JULIA SOMMERLIEBE Band 21
gekommen, um dich nach Hause zu holen, Maria Lisa, ob du willst oder nicht. Ich erwarte deine Zustimmung spätestens morgen beim Frühstück. Ein Nein werde ich nicht akzeptieren.“
„Frühstück?“, wiederholte sie irritiert. „Du meinst, ich soll morgen früh in dein Hotel kommen?“
„Das musst du gar nicht. Ich werde heute Nacht einfach hierbleiben.“
„Nein!“, entfuhr es ihr. „Das kannst du nicht. Das geht nicht. Selbst du wirst einsehen müssen, dass die Wohnung für zwei Personen viel zu klein ist.“
„Weil es nur ein Schlafzimmer und ein Bett gibt?“, fragte er mit unverhohlener Heiterkeit in der Stimme. „Das habe ich schon gesehen. Aber es muss kein Hindernis sein.“
Schützend schlang sie die Arme um ihren Körper. „Doch, das ist es“, widersprach sie mit zitternder Stimme. „Denn ich werde nicht …“ Sie hob das Kinn. „Ich wusste, dass ich dir nicht trauen kann.“
„ Calma! “ Seine Stimme war schneidend. „Ich habe nicht erwartet, dass du mich heute mit offenen Armen in deinem Bett empfangen wirst. Ich werde das respektieren. Dein Sofa erscheint mir bequem genug für eine Nacht, wenn du mir ein Kissen und eine Decke überlassen kannst.“
Ungläubig sah sie ihn an. „Du willst auf dem Sofa schlafen?“
„Warum nicht?“
„Gut, ich bringe dir Bettzeug. Und ein Handtuch.“
„ Grazie mille “, sagte er spöttisch. „Hoffentlich bist du etwas großzügiger, wenn wir Gäste haben.“
„Gäste“, entgegnete sie kühl, „sind mir immer herzlich willkommen.“
„Und du kannst dir nicht vorstellen, dass du dich irgendwann freuen wirst, mich zu sehen?“
„Ehrlich gesagt, nein.“
„Es hat eine Zeit gegeben, in der du mich nicht so abgelehnt hast.“
Schmerzhaft erinnerte sie sich daran, wie hoffnungslos – und hilflos – sie früher in ihn verliebt gewesen war. Dennoch blieb ihre Stimme kalt, als sie erwiderte: „Damals war ich noch ein halbes Kind.“ Sie zuckte die Achseln. „Glücklicherweise dauerte diese Schwärmerei nicht allzu lange. Irgendwann habe ich gemerkt, was für ein Mensch du wirklich bist.“
„Das sollten wir nicht vertiefen“, winkte er ab. „Ich möchte gar nicht so genau wissen, was du über mich denkst.“
„Hast du Angst vor der Wahrheit?“ Angriffslustig hob Marisa ihr Kinn.
„Nicht im Geringsten“, entgegnete er. „Wenn es die Wahrheit ist. “ Er hielt ihrem Blick stand und presste die Lippen aufeinander. „Weißt du, ich habe mir geschworen, dir gegenüber nie wieder die Beherrschung zu verlieren – womit auch immer du mich reizt.“ Er machte eine bedeutungsschwere Pause. „Aber auch meine Geduld hat Grenzen, Maria Lisa. Geh nicht zu weit. Ich warne dich.“
„Warum?“ Sie senkte den Blick und bemerkte, dass ihre Kehle mit einem Mal wie zugeschnürt war. „Was könntest du mir noch Schlimmeres antun?“
„Ich rate dir, das nicht auszuprobieren.“ Sein Tonfall jagte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken. „Würdest du mir jetzt eine Decke geben, damit ich ins Bett gehen kann – per favore? “
Marisa war schon fast im Schlafzimmer, als ihr bewusst wurde, dass er ihr folgte.
„Du musst nicht mitkommen, ich schaffe das durchaus allein“, sagte sie kühl.
„Meine Tasche steht hier. Und außerdem sehne ich mich nach einer langen, heißen Dusche.“
„Du hast auf alles eine Antwort, oder?“
Sein Lächeln war geheimnisvoll. „Nicht, was dich betrifft, mia bella. Das gehört zu den wenigen Dingen in unserer Beziehung, die sicher sind.“ Damit griff er nach der eleganten Reisetasche aus schwarzem Leder, die an der Schlafzimmertür stand.
Noch ehe sie fragen konnte, welche anderen Dinge er meinte, hatte er sich umgedreht und war gegangen.
Natürlich hätte ich diese Frage nicht gestellt, versicherte Marisa sich selbst. Schließlich interessierte es sie nicht. Geschäftig nahm sie eine flauschige Wolldecke und ein Handtuch aus der Kommode, zog einen frischen Bezug über ein Kopfkissen und versuchte, sich zu entspannen. Um keinen Preis wollte sie Lorenzo die Genugtuung gönnen zu bemerken, wie sehr das Gespräch sie aufgewühlt hatte.
Sie zitterte am ganzen Körper. Der Schock, ihn hier in ihrer Wohnung anzutreffen, hatte sie tief erschüttert. Er wollte eine Forderung einlösen, von der sie geglaubt und gehofft hatte, sie wäre vergessen.
Endlich hatte sie selbst sich erlaubt zu glauben, dass sie frei war. Und sie hatte gehofft, dass die Trennung endgültig und diese Ehe Vergangenheit
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