Julia Sommerliebe Band 22
bin nicht schwanger“, sagte sie tonlos. „Wenn du nur vorhast, ein Kind zu zeugen, damit die Erbfolge gesichert ist, dann tu das. Aber nicht mit mir. Ich möchte, dass der Mann, mit dem ich im Bett liege, an mich denkt – und nicht an die politische Stabilität seines Landes. Vielleicht ist das altmodisch und romantisch, aber so bin ich eben veranlagt.“
Rafiks Gesicht verfinsterte sich. „Bist du jetzt endlich fertig?“
Gabby zuckte mit den Schultern und wollte sich entfernen, doch Rafik sprang auf, packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich hin.
„Hast du denn so viele Erfahrungen im Bett mit Männern gemacht?“
„Wie du weißt, bin ich Spätentwicklerin, aber das kann ja noch werden“, sagte sie ärgerlich.
„Du willst mich provozieren, Gabriella.“ Er packte sie an den Armen und zog sie an sich. Allein ihr Trotz ließ Gabby seinen schwelenden Blick ertragen. „Wenn ich an irgendetwas anderes als an dich hätte denken können, als wir uns geliebt haben …“ Er hielt inne und atmete tief durch. „Wenn ich an irgendetwas anderes hätte denken können als daran, mit dir zusammen zu sein, würden wir jetzt nicht über ein mögliches Kind diskutieren.“
Er fühlte, dass sie sich etwas entspannte. „Nicht auf dich, sondern auf mich bin ich wütend.“
„Damit stehst du nicht allein da.“ Gabby hatte sich zwar ein bisschen beruhigt, war aber immer noch sehr aufgebracht.
Rafik legte den Arm um ihre Schultern und führte sie jetzt zum Diwan zurück. „Dein erster Liebhaber hätte nicht jemand wie ich sein dürfen, der nur … so kurze Zeit für dich da sein wird.“ Er lachte freudlos auf, und es zerriss ihr das Herz. „Und nun bist du vielleicht schwanger. Was soll werden, wenn mir etwas passiert, bevor du es überhaupt weißt?“
Sie schüttelte heftig den Kopf. „Du kannst dich darauf verlassen, dass nichts passieren wird.“
„Aber wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen.“
Stumm schüttelte sie den Kopf. Sie wusste nicht, ob sie es schaffen würde, Rafik auseinanderzusetzen, warum sie gar nicht schwanger sein konnte, bevor sie in Tränen ausbrechen würde.
„Der einzige Weg zur Vorsorge ist, dass wir auf der Stelle heiraten. Auch falls du nicht schwanger sein solltest – immerhin habe ich dir die Unschuld genommen.“
Entgeistert sah Gabby ihn an. Noch konnte sie es nicht ganz fassen, dass er ihr eben einen Heiratsantrag gemacht hatte.
„Du hast doch selbst gesagt, ich soll egoistisch sein und sagen, was ich will. Das ist es, was ich will.“
„Menschen unter Druck zu setzen ist wohl deine Spezialität, oder? Sag mir nur eins: Wenn ich nicht schwanger bin und es auch nie werden würde, würdest du mich dann immer noch heiraten wollen?“
Sie war sich seiner Antwort vollkommen sicher. Rafiks Überlebensinstinkt war erwacht, und zwar nicht für ihn selbst, sondern für sein Land. Von klein auf hatte er gelernt, dass er für das Wohlergehen einer ganzen Nation verantwortlich war. Es ging ihm gar nicht um das Baby, sondern um einen Erben.
„Ja.“
Sie konnte es kaum glauben. „Ja?“
Er sah ihr in die Augen und wiederholte mit fester Stimme: „Ja.“
„Aber warum?“
„Du bist die einzige Frau, mit der ich schlafen will. Und ich habe gehofft, dass auch du diese Erfahrung noch einmal wiederholen willst.“ Er legte ihr einen Finger unters Kinn und hob ihren Kopf leicht an, sodass sie zu ihm aufsehen musste. „Falls du es genau wissen willst: Meine Gründe sind nicht politischer, sondern sexueller Natur.“
„Du weißt genau, dass ich wieder mit dir schlafen möchte“, sagte sie, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Verdammt!“, murmelte sie, während sie sich die Tränen mit dem Handrücken wegwischte. „Sonst weine ich nie. Wir können doch auch miteinander schlafen, ohne verheiratet zu sein.“
„Du warst noch Jungfrau – das ändert einiges. Und du bekommst möglicherweise ein Kind von mir.“
„Wünschst du dir das?“
Er sagte nichts.
„Würde es dich denn glücklich machen?“
„Natürlich würde es mich glücklich machen.“
Plötzlich schien alles ganz einfach zu sein. War es nicht das, was Gabby immer gewollt hatte? Den Mann, den sie liebte, glücklich zu machen? Wenn sie diese Gelegenheit nicht beim Schopfe packte, würde sie es ihr ganzes Leben lang bereuen. Das Einzige, dessen es bedurfte, war eine winzig kleine Lüge.
Rafik würde es nie erfahren und wäre glücklich. Sie würde mit der Schuld leben können. Ja,
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