JULIA SOMMERLIEBE Band 21
Guillermo sofort. „Was für ein Unsinn! Schon als sie ein Kind war, konnte jeder sehen, dass sie dich angebetet hat.“
„Tja, aber jetzt ist sie erwachsen, und ihre Gefühle haben sich geändert“, erwiderte Lorenzo trocken. „Vor allem, seit sie die Hintergründe unserer Ehe kennt.“
Guillermo sah ihn verärgert an. „Was erzählst du da? Willst du mir weismachen, dass ein Mann mit deiner Erfahrung seine eigene Ehefrau nicht verführen kann? Du hättest aus der Pflicht ein Vergnügen machen sollen, mein Sohn. Und du hättest die Hochzeitsnacht dazu nutzen sollen, die Liebe deiner Frau für dich zu wecken.“ Er überlegte kurz. „Im Übrigen hat niemand sie dazu gezwungen, dich zu heiraten.“
Lorenzo blickte seinen Vater ruhig an. „Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Seit ihre Cousine, diese Hexe, ihr gesagt hat, wie tief sie in der Schuld unserer Familie steht, hatte sie im Grunde genommen keine andere Wahl mehr.“
Guillermos Blick verfinsterte sich. „Du hast es ihr nicht gesagt? Du hast ihr nicht erklärt, dass es der Letzte Wille deiner verstorbenen Mutter, ihrer Patentante, war, dass Marisa ein sorgenfreies Leben führen kann?“
„Ich habe es versucht, aber sie hat mir nicht geglaubt. Sie wusste ja, dass unsere Hochzeit Mamas sehnlichster Wunsch war – deshalb denkt sie nun, das alles sei nur Teil des schmutzigen Geschäfts gewesen.“ Er schluckte schwer. „Ihre Cousine hat ihr erzählt, dass ich eine Geliebte hatte, als ich sie gebeten habe, mich zu heiraten. Nach diesen Enthüllungen konnten die Flitterwochen ja nicht glücklich werden.“
„Diese Cousine hat sich einiges geleistet“, bemerkte Guillermo düster. „Und was dich betrifft, so ist es mir immer noch schleierhaft, warum du mit Lucia nicht alles geregelt hast, bevor es mit der Heirat ernst wurde. Das war dumm von dir.“
„Wenn es einfach nur dumm gewesen wäre, könnte ich damit leben“, sagte Lorenzo bitter. „Aber es war grausam. Und das kann ich mir nicht verzeihen.“
„Ich verstehe dich“, antwortete sein Vater langsam. „Das ist schlimm. Aber jetzt ist es wichtiger, dich zu fragen, ob du deine Frau überzeugen kannst, dir zu verzeihen.“
„Wer weiß das schon?“, erwiderte Lorenzo und seufzte. „Ich hatte gehofft, dass etwas Abstand und Zeit zum Nachdenken uns helfen könnten. Am Anfang habe ich Marisa regelmäßig geschrieben, habe sie angerufen und ihr ständig Nachrichten hinterlassen. Doch sie hat nicht reagiert. Mittlerweile habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass wir uns versöhnen können.“ Er schwieg kurz. „Ich will nicht betteln“, fügte er tonlos hinzu.
Guillermo legte die Fingerspitzen aneinander und betrachtete ausgiebig seine Hände. „Eine Scheidung kommt natürlich nicht infrage“, erklärte er. „Doch nach allem, was du mir erzählt hast, könnten wir die Ehe annullieren lassen.“
„Niemals“, widersprach Lorenzo rau. „Unsere Ehe ist eine Tatsache, Marisa ist meine Frau. Daran ist nicht zu rütteln.“
„Große Worte“,knurrte sein Vater. „Und wie erklärst du mir dann, dass in der Öffentlichkeit über deine Affäre mit Doria Venucci gesprochen wird? Deine Großmutter hat es mir gestern erzählt.“
„ Nonna Teresa“, stieß Lorenzo zornig hervor. „Warum nur interessiert sie sich so brennend für mein Leben – insbesondere für die Dinge, von denen sie eigentlich nichts hält? Und wie konnte eine Frau wie sie eine so liebenswerte und freundliche Tochter wie meine Mutter haben?“
„Das habe ich mich auch immer gefragt“, gab Guillermo zu. „Doch dieses Mal ist ihre Klatschsucht gerechtfertigt. Sie macht sich Sorgen, dass Antonio Venucci erfährt, wie und mit wem sich seine Frau amüsiert, während er geschäftlich in Wien ist.“ Der alte Santangeli beobachtete, wie sein Sohn die Stirn runzelte, und nickte nachdrücklich. „Ein solcher Skandal, mein lieber Lorenzo, würde jede Chance zunichtemachen, dich mit deiner Frau zu versöhnen. Falls es wirklich das ist, was du möchtest.“
„Es ist das, was notwendig und sinnvoll ist“, gab Lorenzo ruhig zurück. „Ich kann nicht zulassen, dass der gegenwärtige Zustand noch länger anhält. Einerseits gehen mir allmählich die Ausreden aus, um Marisas Abwesenheit zu erklären. Andererseits sehe ich ein, dass der Zweck dieser Ehe endlich erfüllt werden muss.“
„ Dio mio “, seufzte Guillermo. „Hoffentlich findest du deiner Frau gegenüber etwas romantischere Worte. Ansonsten wirst du mit
Weitere Kostenlose Bücher