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JULIA SOMMERLIEBE Band 21

JULIA SOMMERLIEBE Band 21

Titel: JULIA SOMMERLIEBE Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN NAPIER VIOLET WINSPEAR SARA CRAVEN
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habe?“
    „Ja, so ungefähr.“
    „An den Haaren?“ Er streckte die Hand aus, nahm ihr den Hut ab und warf ihn achtlos zur Seite, ohne sich darum zu scheren, wie teuer er gewesen war.
    Linda hob ihn auf und strich eine Delle aus dem Wildleder. „Gefällt er dir nicht?“
    „Ich sehe mir lieber dein Haar an.“ Sein Blick schweifte über die goldblonden, weichen Haare, die ihr Gesicht in einem Pagenschnitt umrahmten, den sie trug, seit sie sechzehn war. Damals war sie voller Trotz zu einem Friseur im Ort gegangen und hatte ihn gebeten, die Zöpfe abzuschneiden. Tante Doris hatte grundsätzlich darauf bestanden, dass sie sich Zöpfe flocht. Denn sie zog es vor, in ihr das Schuldmädchen zu sehen, das immer jung und gehorsam sein würde, ohne die Launen und Leidenschaften einer Frau zu entwickeln.
    Der Himmel allein wusste, wie Tante Doris reagieren würde, wenn sie den Brief von Linda erhielt, den sie in Barcelona aufgegeben hatte. Vermutlich würde sie einen ihrer hysterischen Anfälle bekommen. Der arme Onkel Henry müsste sie wieder aufrichten und sich dann stundenlang anhören müssen, wie undankbar die jüngere Generation doch war. Nun, es half alles nichts. Denn sie befand sich mit ihrem zukünftigen Ehemann hoch oben in der Luft, während der Steward mit einem Silbertablett vor ihnen stand und ihre Drinks servierte.
    „Wie hübsch.“ Sie beobachtete, wie kleine Bläschen in dem orange gefärbten Champagner aufstiegen. „Welch ein Luxus!“
    Karim lachte auf seine ihm eigene tiefe Art. „Was für ein unschuldiges Geschöpf du doch bist, Linda.“
    „Und sehr naiv, vermutlich, verglichen mit deinen sonstigen Freundinnen.“
    „Eine frische Windbrise ist mir sehr willkommen, nach der schweren Wolke von Parfüm. Ja, du bist erstaunlich anders als alle, die ich bisher kannte.“
    „Vermutlich hast du … viele Frauen gekannt.“
    „Tausende“, zog er sie auf. „Junge Frau, ich habe auch noch etwas anderes zu tun als mich zu vergnügen. Glaubst du etwa, ich halte mir in meinem Wüstenhaus ein paar houris , die gierig auf mich warten?“
    „Ich hoffe nicht“, erwiderte sie knapp.
    „Du willst also meine Einzige sein?“
    Sie nickte. „Alles wird doch gut, Karim, nicht wahr? Wir sind uns in vieler Hinsicht so fremd …“
    „Aber nicht in dem Punkt, der zählt.“ Sein Blick zwang sie förmlich, ihm beizupflichten. „Wenn einer von uns beiden nur Behaglichkeit und ein bequemes Leben suchen würde, wären wir jetzt nicht hier zusammen.“
    Er hatte recht. Zweifellos erregte seine Berührung sie. Sie konnte nicht länger leugnen, dass sie mit ihm zusammen sein wollte, selbst wenn sie in seinen Armen nicht nur das Paradies, sondern auch die Hölle kennenlernen würde. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie Verlangen und schlug dabei all ihre Vorsicht in den Wind.
    „Ich vermute, dass du länger als andere an deinen romantischen Mädchenträumen festgehalten hast“, sagte er. „Du bist ein verletzliches kleines Vögelchen. Also werde ich darauf achtgeben, dass du dir deine zarten Flügel nicht brichst.“
    Ein leichter Schauer durchfuhr sie, und schnell trank sie einen Schluck Champagner. Bald wäre sie mit ihm verheiratet, in einem Land, in dem die Frau als Eigentum des Mannes galt. Dann wäre sie ihm hoffnungslos ausgeliefert. In gewisser Weise wäre sie eine Gefangene seiner Leidenschaft, die nur dazu diente, ihm ein Kind zu schenken.
    „Dein Fuß bewegt sich so unruhig auf und ab wie der Schwanz einer nervösen Katze“, meinte er. „Du musst lernen, dich zu entspannen.“
    „Beim Vorspielen am College war es genauso“, gab sie zu und lächelte nervös. „Ich hatte Angst, dass ich mich zum Narren mache und die völlig falschen Töne treffe.“
    „Du bist sehr angespannt, mia lindo .“
    „Ich fürchte ja, Karim.“
    Er hob sein Glas und nahm einen Schluck Whisky. „Es gefällt mir, dass du so empfindsam bist.“
    Einen langen Augenblick sahen sie sich schweigend an, und Linda spürte, wie er sie mit seinem Blick verschlang, als wollte er sie jetzt auf der Stelle zu der Seinen machen.
    „Ach, Karim“, sagte sie, während ihre Miene nur zu deutlich zeigte, welche Gefühle er in ihr weckte, „wenn wir doch nur mehr gemeinsam hätten.“
    „Was könnten wir mehr haben?“ Er klang nachsichtig, als müsste er die Befürchtungen eines Kindes zerstreuen.
    „Ich bin so weltfremd, verglichen mit dir. Du hast all meine Kleider für die Flitterwochen ausgesucht, weil du dachtest, dass ich

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