Julia Sommerliebe Band 22
Gabby in ihr Schlafzimmer ging, sich mit Plaudern begnügen würde.
„Ich habe nie behauptet, dass wir Sex hatten. Du bist ganz selbstverständlich davon ausgegangen …“
„Und du hast mich bewusst in dem Glauben gelassen.“
Diese Anschuldigung empfand Gabby als äußerst unfair. „Ich finde nicht, dass du ein Recht hast, mir dafür die Schuld in die Schuhe zu schieben. Schließlich habe ich dich nicht darum gebeten, mir hinterherzuspionieren.“
„Mach dich doch nicht lächerlich!“
Es war das erste Mal, dass Rafik ihrem Blick auswich – ein sicheres Zeichen dafür, dass er ein schlechtes Gewissen hatte.
„Ich habe die ganze Zeit versucht, dir klarzumachen, dass nichts passiert ist. Wirklich gar nichts. Aber du wolltest einfach nicht zuhören!“ Gabby sah Rafik wütend an. Er hatte alles kaputt gemacht. Das wohlige Gefühl der Zufriedenheit, das sie eben noch durchglüht hatte, war verschwunden.
Auch schien ihn der Sex nicht besonders glücklich gemacht zu haben. Zum ersten Mal bemerkte sie einen gräulichen Farbton unter seiner sonst so glänzenden Haut.
Der Anblick der fahlen Stellen versetzte sie in Angst. Während sie in seinen Armen gelegen hatte, als sie eins gewesen waren, hatte sie nicht an seine Krankheit gedacht. Nun kam ihr alles umso schmerzlicher wieder ins Bewusstsein.
Oh Gott, das ist alles meine Schuld! Sie kniete sich vor Rafik hin und begann, ihn mit dem seidenen Überwurf zuzudecken, der zu Boden gerutscht war.
Rafik griff nach ihrer Hand und drückte sie auf seinen Bauch.
Leicht bewegte sie ihre Finger. Diese Berührung erweckte ihre Lust von Neuem. Was bin ich nur für eine Egoistin?, fragte sie sich vorwurfsvoll. Er ist todkrank, und ich habe nichts anderes als Sex im Kopf.
„Was machst du da?“
Gabby schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Anscheinend gebe ich wohl keine besonders gute Krankenschwester ab“, sagte sie kleinlaut. „Soll ich dir etwas bringen? Wasser und ein Aspirin vielleicht?“ Sie hob eine Hand an den Kopf und seufzte zerknirscht. „Ich bin so egoistisch. Du solltest mit deinen Kräften haushalten, anstatt …“
Er lächelte, als er sah, wie sie wieder errötete. „… dir die Unschuld zu rauben?“
Sie kniff die Augen zusammen und seufzte. „Ich weiß nicht, warum du die ganze Zeit so tust, als sei das etwas Besonderes. Außerdem kann von ‚rauben‘ wohl kaum die Rede sein – ich habe dich ja förmlich darum angefleht!“
„Ich bin nicht krank, Gabriella. Letzte Nacht habe ich nicht viel Schlaf bekommen, das ist alles.“ Nicht viel bedeutete in diesem Fall so gut wie gar keinen Schlaf. Rafik hatte sich die ganze Nacht mit dem Gedanken an Gabby in den Armen seines Bruders herumgequält.
„Bist du sicher?“
Er nickte.
„Und meinst du, dass du heute Nacht genug schlafen kannst?“
Durch sein geräuschvolles Einatmen ermutigt, warf sie ihm einen herausfordernden Blick zu. Sie sah ihm in die Augen und ließ die Finger an seinem muskulösen Oberkörper bis zu seinem Waschbrettbauch und dann noch weiter nach unten gleiten.
„Lass das!“, knurrte er, und Gabby hörte auf zu lächeln.
Die Sorgenfalte zwischen seinen Brauen wurde tiefer, als Gabby ihn prüfend ansah. „Was ist los?“
„Das fragst du mich?“ Er klang ehrlich verwundert und unerklärlicherweise verärgert.
Um ihren verletzten, fragenden Blick nicht zu sehen, senkte er den Kopf – und hatte ihre Brüste mit den rosigen Spitzen vor Augen. Er fluchte und sagte in befehlshaberischem Ton: „Jetzt zieh dir um Himmels willen erst mal etwas an!“
Gabby wich zurück, als hätte er mit der Hand nach ihr ausgeholt. Seine Worte machten ihr ihre Nacktheit unangenehm bewusst – dieselbe Nacktheit, die ihr eben noch natürlich vorgekommen war und ihr ein ungewohntes Selbstbewusstsein verliehen hatte.
„Warum? Werde ich deinen hohen Ansprüchen nicht gerecht?“, fragte sie, während sie nach einer Decke griff und sie sich um die Schultern schlang.
Rafik sah sie an, als sei sie nicht ganz richtig im Kopf. „Weil ich nicht denken kann, wenn ich deine nackten Brüste sehe.“ Er konnte ohnehin keinen klaren Gedanken fassen. Sein Gehirn kam nicht über den Schock hinweg, dass sie noch Jungfrau gewesen war.
Gabby blinzelte und errötete aufs Neue, als ihr Blick auf die verräterische Wölbung in Höhe seiner Lenden fiel, die sich unter der dünnen Decke rührte.
Zwar war sie keine Expertin, aber für einen Mann mit angeschlagener Gesundheit schien er eine
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