Julia Sommerliebe Band 22
hauchdünnen Stoff ihrer Seidenbluse viel zu nah an ihrer Haut. Mit der anderen Hand berührte er sie. Seine Finger strichen über ihre tränenfeuchten Wangen.
„Und ob du weinst.“ Er klang rechthaberisch und besorgt zugleich. Bevor Caroline seine Absichten erahnte, hatte Romano sie zu sich gedreht. Und dann küsste er sie liebevoll.
Geborgen lag sie an seiner Brust. Es fühlte sich so gut und richtig an. Und doch wusste Caroline, dass es nicht sein durfte. „Bitte nicht …“
Unendlich zärtlich küsste Romano ihren Protest fort. Sanft hob er ihr Kinn an, streichelte über ihre Wangen und küsste sie wieder, diesmal leidenschaftlich und fordernd.
Glühendes Verlangen überkam ihn.
Caroline gab sich seinem Kuss hin wie nie einem Kuss zuvor. Ihre Zunge begegnete seiner, und es war, als würde sie ein Stromstoß durchzucken.
Selbst überwältigt, umfasste Romano ihr Gesicht und hielt es wie ein kostbares Kleinod. Einen Moment ließ er von ihr ab. Schwer atmend schauten sie sich in die Augen. Dann gab Caroline jeden Widerstand auf, und sie schmiegte sich an seine Brust.
„Caroline …“ Er flüsterte ihren Namen. Es klang wie eine unausgesprochene Frage. Doch als sie den Mund öffnete, um ihm zu antworten, eroberte er erneut ihre Lippen, vertiefte den Kuss.
Schockiert wegen ihrer eigenen heftigen Reaktion, schloss sie die Augen, und dann genoss sie nur noch. Die Leidenschaft zwischen ihnen war animalisch, eine gefährliche Mischung aus Neugier, Zorn und Lust. Ihr akkurater Haarknoten löste sich, und die weichen Strähnen umspielten ihr Gesicht.
Halbherzig abwehrend legte sie ihm die Hände auf die Schultern, um ihn von sich fortzustoßen. Aber stattdessen spürte sie fasziniert seine Muskeln und seine Wärme. Wie eine Verdurstende klammerte sie sich an, ihn als sei er der rettende Schluck Wasser.
Abrupt war es vorbei. Romano gab sie frei, die Hände immer noch in ihrem Haar, und starrte sie an, als sei sie ein Phantom.
„Morgen“, sagte er endlich. „Morgen habe ich den ganzen Vormittag zu tun. Komm um drei Uhr nachmittags. Dann können wir die Strategie für die Kampagne diskutieren.“
Etwas verspätet erinnerte er sich an seine Manieren, stieg aus und öffnete ihr die Beifahrertür.
Er benahm sich, als sei nichts geschehen. „Gute Nacht, Caroline.“
Bis sie zum Haus gegangen, mit zitternden Fingern den Schlüssel ins Schloss gesteckt und hineingegangen war, sah Romano ihr nach.
4. KAPITEL
Bei Emblem Communications herrschte hörbar reges Treiben, als Caroline kurz nach drei Uhr eintraf. Trotzdem war der Empfangsbereich menschenleer. Auf der Sitzgruppe unter der Topfpalme wartete Caroline äußerlich gefasst, innerlich jedoch aufgewühlt.
Telefone läuteten, Computertastaturen klapperten. Stimmen drangen aus dem Großraumbüro. Nervös spielte Caroline mit dem Träger ihrer Handtasche und blickte durch die Glastüren hinaus in die heiße Sommerszenerie.
Die Sonne brannte auf Reihen von weiß leuchtenden Jachten mit Masten aus Aluminium und auf Hochglanz poliertem Messing und Chrom nieder. Auf dem Deck einer Jacht stand ein Mädchen mit hüftlangen braunen Haaren und rief etwas zu einem Mann auf dem Boot nebenan hinüber.
Alles wirkte so sorglos, so wunderbar mediterran und entspannt, dass Caroline sich plötzlich wünschte, sie könnte ihr Unternehmen für eine Weile vergessen, all die Jahre harter Arbeit, an Bord einer dieser Jachten springen und einfach auf und davon segeln, dem azurblauen Horizont entgegen …
Den freien Vormittag hatte sie gemeinsam mit Penny und Devlin an Bord der Kestrel verbracht, bevor die beiden wieder nach Sizilien gesegelt waren. Unweigerlich war Caroline von ihren Freunden wegen der abenteuerlichen Rettung durch den attraktiven Fremden geneckt worden.
Nach dem aufwühlenden Kuss gestern Abend fiel es ihr noch schwerer, auf die Späße ihrer Freunde nicht überzureagieren.
Noch nie hatte ein Kuss so viele Gefühle in ihr ausgelöst. Solche Küsse gab es sonst nur im ganz großen Kino. Konnte es am Wein gelegen haben? Schließlich hatte sie mehr als nur ein Glas getrunken. Ein mit Aphrodisiaka versetzter Wein von einer kleinen unbekannten Insel war es jedenfalls nicht gewesen. Caroline hatte das Etikett gesehen: Es hatte sich um einen ganz normalen, guten französischen Burgunder gehandelt, und der Kellner hatte die Flasche vor ihren Augen entkorkt.
Wenn alles nicht so verwirrend wäre, könnte Caroline fast darüber lachen. Aber es war alles andere als
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