JULIA SOMMERLIEBE Band 21
vorstellen, dass es in England einen jungen Mann gibt, der Sie heiraten möchte, denn es ist ein Vergnügen, Sie anzusehen. Mit Ihrem honigfarbenen Haar und Ihren Topas-Augen. Ich glaube, der junge Mann sehnt sich danach, Sie zu besitzen. Auf der anderen Seite sehe ich eine junge Frau, die viel zu kühl und zurückhaltend wirkt, um je die Leidenschaft eines Mannes gespürt zu haben. Sie sind noch unberührt, und ich weiß das.“
Abrupt beugte er sich über den Tisch und sah sie eindringlich an. „Ist Ihnen überhaupt bewusst, dass Sie sich voll und ganz in meiner Gewalt befinden? Ich könnte Sie haben, auch ohne Hochzeit.“
Sie erschauerte bei seinen Worten.
„Keine Sorge“, spottete er, „wenn Sie mir ein Kind schenken, ziehe ich es vor, zu heiraten, damit die Behörden erst gar nicht auf die Idee kommen, die Rechte und Privilegien meines Kindes infrage zu stellen.“
„Sie scheinen sich ja sehr sicher zu sein, dass ich Sie heirate.“ Die Worte fühlten sich seltsam an, weil sie diesen Mann nicht einmal vierundzwanzig Stunden kannte. Aber sein Fatalismus schien der Art und Weise ihrer Begegnung große Bedeutung beizumessen … als ob die Hand des Kismet den Sack Gemüse auf die Straße geworfen und das Taxi dazu gebracht hätte, über die Klippen ins Meer zu stürzen.
„Sie sind mir etwas schuldig, weil ich Ihnen das Leben gerettet habe“, sagte er, als wollte er ihre Gedanken beantworten. „Ein Leben für ein Leben, sozusagen.“
„Sie müssen sich ja verzweifelt einen Sohn und Erben wünschen, El Khalid.“ Lindas Herz hämmerte in der Brust, während sie erneut von Mitgefühl für diesen Mann erfasst wurde, der alles zu haben schien, außer Liebe. „Wie wollen Sie wissen, was für ein Mensch ich bin? Ich könnte selbstsüchtig und eine geldgierige Xanthippe sein, die alles nimmt, ohne etwas zu geben. Ist es wirklich weise, ein Buch nach dem Umschlag zu beurteilen?“
„Vielleicht nicht weise, aber durchaus faszinierend. Und ich würde mich für ein harmloses Exemplar eines Mannes halten, hätte ich nicht bemerkt, wie schockiert Sie waren, als ich zu Ihnen ins Badezimmer kam. Als ich Sie nach dem Badeschwamm tasten sah, dachte ich, Sie wollten ihn mir an den Kopf werfen.“
„Ich wünschte, ich hätte daran gedacht.“ Wieder errötete sie, als sie das spöttisch amüsierte Flackern in seinen Augen bemerkte.
„Haben Sie stattdessen danach gesucht, um sich vor meinem gefährlichen Blick zu schützen?“
Sie wandte sich ab, da ihre helle Haut unter seinem Blick wie Feuer brannte. „Ich … ich glaube, Sie haben dieses Spiel nun weit genug getrieben, senor .Da ich im granja nun nicht mehr gebraucht werde, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir das Geld für einen Rückflug nach England leihen würden.“
„Im castillo ist genügend Platz für Sie, aber wenn Sie es vorziehen, können wir auch nach Marokko fliegen und dort in meinem Haus in der Wüste leben.“
„Sie sollten nicht länger davon ausgehen, dass ich Sie heiraten werde.“ Linda hatte allmählich das Gefühl, gegen eine Wand zu reden. „Ich habe nicht die Absicht, mit Ihnen in Marokko zu leben. Ich will nichts anderes als nach Hause.“
„Sie hören sich an wie ein Kind, nicht wie eine erwachsene Frau.“ Seine Augen verengten sich gefährlich. „Es ist nichts als Höflichkeit von mir, wenn ich Ihnen vorschlage, meine Frau zu werden, bevor ich Sie in mein Bett nehme. Sie haben die Freiheit, sich zu entscheiden. Aber ich glaube, es würde Sie glücklicher machen, wenn Sie als Braut statt als meine Geliebte zu mir kommen.“
„Ihre … Ihre Arroganz spottet jeder Beschreibung. Sie meinen wirklich, was Sie sagen.“ Sie sollte seinen dringenden Wunsch nach einem Kind befriedigen, wobei Liebe bei der Zeugung keine Rolle spielte. Sein entschiedener Gesichtsausdruck zeigte ihr, dass er nicht davon abrücken würde, sollte sie sich auch noch so sehr dagegen sträuben.
„Ich habe Sie davor bewahrt, dass Sie sich das Genick brechen“, erinnerte er sie. „Meinen Sie nicht, dass Sie mir im Gegenzug etwas schuldig sind?“
„Sie … Sie verlangen sehr viel von mir, El Khalid.“
„Ich frage mich nur, was Sie so wütend macht?“ Mitleidlos betrachtete er ihr Gesicht. „Wäre es Ihnen lieber, wenn ich Ihnen sentimentale Lügen auftische? Würden Sie vielleicht eher zustimmen, wenn ich behaupte, mich in Sie verliebt zu haben?“
„N…nein.“
„Nein?“, spottete er. „Ach kommen Sie, ich weiß genug über das weibliche
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