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Julia Sommerliebe Band 22

Julia Sommerliebe Band 22

Titel: Julia Sommerliebe Band 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: STEPHANIE BOND ROSALIE ASH KIM LAWRENCE
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und hypnotisch.
    Und dann kam der Gedanke, von dem sie dachte, dass sie ihn endgültig verdrängt hatte: Er wird sterben.
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt. In Anbetracht der Tatsache, dass sie Rafik nicht leiden konnte – immerhin war er ihr Feind –, hätte sie die Angst, ihn zu verlieren, nicht so schmerzlich empfinden dürfen. Doch sie konnte sich so sehr in ihn einfühlen, dass sie spürte, wie schwer die Einsamkeit auf ihm lastete, und sie empfand Mitleid für ihn.
    Warum fühle ich mich diesem Mann so verbunden?
    Ihre Blicke begegneten sich und blieben aneinander haften. Die Zeit verging langsamer und blieb schließlich stehen. Dann lehnte sich Rafik in seinem Sitz zurück, und der Bann war gebrochen.
    Gabby unterdrückte einen Seufzer und schob die Hände unter den Schoß, damit Rafik nicht sah, wie sie zitterten. „So viel zum Thema Überreaktion. Sie verstehen anscheinend keinen Spaß.“ Mit einem aufgesetzten, leisen Lachen drehte sie sich weg und sah aus dem Fenster. Wenn doch nur diese Fahrt bald vorbei wäre!
    Die Straße war breit und gerade und führte durch die ockerfarbene Wüste, aus der seltsam geformte Felsgebilde aufragten, die noch seltsamere Schatten warfen. Es herrschte ein reger Verkehr, über den Gabby eine Bemerkung machte, da ihr das Thema harmlos und unpersönlich erschien.
    „Das liegt daran, dass gerade Ferien sind. Viele Menschen – vor allem Familien – fahren dann ans Meer. Jetzt sind sie auf dem Rückweg in die Stadt.“
    „Ich kenne jemanden, der hier vor ein paar Jahren einen Tauchurlaub verbracht hat.“
    „Ja, hier kann man gut tauchen. An der Küste gibt es einige Schiffswracks, die beliebte Tauchziele sind. Ich selbst habe dort tauchen gelernt.“
    „Und diese grünen Flecken in der Wüste? Was ist das?“, fragte sie und sah ihn an.
    „Das sind bewässerte Flächen – sie sind sehr ertragreich. Die Landwirtschaft ist hierzulande kein unwichtiger Wirtschaftszweig. Selbst ohne menschliches Zutun ist die Wüste bei Weitem nicht so trocken und unfruchtbar, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Viele Arten haben sich an die Trockenheit und die stark schwankenden Temperaturen angepasst. Ich habe schon Feigenbäume kilometerweit vom nächsten Wasser entfernt wachsen sehen.“
    Nicht nur die Informationen, sondern auch die Leidenschaft, der Enthusiasmus und der Stolz auf sein Land, mit denen Rafik sie vortrug, faszinierten Gabby.
    „Wenn der Regen ausbleibt, haben wir im Süden …“ Er hielt inne und wandte sich ihr zu. „Interessiert Sie das überhaupt?“
    Ohne zu überlegen, sagte Gabby das Erste, was ihr in den Sinn kam. Unglücklicherweise war es die Wahrheit. „Nein, aber ich mag den Klang Ihrer Stimme. Und außerdem“, fuhr sie leicht schnippisch fort, „werde ich Königin über all das, was ich hier sehe.“ Ihr spöttisches Lächeln verschwand. „Sie wissen, dass es nicht dazu kommen wird, oder?“, fragte sie ruhig. „Haben Sie Ihre Familie eigentlich über Ihre Erkrankung unterrichtet?“
    „Ich werde sie zu einem angemessenen Zeitpunkt informieren“, antwortete er betont ruhig. Früher oder später müsste er sich dieser Situation stellen – aber das hatte noch ein bisschen Zeit.
    Sein Vater war nicht mehr der Jüngste, und obwohl er es nicht zeigte, bedeuteten ihm seine Söhne alles. Sobald man von Rafiks Zustand wüsste, würde man anders mit ihm umgehen – und das wollte er so lange wie möglich hinauszögern.
    „Sie haben ein Recht darauf, es zu erfahren“, sagte Gabby ernst. „Außerdem sollten Sie das nicht allein durchstehen. Sie hätten …“
    Rafik ließ sie reden, bis er es nicht mehr ertrug. „Genug!“ Er unterbrach sie mit einer schneidenden Handbewegung. „Solange ich Sie habe, brauche ich wohl keine Selbsthilfegruppe, was?“
    Sein Spott ließ sie erröten und den Kopf wegdrehen – eine Sekunde zu spät, um zu verhindern, dass er Tränen in ihren Augen glitzern sah.
    Während er ihr zartes Profil betrachtete, dachte er, dass er froh darüber sein konnte, dass es in seinem Leben keine Frau gab, die ihn beweinen und beklagen würde. Welcher Mann könnte es ertragen, zu beobachten, wenn die Frau, die er liebte, hilflos mit ansehen musste, wie er langsam aus der Welt verschwand.
    „Und bitte lassen Sie es sich gesagt sein, dass ich weder Ihr Mitleid noch Ihr Verständnis brauche. Verstanden?“
    Sie schluckte. „Verstanden.“
    Er beugte sich vor und sagte leise mit drohender Stimme und durchdringendem Blick: „Und wenn Sie

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