JULIA SOMMERLIEBE Band 21
Geschlecht, um zu wissen, wie empfänglich Sie als Frau für das Wort Liebe sind. Sie betrachten es als Losungswort ins Paradies. Deshalb benutzen die Don Juans dieser Welt es ständig und mit so viel Erfolg. Seit Anbeginn der Zeit ist es das Sesam-öffne-dich zum Schlafzimmer. Hätte ich dieses Wort in Verbindung mit meinem Vorschlag erwähnt, wären Sie mir entgegengekommen, statt mein Angebot abzulehnen. Aber es ist egal. Ich habe Ihnen die Wahl gelassen.“
„Eine schöne Wahl!“, rief sie aufgebracht.
„Jedenfalls besser als gar keine.“
„Warum gerade ich?“ Linda sah ihn trotzig an. „Ich bin nicht scharf auf Ihr Geld. Und es würde mich auch nicht nachsichtig stimmen. Aber Sie können sicher sein, dass ich Sie hassen werde, wenn Sie sich mir aufzwingen. Haben Sie vielleicht den perversen Wunsch, gehasst statt geliebt zu werden?“
„Ich habe weder um Liebe noch um Hass gebeten“, erwiderte er. „Sondern lediglich um Ihre Kooperation bei einem Unternehmen, wofür Sie reichlich belohnt werden – aha, Sie rümpfen die Nase. Aber ich kenne die Menschen ein wenig besser als Sie, senorita inglesa . Sie glauben, die Erfüllung als Gesellschafterin zu finden. Aber Sie wären nichts anderes als ein servidor ohne Uniform. Dass eine junge Frau mit Ihren musikalischen Fähigkeiten sich überhaupt dazu entschließt, überrascht mich. Deshalb kann ich nur vermuten, dass Sie ein grundlegendes Interesse daran hatten, Ihrem Leben in England zu entkommen.“
Linda spürte, dass ihr Puls sich beschleunigte. Denn wieder einmal schien er mit seinen Augen, die alles sahen und nichts preisgaben, in ihr Innerstes eingedrungen zu sein. Plötzlich hielt sie es nicht länger auf ihrem Platz aus. Sie sprang auf und lief zu einem der gepflasterten Wege, die sich durch Palmen und blühende Büsche schlängelten.
Sie hatte gewusst, dass er ihr folgen würde, und trotzdem schrie sie erstickt auf, als seine starken Hände ihre Schultern umfassten und er sie mühelos zu sich herumdrehte.
„Wo wollen Sie denn hin?“, fragte er. „Was glauben Sie wohl, wie weit Sie kommen?“
„Sie sind sich Ihrer selbst sehr sicher, was?“ Linda versuchte sich loszumachen, aber er hielt sie mit seinen Händen fest, die sich dunkel von ihrem weißen Kleid abhoben. Seine Miene drückte Autorität und Selbstsicherheit aus. Er hatte sie in der Hand, wurde Linda bewusst, und er würde sie nicht gehen lassen.
„Ja, ich weiß genau, was ich will“, stimmte er zu. „Sie sind sehr verunsichert, und ich nehme das zur Kenntnis. Aber Sie sind ganz sicher nach Spanien gekommen, weil Sie auf der Suche sind nach etwas, das Sie in Ihrem Heimatland nicht finden können. Fall es ein Abenteuer sein sollte, sehen Sie die Hochzeit einfach als ein solches an. Wir sind unerforschtes Land füreinander, und wer weiß, was wir in der Gesellschaft des anderen alles entdecken.“
„Ich erwarte, nichts anderes als Tyrannei und Arroganz zu finden“, erwiderte sie und spürte gleichzeitig noch etwas anderes, auf das sie nicht vorbereitet war: dass sie auf seine Berührung mit einem prickelndem Schauer reagierte. Sie konnte nicht glauben, dass sie so für einen Mann fühlte, der nichts empfinden konnte.
Linda schien kurz davor zu kapitulieren, getrieben von der Schwäche ihres Körpers, die für sie in dieser Form völlig neu war. Die wenigen schüchternen Umarmungen und Küsse von Larry Nevins hatten sie nicht im Mindesten berührt. Doch Karim el Khalid de Torres’ Berührung war etwas ganz anderes, wie Linda bewusst wurde. Daher versuchte sie, sich seinem Griff zu entwinden.
Doch er zog sie nur noch fester an sich. Und als sich ihr Mund in einem Protest öffnete, küsste er sie mit einer solchen Entschiedenheit, die nichts mit den flüchtigen Küssen von Larry zu tun hatte. Für Linda gab es in diesem Moment nichts anderes mehr als seinen Mund, der ihre Lippen in Flammen setzte.
Benommen war sie sich bewusst, wie geschickt er war. Sein Kuss war keineswegs von gierigem Verlangen bestimmt, und trotzdem schien er ihren ganzen Körper zum Leben zu erwecken.
„Nicht!“ Sie verrenkte sich fast den Hals, in dem Versuch, ihren Kopf von seinem Mund wegzudrehen.
„Gefällt es Ihnen nicht, von einem Mann verführt zu werden, der sich auf das Liebesspiel versteht?“, fragte er spöttisch, ganz nah an ihrem Hals, wo ihr Puls seine wilde Botschaft an seine Lippen sandte.
„Das hier hat nichts mit Liebe zu tun. Sie haben doch gesagt, dass Sie zu einem Gefühl
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