke, bald abreisen zu müssen, war ihr noch immer unerträglich.
Seb hatte sie weder gebeten, den Abreisetermin zu verschieben, noch wusste sie, was er für sie empfand – wenn er überhaupt etwas für sie empfand. Womöglich stimmte es gar nicht, dass er alles zwischen ihnen in Ordnung bringen wollte?
Abends wirkte die Villa ohne Seb verlassen und leer. Maria und Gina aßen ein einfaches Pastagericht und wollten dann vor dem Schlafengehen noch etwas fernsehen. Während die Nachrichten liefen, wurde Gina aus ihren Gedanken gerissen. Sie zuckte zusammen und setzte sich kerzengerade hin.
„Nonna Maria?“
„Ja, ich sehe ihn auch, ragazza mia.“
Gina wurde kalt, als über die Messerattacke auf Seb und den festgenommenen Verdächtigen berichtet wurde. Dann zeigten sie Aufnahmen von Seb, wie er nachmittags in Florenz das
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