JULIA SOMMERLIEBE Band 21
liefern wir Ihnen Beweisfotos.
Voller Wut zerknüllte Lorenzo den Bericht und schleuderte ihn fluchend durchs Zimmer.
Er sprang auf und wanderte ruhelos im Raum auf und ab. Ich brauche keine Fotos, um die Information zu glauben, dachte er wütend. Unzählige seiner eigenen Affären hatten genau so begonnen – mit einer harmlosen Verabredung zum Lunch. Man genoss das gemeinsame Essen, teilte sich eine gute Flasche Wein, blickte sich tief in die Augen, die Finger berührten sich wie zufällig …
Was er sich nicht vorstellen konnte, war Marisa, die ihm entspannt und flirtend gegenübersaß. Wie sie sein Lächeln erwiderte, erzählte und lachte, während sich ihre Schüchternheit langsam in Vertrauen und vielleicht sogar Verlangen verwandelte.
Denn so hatte sie sich ihm gegenüber niemals gezeigt. Kein Anflug eines Lächelns, kein Zeichen des Verliebtseins.
Nicht, dass ich eifersüchtig bin, ermahnte er sich hastig. Nur … sehr verstimmt. Mehr als je zuvor. Nichts von dem, was bisher zwischen ihnen gewesen war – ihre kühle Unnahbarkeit, ihre Abreise nach London –, hatte ihn so in seiner männlichen Ehre kränken können wie diese Nachricht. Schließlich war er ihr Ehemann.
Wenn diese Frau glaubt, sie kann mir Hörner aufsetzen, hat sie sich getäuscht, dachte er zähneknirschend. Gleich morgen würde er nach London fliegen und sie zurückholen – und wenn sie erst einmal hier war, würde er nicht zulassen, dass sie sich erneut von ihm trennte. Er würde dafür sorgen, dass sie an niemand anders mehr dachte, niemand anders mehr wollte als ihn.
Und, dachte er grimmig, ich werde jede Minute genießen.
2. KAPITEL
„Marisa? Mein Gott, du bist es wirklich. Ich kann es kaum glauben!“
Marisa löste ihren Blick von dem Schaufenster, drehte sich um und musterte den großen, attraktiven Mann, der vor ihr stand.
„Alan … was machst du denn hier?“, brachte sie zögernd hervor.
„Das sollte ich dich fragen. Warum sitzt du nicht an der Via Veneto und trinkst Cappuccino?“
Die Frage aller Fragen …
„Na ja, auch das kann mit der Zeit langweilig werden“, entgegnete sie betont locker. „Ich habe angefangen, mich nach einer Tasse englischen Tees zu sehnen.“
„Oh.“ Er sah sie neugierig an. „Und was sagt Lorenzo dazu?“
Der bittere Unterton in seiner Stimme war ihr nicht entgangen. „Alan, ich …“
„Schon gut“, winkte er ab. „Ich weiß. Es tut mir leid.“ Sein Blick ging an ihr vorbei zu dem Schaufenster des Babyausstatters, vor dem sie stand. „Darf man gratulieren?“
„Meine Güte, nein!“, erwiderte sie hastiger als sie vorgehabt hatte. Sie errötete, als sie seine überraschte Miene sah. „Ich … es ist nicht für mich. Eine alte Schulfreundin, Dinah Newman, erwartet ihr erstes Kind, und ich bin auf der Suche nach einem besonderen Geschenk für sie.“
„Tja, da bist du hier goldrichtig“, bemerkte Alan, nachdem er stirnrunzelnd auf die Preisschilder geschaut hatte. „Man muss wohl die Frau eines millionenschweren Bankers sein, um hier einkaufen zu können.“ Er lächelte sie an. „Sie muss eine ziemlich gute Freundin sein.“
„Sagen wir einfach, dass ich ihr einiges zu verdanken habe“, erklärte Marisa.
Ich bin ihr zum Beispiel dankbar dafür, dass sie mich mit Corin Langford bekannt gemacht hat, sodass ich jetzt einen festen Job habe und nicht vollkommen abhängig von Lorenzo Santangeli bin. Und dafür, dass sie nicht zu viele unbequeme Fragen gestellt hat, als ich Hals über Kopf allein nach London zurückgekehrt bin.
„Kannst du deine Einkäufe auch ein andermal erledigen?“, fragte Alan. „Ich würde gern mit dir essen gehen, nachdem wir uns so zufällig über den Weg gelaufen sind.“
Sie konnte ihm kaum erzählen, dass ihre Mittagspause gleich beendet war und sie zurück zur Arbeit musste. Instinktiv hatte sie ihre Hand, an der ihr Ehering fehlte, in die Jackentasche geschoben, damit Alan keine unangenehmen Fragen stellen konnte.
So nett es war, ihn getroffen zu haben, so kompliziert wäre es auch, vor ihm den Schein der glücklich verheirateten Frau zu wahren.
„Es tut mir leid.“ Schnell setzte sie ein entschuldigendes Lächeln auf. „Aber ich habe in fünf Minuten einen Termin.“
„Ich verstehe, du willst deinen Mann nicht warten lassen.“
Sie zögerte. „Nein, Lorenzo ist … im Moment gar nicht in London.“
„Er lässt dich so kurz nach der Hochzeit schon allein?“
Marisa zuckte die Schultern. „Wir sind ja schließlich nicht
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