JULIA SOMMERLIEBE Band 21
lassen, ich weiß sie ja nun …“ Er verstummte.
O Gott, dachte Marisa verzweifelt, sag jetzt bloß nicht in guten Händen.
Doch zu ihrer Erleichterung ergänzte Alan: „… in Ihrer Obhut.“
„Sie können ganz beruhigt sein, Signore, herzlichen Dank. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, auch im Namen meiner Frau.“ Lorenzo sorgte dafür, dass Marisa an seiner Seite blieb, und blickte sein Gegenüber kühl an. Alan murmelte noch eine Erwiderung und verließ dann beinahe fluchtartig die Wohnung.
Sobald sie allein waren, löste Marisa ihre Hand aus seiner und trat energisch einen Schritt zurück. Ihr Herz hämmerte.
Sie bemerkte Lorenzos fragenden Blick. „Es ist nicht so, wie du denkst“, versicherte sie.
Er hob seine dunklen, fein gezeichneten Augenbrauen. „Kannst du meine Gedanken lesen, seit wir getrennt sind, mia cara? “
„Keineswegs.“ Sie schluckte. „Aber … mir ist klar, wie die Situation auf dich gewirkt haben muss.“
„Tja, er sah etwas enttäuscht aus“, gab Lorenzo vergnügt zurück. „Das hat mehr als tausend Worte gesagt.“ Er schnalzte mit der Zunge und fügte hinzu: „Außerdem bist du viel zu jung, um einen Mann als ‚alten Freund‘ zu bezeichnen. Es klingt wenig … glaubwürdig.“
Sie atmete tief durch. „Wenn ich auf deine Belehrungen Wert lege, werde ich es dir sagen. Alan und ich waren tatsächlich Freunde – bis du in mein Leben getreten bist.“ Dann ergänzte sie, absichtlich die Tatsachen verdrehend: „Er hat mich nach Hause begleitet, weil ich ihn eingeladen habe – auf einen Kaffee, weiter nichts. Du solltest andere Menschen nicht nach deinen eigenen zweifelhaften moralischen Grundsätzen beurteilen.“
Amüsiert sah er sie an. „Deine Zunge ist noch genauso scharf wie früher, mia bella. “
„Du bist nicht verpflichtet, mir zuzuhören“, gab sie wütend zurück. „Was machst du überhaupt hier? Wie kannst du es wagen, einfach hier hereinzuspazieren?“
Lorenzo setzte sich in den Sessel und lehnte sich bequem zurück. „Ich hätte mir eine herzlichere Begrüßung gewünscht, mia cara “, sagte er gelassen. „Und außerdem sind wir verheiratet – dein Heim ist also auch meines.“
Energisch hob Marisa den Kopf. „Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Wie bist du eigentlich hereingekommen?“
Lorenzo zuckte die Achseln. „Die Wohnung läuft auf meinen Namen, ich habe selbstverständlich einen Schlüssel.“
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. „Ich … ich verstehe. Das hätte mir klar sein müssen.“
Er betrachtete sie, wie sie an der Tür lehnte, die leichte weiße Sommerjacke noch in der Hand. Spöttisch verzog er den Mund. „Du siehst aus, als hättest du noch etwas vor. Wohin willst du?“
Ihr Blick war kämpferisch. „Irgendwohin, wo du mich niemals findest.“
„Glaubst du, einen solchen Ort gibt es?“ Langsam schüttelte er den Kopf. „Ich denke, es ist Zeit, dass wir uns zusammensetzen und wie vernünftige Menschen miteinander reden.“
„Das finde ich ganz und gar nicht. Es gibt nichts zu besprechen“, entgegnete sie, ging zur Tür und öffnete sie schwungvoll. „Du hast Alan weggeschickt. Ich würde vorschlagen, du nimmst den gleichen Weg.“
„Eine eindrucksvolle Geste“, erwiderte er sanft. „Doch leider zwecklos. Denn ich werde nirgends hingehen. Ich bin gekommen, um einige Dinge mit dir zu besprechen. Also, warum setzt du dich nicht einfach hin und trinkst ein Glas Wein mit mir?“
„Weil ich keinen Wein möchte“, stieß sie hervor. „Und wenn es etwas zu besprechen gibt, sollen unsere Anwälte einen Termin vereinbaren.“
Träge streckte er die Beine aus, und sie konnte sich nicht gegen das Kribbeln wehren, das sie überkam, als sie seinen schlanken, muskulösen Körper betrachtete.
„Wofür brauchen wir Anwälte?“
„Lass die Spielchen“, entgegnete sie knapp. „Ich spreche von unserer Scheidung.“
„Noch nie hat es in der Familie der Santangelis eine Scheidung gegeben“, versetzte Lorenzo mit gefährlich ruhiger Stimme. „Und ich werde nicht der Erste sein, dessen Ehe zerbricht. Wir sind verheiratet, Maria Lisa, und genau daran wollte ich dich erinnern.“ Er sah, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich. „Du kannst nicht wirklich geglaubt haben, dass ich diese Trennung einfach hinnehme, oder?“
Beinahe trotzig blickte sie ihn an. „Doch, davon war ich ausgegangen.“
„Dann warst du etwas zu optimistisch, meine Liebe. Du wirst warten müssen, bis der Tod uns
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