JULIA SOMMERLIEBE Band 21
zu sein, die mir ein Kind schenkt. Ich würde es vorziehen, wenn es ein Sohn werden würde, weil die Welt in vielfacher Hinsicht freundlicher mit der männlichen Spezies umgeht, aber das ist keine Grundvoraussetzung. Wenn es ein Mädchen wird, bin ich auch glücklich. So oder so wird es jemanden von meinem Blut geben, der all das erbt, was mir gehört. Sollte ich allerdings als Junggeselle sterben, wird mein Besitz zwischen den Verwandten aufgeteilt, die sich sicher sofort darum streiten werden, sollte irgendwo etwas mehr zu holen sein.“
Erneut sah er Linda mit einem Blick an, der sie dazu bringen sollte, sich seinem Willen zu unterwerfen. „Es hat seine Vorteile, die Frau eines reichen Mannes zu sein. Sie müssen nie wieder Befehle eines Arbeitgebers entgegennehmen, Sie können die teuersten Kleider und Juwelen tragen. Und das Beste ist, dass die Heirat vom Kopf bestimmt ist und nicht vom dummen Herzen. Denn das führt die Menschen nur allzu oft auf Abwege, sodass sie sich auf einem dornigen Pfad wiederfinden, statt auf einem Weg mit wunderschönen Schlüsselblumen.“
Er hob seinen Zigarillo an die ironisch verzogenen Lippen und zog daran, bis die Spitze aufglühte.
Von all seinen Worten schien ein Satz sich bei Linda besonders einzuprägen. Ohne jegliches Gefühl hatte er ihr verraten, dass er geboren worden war, ohne Liebe in sich zu tragen. Und diese Worte hatten eine seltsame und völlig unerwartete Reaktion bei ihr ausgelöst … ein überwältigendes Mitgefühl, das sie ganz erfüllte und so noch nie verspürt hatte. Wobei sie den erregenden Aspekt, der mit seiner Forderung verbunden war, schnell wieder verdrängte.
Sie wollte nicht glauben, dass der Gedanke sie erregte, seine Frau zu sein … die Frau eines Mannes, der freimütig gestand, dass er niemandem Liebe zu geben hatte.
Und dessen Wunsch nach Nachkommen allein in seinem Bedürfnis begründet war, seine weltlichen Güter an ein Kind aus seinem Fleisch und Blut weiterzugeben.
„Ist ein Mann, der keine Liebe empfinden kann, überhaupt als Vater geeignet?“, fragte sie leise.
Er zuckte die Schultern und schnippte achtlos Asche von seinem Zigarillo, eine Geste, die seine Haltung zu unterstreichen schien. „Wahrscheinlich nicht, wenn es um Emotionen geht. Aber wir leben nun mal in einer Welt, in der sich alles ums Geld dreht, und Reichtum wiegt vieles auf. Ich kann einer Frau jeglichen Luxus bieten und einem Kind alle Vorteile. Sowohl in Spanien als auch in den arabischen Staaten ist bewiesen, dass eine arrangierte Hochzeit durchaus ihre Vorteile hat.“
„Warum nehmen Sie dann nicht eine Spanierin oder eine Araberin zur Frau? Weshalb fragen Sie eine Ihnen völlig Fremde, Sie zu heiraten?“ Linda wollte immer noch nicht glauben, dass sein Vorschlag ernst gemeint war. Sie wussten nur sehr wenig voneinander, außer dass er reich war und sie im Moment völlig mittellos. Wenn er sich schon eine Frau kaufen wollte, warum dann keine spanische Schönheit mit dunkel schimmernden Haaren und romantischen braunen Augen? Oder eine junge Frau aus dem Orient, die gelernt hatte, wie sie einem Mann in jeder Hinsicht Vergnügen bereiten konnte?
„Sicher“, meinte er, „die Welt ist voll ambitionierter Schönheiten, die sofort die Chance ergreifen würden, einen reichen Mann zu heiraten. Aber Sie haben drei wesentliche Eigenschaften, die mich, ehrlich gesagt, faszinieren. Sie sind eine Britin, und ich habe noch nie eine Frau aus diesem Land getroffen, die nicht couragiert ist. Ich bewundere Ihre Musikalität. Und vor allem weiß ich, dass Sie noch Jungfrau sind.“
Entgeistert schnappte Linda nach Luft.
„Habe ich Sie in Verlegenheit gebracht?“
„N…nein.“
„Ich glaube doch. Ein weiterer Hinweis darauf, dass Sie sich wohl eher der Musik hingegeben haben als einem Mann. Verstehen Sie, ich würde nur eine Jungfrau als meine Ehefrau akzeptieren.“
„Sie scheinen sich ja sehr sicher zu sein, El Khalid, dass Sie mit Ihrer Annahme recht haben.“ Linda war über und über rot geworden. „Zufällig habe ich einen Freund in England.“
„Dann sehnen Sie sich bestimmt nach ihm“, meinte er spöttisch. „Dass Sie hier in Spanien sind, beweist wohl, wie sehr Sie seine Gesellschaft genießen.“
„Englische Männer haben nichts dagegen, wenn ihre Freundinnen eine Weile im Ausland arbeiten. Und eine Trennung lässt die Liebe noch stärker aufblühen.“
„Das bezweifle ich.“ Er drückte den Rest seines Zigarillos aus. „Ich kann mir gut
Weitere Kostenlose Bücher