JULIA SOMMERLIEBE Band 21
trug. Ein Glockenhut in dunklem Gold, der zur Farbe ihrer Augen passte.
„Du bist die Vollkommenheit“, sagte Karim plötzlich. „Die perfekte Reisegefährtin für einen Mann. Du hängst deinen Gedanken nach und überlässt mich meinen Überlegungen.“
Ihre Lider flatterten, weil er sie überrascht hatte. Unsicher lächelte sie ihn an. „Sie waren sehr tief in Gedanken versunken, senor .“
„Willst du mich auch noch so förmlich ansprechen, wenn wir verheiratet sind?“, fragte er, wobei verhaltener Spott in seinen Augen aufblitzte … Augen, die so dunkel waren wie die Manschettenknöpfe an seinem Hemd.
„Das weiß ich erst, wenn wir … verheiratet sind.“ Immer noch zuckte sie bei dem Wort „verheiratet“ zusammen. Als hätte sie sich den kleinen Zeh auf einer Treppe angestoßen, die zu einem geheimnisvollen Zimmer führte. Das meiste von Karim lag verschlossen in diesem mysteriösen Raum.
„Freust du dich darauf, in Fes zu heiraten?“
„Ich bin eher erstaunt“, erwiderte sie. „Wenn ich hier aus diesem Fenster sehe, wird mir erst wieder bewusst, dass ich über den Wolken schwebe, statt sicher unten auf festem Boden zu stehen. In vernünftigen Schuhen.“
Unwillkürlich schweifte sein Blick bei ihrer Bemerkung über ihre schlanken Beine hinunter zu den Füßen, die in wunderschönen zweifarbigen Pumps steckten. „Dein Glanz lag hinter deinem schlichten Kostüm und deinem vernünftigen Schuhwerk verborgen, mia . Und ich fühle mich fast wie ein Forscher, der ein Kunstwerk entdeckt hat. Wenn wir morgen vor dem Ma’zoun stehen, wirst du eine Offenbarung sein, da bin ich mir sicher.“
„Ist es eine komplizierte Zeremonie?“ Linda war neugierig, aber auch ängstlich besorgt, was auf sie zukommen würde. Allerdings überraschte es sie nicht, dass er die Hochzeit von einem arabischen Standesbeamten durchführen lassen wollte. Er war ja selbst Araber, von der Linie seines Vaters. Und eine kleine Stimme in ihrem Kopf flüsterte ihr zu, dass es vergleichsweise einfach war für einen Mann aus dem Orient, sich von einer Frau zu befreien, die er nicht mehr haben wollte.
In Bezug auf ihre Verbindung war er sehr aufrichtig gewesen. Er wollte ein Kind, das war sein einziger Grund, sich eine Frau zu nehmen. Und falls sie ihm ein Kind schenkte, könnte er vielleicht zu dem Schluss kommen, dass sie danach überflüssig war. Irgendwie erwartete Linda auch, dass es geschehen würde, auch wenn er gesagt hatte, dass sein Kind in der Obhut einer liebenden Mutter aufwachsen sollte.
Das Einzige, dessen Linda sich bei Karim sicher war, war seine Unberechenbarkeit. Spontan hatte er sich zu dem Einkaufsbummel in Barcelona entschlossen. Und genauso spontan hatte er sich zu einer arabischen Hochzeit entschlossen.
„Die Zeremonie wird dir gefallen.“ Gelassen saß er da und zündete sich eine Zigarre an, während das Licht der Flamme über seine entschiedenen Gesichtszüge tanzte. „Es gibt überhaupt keinen Grund, nervös zu sein. Ich habe schon Bescheid gegeben, dass ich eine junge Frau aus dem Westen heirate. Aber es würde mir natürlich gefallen, wenn du dich entschließen würdest, dich traditionell arabisch zu kleiden. Würde es dir viel ausmachen?“
Linda dachte über seine Frage nach, ehe sie den Kopf schüttelte. „Die Bräute in England tragen einen Schleier und ein langes Kleid. In deiner Heimat wird es nicht viel anders sein, oder?“
Heller Zigarrenqualm stieg von seinen Lippen auf … diese kühnen Lippen, die Linda jedes Mal kleine Schauer über den Rücken jagten, wenn sie seinen Mund betrachtete. Sie spürte, dass sein dunkler Blick ihr nachdenklich wirkendes Gesicht streifte.
„Ich bin sehr dankbar, dass du das alles so gefasst trägst, Linda. Der Gedanke, dass wir beide bald heiraten, obwohl wir uns erst so kurz kennen, ist dir jetzt wohl nicht mehr so fremd, nicht wahr?“
„Mir wird immer noch ganz flau bei dem Gedanken.“ Sie legte die Hand auf ihren Bauch und lenkte damit seinen Blick auf ihre schlanke Gestalt in dem weichen Kleid, das ihre Figur umschmeichelte. Sein Blick wanderte weiter und blieb an ihrem rechten Fuß hängen.
„In meiner Heimat ist es Brauch, dass man zur Hochzeit ein Fußkettchen schenkt. Ich habe eines dabei und hätte gerne, dass du es morgen trägst. Jetzt schau nicht so entrüstet! Es ist ja keine Fessel, sondern ein zartes Kettchen. Sagen wir es mal so: Es würde mir Spaß machen, in Bezug auf meine Frau meiner arabischen Natur ab und zu
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