Julia Sommerliebe Band 22
das so offen zu sagen.“ Und wie sonderbar, dass es mir etwas ausmacht!
„Warum haben Sie das über sich ergehen lassen?“
Seine Frage verschlug ihr den Atem. „Genau wie ich folgen diese Leute Befehlen, die sie erhalten haben – und zwar von Ihnen.“
Ihr waren die Anweisungen auf einem silbernen Tablett überbracht worden. Außer den Flugdaten für ihren Bruder und Angaben darüber, wo sie Paul treffen sollte, stand in der handgeschriebenen Notiz, dass sie am Abend mit den beiden Prinzen dinieren würde. Im Nachsatz war sie darüber informiert worden, dass ihr eine Auswahl von geeigneten Kleidern gebracht werden würde.
Die kamen dann auch wie angekündigt – und mit ihnen erschienen ein Friseur, eine Stylistin und eine Visagistin. Sie hatten Gabbys Haut bewundert, bis sie andeutete, dass sie nicht besonders viel Ahnung von Hautpflege hatte und bei der Wahl der Kosmetika hauptsächlich danach ging, dass sie möglichst wenig kosteten. Dadurch hatten sich Friseur, Stylistin und Visagistin wohl umso mehr herausgefordert gefühlt, Gabby ein völlig neues Outfit zu verpassen.
Rafik war aufgebracht. „Ich habe ihnen nicht aufgetragen, etwas Derartiges zu tun.“
„Etwas Derartiges?“ Sie griff sich ins Haar „Was ist denn falsch daran? Ich bin herausgeputzt und umgestylt worden …“ Und offensichtlich reichte es immer noch nicht.
„So sehen Sie aus wie jede andere Frau.“
Allerdings nur wie diejenigen, die sich teure Kleider leisten können, dachte sie und sagte: „Nein. Jede andere Frau könnte einen Flug buchen und nach Hause zurückkehren.“
„Sie haben aber einen individuellen Stil.“ Stirnrunzelnd musterte er ihr glänzendes, glattes Haar.
„Ich dachte, dass es gerade das war, was Sie gestört hat.“
Rafik antwortete nicht. Geistesabwesend starrte er auf ihr Haar. Dann streckte er plötzlich eine Hand aus und strich ihr eine feine Strähne aus dem Gesicht.
„Das hatte ich auch gedacht.“ Aber wenn er sie jetzt ansah, war er anderer Meinung.
Gabby starrte den blutroten Stein an seinem Finger an und erbebte, als seine Finger ihre Wange berührten.
„Gestern sahen Ihre Haare so aus, als seien sie nicht gekämmt. Und als Sie schliefen, waren sie …“ Er schob die Finger tiefer in ihr Haar und erinnerte sich daran, das Gleiche getan zu haben, als er sie geküsst hatte. Der Gedanke daran erregte Rafik so sehr, dass es ihm nur mit Mühe gelang, Abstand zu wahren.
Gabbys Stimme war so heiser, dass sie ihr selbst ganz fremd vorkam, als sie antwortete: „Ich sehe nicht immer so schlimm aus. Gestern habe ich in der Wüste geschlafen.“
„Und Sie haben sich Sorgen um mich gemacht.“ Er ließ die Hand sinken, und sein leicht verschleierter Blick verdüsterte sich, als er seine Finger an ihren Hals legte.
Gabby fühlte die leichte Berührung wie ein glühendes Eisen auf der Haut. „Ich habe mir Sorgen um alle Betroffenen gemacht! Wie geht es den Opfern?“
Als er die Hand wegnahm, war sie so erleichtert, dass sie sich zusammenreißen musste, um nicht hysterisch loszulachen.
„Zwei der Opfer schweben immer noch in Lebensgefahr.“
„Das tut mir leid.“ Sie war völlig durcheinander und wusste nicht, wie sie mit der ungewohnten körperlichen Reaktion auf diesen Mann umgehen sollte. Nie zuvor hatte sie solche Empfindungen gehabt. So viel zum Thema „die Hormone unter Kontrolle haben!“.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe und kämpfte gegen den Wunsch an, aus ihrer Haut zu schlüpfen.
„Ich fürchte, es ist schon zu spät, um noch etwas an Ihrem Haar zu ändern.“
„Sie scheinen ja sehr gut zu wissen, wie man einer Frau Komplimente macht. Wenn Sie den Look, den Sie offenbar so gern mögen, wiederhaben wollen, brauchen Sie mich nur aus dem Wagen zu werfen“, sagte sie und streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
Fluchend lehnte er sich über sie und griff nach ihrer Hand.
Gabby wich zurück. Als Rafik sie zurück in den Sitz drückte, wurde ihr schwindlig, und ihr Puls begann zu rasen. „Das war nur ein Witz“, sagte sie. Aber … jetzt wäre ein Sprung aus dem Wagen eine recht ungefährliche Alternative zu seiner bedrohlichen Nähe. Überdeutlich spürte sie seinen harten, muskulösen Körper, seinen Duft und seine männliche Ausstrahlung.
Seine Hand lag noch immer auf ihrer, als er Gabby den Kopf zuwandte. Rafik war ihr jetzt so nah, dass sie seinen Atem an der Wange spüren konnte und die winzigen Fältchen neben seinen Augen sah. Sein Blick war wild
Weitere Kostenlose Bücher