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JULIA SOMMERLIEBE Band 21

JULIA SOMMERLIEBE Band 21

Titel: JULIA SOMMERLIEBE Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN NAPIER VIOLET WINSPEAR SARA CRAVEN
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durch das große, hufeisenförmige Stadttor fuhren, das ins Herz des Orients führte.
    In ihrem eigenen Herzen herrschte jedoch nur Verwirrung. Sie wünschte sich, Karim würde sie in die Arme nehmen, doch so etwas verbot sich in der Öffentlichkeit. Dies war keine europäische Stadt, wo Paare sich eng umschlungen zeigen konnten, ohne Angst haben zu müssen, dafür gemaßregelt zu werden. Tatsächlich hielt Karim auf dem breiten Rücksitz auch Abstand zu ihr, und seine Reserviertheit schnitt ihr ins Herz.
    Um sich ihren Gefühlsaufruhr nicht anmerken zu lassen, starrte Linda aus dem Fenster auf ein wunderschönes Minarett, während der Klang unzähliger Hupen die vielen Fußgänger mahnte, auf den dichten Verkehr zu achten. Ausgemergelte Hunde liefen durch die Gassen, während sich die mit Schleiern verhüllten Frauen wie schweigende schwarze Schatten von den hellen Mauern abhoben.
    Als sie den alten Teil der Stadt hinter sich gelassen hatten, sah Linda wunderschöne gartenähnliche Terrassen, Fasziniert glitt ihr Blick über eine Frau, die wie eine vergoldete Statue in der Sonne saß, bis ein Kind zu ihr lief und sie aus ihrer Trance weckte.
    „An einem der nächsten Tage schlendern wir über den Basar. Er ist faszinierend, aber auch laut.“
    „Das würde ich gerne machen. Es scheint eine sehr alte Stadt zu sein.“
    „Die älteste Stadt in Marokko, in der der Orient wie eh und je lebendig ist. Mein Vater ist hier zur Welt gekommen, aber der alte Palast, in dem er geboren wurde, ist längst zu Staub zerfallen.“
    Der traurige Unterton in seiner Stimme war ihr nicht entgangen. Am liebsten hätte sie seine Hand berührt, um ihn zu trösten. Ob es ihm etwas bedeutete, dass sie sich als Kinder beide sehr einsam gefühlt hatten? Sie konnte es nicht sagen, besonders nicht in diesem Augenblick, da er so unnahbar wirkte. Er hatte recht mit dem, was er gesagt hatte. Sie waren einander fremd, solange sie sich nicht berührten.
    Überraschend schnell war das Tageslicht verschwunden, und eine dünne Mondsichel, die wie die Klinge eines arabischen Dolchs aussah, hing über dem vergitterten Turm am Himmel. Es war das Erste, was sie von dem Haus sah, in dem sie bald heiraten würde.
    Als sie aus dem Wagen in den großen Hofgarten traten, deutete Karim zum Himmel. „Schau dir den jungfräulichen Mond an“, murmelte er. Der verführerische Klang seiner Stimme hüllte sie ein, als sie dastand und den Duft einer ihr unbekannten Blume in sich aufnahm.
    „Was ist das für ein Duft?“, fragte sie leise.
    „Das ist Jasmin“, erwiderte er. Als sie weiter zu einem maurischen Torbogen gingen, der ins Haus führte, sah sie, dass die Wände von Unmengen cremefarbener Blumen bedeckt waren.
    In der duftenden Stille umschloss Karim mit seinen Händen ihr Gesicht. „Diesen Augenblick werden wir in unserem Buch der Erinnerungen festhalten, Linda. Vielleicht wirst du nie wieder so jung und unschuldig aussehen. Wie könnte ich dir versprechen, dir nie wehzutun, da ich ein Mann bin?“
    „Ich erwarte gar nicht von dir, dass du dich änderst, Karim.“ Sie sah ihm direkt in die Augen, als sie die einfache Wahrheit aussprach. Von Anfang an hatte sie gewusst, dass dieser Mann gefährlich war. Und auch jetzt glaubte sie gewiss nicht, dass sich dieser wilde Tiger in eine sanfte Hauskatze verwandeln würde.
    „Du bist die verständnisvollste Frau, die ich je in meinem Leben getroffen habe, Linda. Und es ist dein Verständnis, das mich zur Härte reizt. Aber es kann gefährlich werden, und du weißt warum.“
    „Ja, ich weiß, dass ich leicht verletzbar bin.“ So war es immer gewesen. Schon als Kind hatte sie tagelang um den Tod eines Haustiers getrauert oder sich mit etwas gequält, das sie in einem Buch gelesen hatte. Ihre Lehrer hatten sie als Träumerin bezeichnet, die sich nicht immer auf den Unterricht konzentrierte, sondern in ihrer eigenen Welt lebte. Tante Doris ärgerte sich maßlos über solche Bemerkungen. Aber Onkel Henry hatte sie verstanden und sie daher auch ermutigt, Musikerin zu werden.
    Karim fuhr mit seinen Fingerspitzen ihren Hals hinunter. „Ich frage mich, ob dir überhaupt bewusst ist, wie sehr ich dich will. Sollte morgen durch einen unglücklichen Zufall jemand auftauchen und behaupten, wir könnten nicht heiraten, werde ich ihm eigenhändig den Hals umdrehen.“
    „Du Barbar!“, rief sie. „Du gibst mir das Gefühl, morgen in deinen Besitz überzugehen.“
    Er lächelte nur, ohne auf ihre Bemerkung

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