JULIA SOMMERLIEBE Band 21
genießerisch ein, ehe Lorenzo ihre Hand nahm und seine Frau zum Haus führte. Drei Hausangestellte standen in der Tür und empfingen sie strahlend.
„Marisa, das sind Massimo, seine Frau Evangelina und ihre Tochter Daniella“, übernahm Lorenzo die Vorstellung. „Massimo kümmert sich ums Haus und den Garten, Evangelina ist eine begnadete Köchin und Daniella ist für die Zimmer verantwortlich.“
Ihrem Umfang nach zu schließen, muss Evangelina ihren Beruf lieben, dachte Marisa, und auch die Figur der Tochter verriet, dass sie leidenschaftlich gern aß.
Im Innern des Hauses sorgten Deckenventilatoren für angenehme Temperaturen. Marisa sah sich um und betrachtete die marmornen Böden und die in warmen Erdtönen getünchten Wände. Unter anderen Umständen hätte sie sich in dieser Umgebung sofort wohlgefühlt. Trotz ihrer Größe und Eleganz strahlte die Villa eine behagliche Atmosphäre aus.
Würdevoll führte Evangelina Marisa in ein riesiges Schlafzimmer. Der Raum wurde von einem großen Bett beherrscht. Auf dem weißen Bettzeug rankten goldene Blüten, und auf den Kissen lag als Willkommensgruß ein Strauß Lavendel, der seinen Duft im Raum verströmte.
Es sieht aus wie eine Bühne, dachte Marisa, die sich bewusst war, dass Evangelina sie erwartungsvoll von der Seite ansah. Doch anders als die gute Frau es erwartete, würde die weibliche Hauptperson in diesem Stück die Nacht hier allein verbringen – heute und vermutlich auch in Zukunft.
Sie ließ den Blick schweifen, erfasste die antike Frisierkommode mit dem ovalen, goldumrandeten Spiegel, davor einen mit goldenem Brokat bezogenen Stuhl und eine passende Chaiselongue, die direkt vor den bodentiefen Fenstern stand, die auf die Veranda führten. Die Tür auf der gegenüberliegenden Seite führte in ein Bad aus zartgrünem Marmor.
Ein weiterer angrenzender, lang gezogener Raum diente als Ankleidezimmer, von dem aus eine Verbindungstür zu einem zweiten Schlafzimmer führte.
Hier schläft Lorenzo, vermutete Marisa, und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die plötzlich ganz trocken waren. Zu ihrer Erleichterung entdeckte sie, dass auch dieser Raum über ein eigenes Bad verfügte.
Rasch wandte sie sich ab, schenkte Evangelina ein freundliches Lächeln und versicherte ihr, die Zimmer seien wundervoll.
Zurück in ihrem Schlafraum öffnete sie einen der Koffer und wollte gerade beginnen, die Kleider in den Schrank zu hängen, als Evangelina sie beinahe entsetzt davon abhielt. Dies sei, belehrte sie Marisa, eine Aufgabe für Daniella, die sich geehrt fühlen werde, der Braut von Signor Lorenzo behilflich sein zu dürfen.
Wie aufmerksam, dachte Marisa. Doch wie viel würde von dieser Höflichkeit übrig bleiben, wenn sich herumsprach, dass die Braut von Signor Lorenzo keineswegs vorhatte, den allgemeinen Erwartungen zu entsprechen? Sie ließ den Koffer offen stehen und folgte Evangelina in den salotto, wo Lorenzo bereits mit einer Tasse Kaffee auf sie wartete.
Sie hatte sich darauf eingestellt, wieder einmal schweigend mit Lorenzo zusammenzusitzen, doch er war in aufgeräumter Stimmung. Er zeigte ihr die wundervolle, breite Terrasse, auf der sie in den nächsten Wochen die Mahlzeiten einnehmen würden. Und er erklärte ihr, dass der abschüssige Garten auf verschiedenen Ebenen angelegt und mit kleinen Treppen verbunden war, die über schmale Wege zu einem Swimmingpool und einer weitläufigen Sonnenterrasse führten.
„Mein Onkel sagt immer, es halte ihn jung, so viele Stufen steigen zu müssen“, erzählte Lorenzo schmunzelnd. „Meine Tante hingegen behauptet, er habe den Garten nur so angelegt, um sie umzubringen. Doch das hält sie nicht davon ab, jeden Tag den Pool zu benutzen.“
„Und? Hast du das Gleiche mit mir vor?“, scherzte Marisa.
„Warum sollte ich?“ Lorenzo ließ seinen Blick über ihren Körper schweifen. „Im Gegenteil, du bist mir lebendig sehr viel lieber, mia bella. “
Marisa errötete. Diese Bemerkung habe ich herausge fordert. Wenn er weiterhin solche Dinge sagt, ist es mir fast lieber, er schweigt.
Als endlich das Abendessen serviert wurde, spürte sie, wie die Müdigkeit sie überfiel. Marisa war die späten Essenszeiten in Italien zwar gewohnt, doch die anstrengende Reise forderte ihren Tribut. So konnte sie das köstliche Essen, das Evangelina zubereitet hatte, nicht wirklich genießen.
„Hast du keinen Hunger? Oder ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Lorenzo stirnrunzelnd.
„Nein, nein“, beeilte
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