Julia Sommerliebe 0020
keine Freiheit mehr brauchte, wenn er sich nach etwas ganz anderem sehnte?
„Du denkst zu viel nach.“
Abby riss Judd aus seinen Gedanken. Behutsam streichelte sie über seine Stirn und versuchte die nachdenklichen Falten, die sich dort gebildet hatten, wegzuwischen. Judd zwang sich zu einem Lächeln.
„Ich denke nicht. Ich genieße einfach den Moment.“ Er drückte ihr einen zarten Kuss auf die Stirn, bevor er seine Lippen erneut auf ihre presste. Das Feuer zwischen ihnen begann augenblicklich wieder zu lodern.
„Ich wusste doch, warum ich dich mag.“ Abby sprach gegen seine Lippen, ihr Atem kitzelte Judds Haut. Dann schmiegte sie sich wieder an ihn und vertrieb damit alle grüblerischen Gedanken.
9. KAPITEL
Zum wiederholten Mal innerhalb der letzten zehn Minuten begann Abby den Stapel umzusortieren.
Sie wollte die Bikinis und Sarongs in die richtige Reihenfolge für den Fototermin am Nachmittag bringen. Doch mit ihren Gedanken war sie einfach nicht bei der Sache. Wie fühlte sie sich nach der Nacht mit Judd?
Verwirrt?
Glücklich?
Befriedigt?
Wahrscheinlich alles gleichermaßen. Erneut stieg Hitze in ihr auf, als sie sich wieder vorstellte, wie Judd sie verwöhnt hatte. Der Mann mochte ein toller Fotograf und ein einmaliger Freund sein, aber im Bett war er einfach unbeschreiblich. Niemals hatte sie erwartet, dass es sich mit ihm so gut anfühlen würde.
Noch nie in ihrem Leben hatte Abby etwas so Wundervolles erlebt.
Obwohl ihr Körper schon wieder zu prickeln begann, fuhr sie betont lässig fort, die Kleidungsstücke zu sortieren. Immer wieder sah sie dazu in ihren Zeitplan, obwohl die Zahlen vor ihren Augen tanzten und sie sich ohnehin nicht darauf konzentrieren konnte.
„Du bist einfach ein hoffnungsloser Fall heute“, murmelte sie vor sich hin und legte den Plan aus der Hand, um anschließend genauso gedankenverloren einen Stapel Seidenkleider Stück für Stück auf Bügel zu hängen. Auf diese Weise wollte sie ihren Händen eine Arbeit und ihrem Hirn eine Aufgabe geben. Nur das konnte sie davon abhalten, sich in ihren Gefühlen zu verlieren. Zum Glück verlangte der glatte Seidenstoff eine gewisse Geschicklichkeit, sodass sie tatsächlich für einige Momente abgelenkt war.
Zwischen ihr und Judd war mehr, als sie sich hatte eingestehen wollen, so viel war klar. Schließlich hatten nicht nur Leidenschaft und Begehren eine Rolle gespielt. Da war noch etwas Anderes, etwas viel Tieferes.
Das Wort, nach dem sie suchte hieß Liebe.
Abby liebte Judd. Sie hatte ihn immer geliebt, obwohl sie während der letzten Jahre hartnäckig versucht hatte, sich das auszureden.
Aber war es jene Art von Zuneigung, wie sie nur in einer Liebesbeziehung vorkam? Oder eher die Liebe zu einem guten Freund? War sie wirklich verliebt in Judd? Auf gar keinen Fall!
Abby war ja nicht dumm. Einen freiheitsliebenden Abenteurer wie Judd konnte man nicht an sich binden.
Im Übrigen würde sie ihre bisherige Beziehung zerstören, wenn er auch nur im entferntesten Wind davon bekäme, dass sie mehr als freundschaftliche Gefühle für ihn hegte. Auf keinen Fall durfte Abby dadurch ihr gutes Verhältnis aufs Spiel setzen. Judd bedeutete ihr einfach zu viel. So war es schon immer gewesen.
Schwungvoll schob sie ein zartes Spitzenkleid auf einen der Kleiderbügel. Insgeheim wusste sie, dass sie Judd die Wahrheit sagen musste.
Schließlich war sie ihm gegenüber ja auch ehrlich gewesen, als sie ihm gestanden hatte, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Und hatte ihr das nicht die schönste und aufregendste Nacht ihres Lebens beschert?
Die Frage war nur, ob sie nicht ihre Freundschaft erst recht kaputt machte, wenn sie Judd von irgendwelchen Empfindungen berichtete, von denen sie eigentlich gar nicht recht wusste, ob sie sie überhaupt hatte. Sehr verwirrend …
Leise fluchte Abby vor sich hin, während sie die Bikinis in eine große Tragetasche stopfte. Obendrauf platzierte sie den Ordner mit ihrem Zeitplan.
Jetzt brauchte sie erst einmal ein gutes Mittagessen.
Und danach musste sie sich dringend darüber klar werden, was sie eigentlich fühlte.
Judd betrachtete die letzten Fotos noch einmal. Er war ganz zufrieden mit sich. Obwohl er bisher hauptsächlich Wildtiere fotografiert hatte, musste er zugeben, dass auch Menschen als Motiv ihren Reiz hatten. Eigentlich hatte es ihm sogar gut gefallen, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten. Auf seinen Reisen hatte er sich manchmal etwas einsam gefühlt.
Besonders eine Person
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