Julia Sommerliebe Band 22
lustig. Besonders, da Romano de Sciortos Ego angesichts ihrer Hingabe ins Unendliche wachsen würde. Eigentlich sollte er nur ihre Fähigkeiten als PR-Spezialistin kennenlernen.
„Nun lass dir doch nicht jede Einzelheit aus der Nase ziehen“, beschwerte sich Penny und strich sich das kastanienbraune Haar aus dem Gesicht.
Die drei Freunde saßen im Hafen von St. Julian’s und blickten aufs Meer und die Boote hinaus. Die Sonne schien heiß, und sie verbrachten die letzten Stunden gemeinsam, bevor Devlin und Penny wieder in See stachen, um die Heimfahrt anzutreten.
Caroline hatte ein bisschen erzählt und versucht, möglichst unbeteiligt zu wirken. Den inneren Konflikt, in den Romano de Sciorto sie stürzte, wollte sie ihren Freunden nicht offenbaren. Erst recht nicht, da sie ja selbst keine Ahnung hatte, warum sie so heftig auf ihn reagierte, obwohl sie ihn nicht sonderlich mochte.
Sie versuchte, sich wieder auf die bevorstehende Besprechung zu konzentrieren. In Gedanken überprüfte sie noch einmal ihre Garderobe. Auf keinen Fall wollte sie in irgendeiner Weise aufreizend oder verführerisch wirken. Deshalb hatte sie ihr schlichtes schwarzes Baumwollkleid gewählt, kurzärmelig und mit V-Ausschnitt. Dazu trug sie ihre Kette mit dem goldenen Christopherus-Anhänger. Ein grauer Ledergürtel rundete ihr Outfit ab. Sie sah gut aus, aber nicht sexy.
Nervös schaute sie auf ihre Uhr. Ganz bestimmt würde sie hier nicht den ganzen Tag warten. Sie versuchte sich zu erinnern, welchen Weg sie gestern von hier zu seinem Büro genommen hatten. Hoch erhobenen Hauptes schritt sie durch die Schwingtür, durch den Gang, bog rechts ab und ging die Treppen hinauf. Selbstbewusst öffnete sie die Tür zu Romanos Büro …
… und errötete prompt. Stephanie Marsa hatte sich an Romanos Brust geschmiegt, die Arme besitzergreifend um seinen Nacken gelegt. Hastig lösten sie sich voneinander, als sie Caroline bemerkten.
Stephanie schwankte auf ihren hohen Absätzen, trotz derer sie Romano kaum bis zur Schulter reichte.
Dieser griff nach ihrem Arm und stützte sie. Sein Blick war ruhig und selbstbewusst, aber dennoch fragend, als er nun Caroline ansah. „ Bongu , Caroline.“ Die maltesische, an das französische Bonjour angelehnte Begrüßung hatte einen weichen Klang. „Du bist fünf Minuten zu spät.“ Er besaß auch noch die Dreistigkeit, sie zu rügen. Damit wollte er doch nur von seinem Fehlverhalten ablenken!
„Ich war pünktlich hier.“ Die Worte steckten ihr im Halse fest. „Aber du hast mich an der Rezeption warten lassen.“
„Es tut mir leid, Signorina Hastings, dass Sie warten mussten“, warf nun Stephanie ein. „Aber Romano musste mich … ganz dringend sprechen.“
Stephanie Marsa sammelte ein paar Akten und Briefe vom Schreibtisch zusammen. Ihr winziger Minirock gewährte freien Blick auf schlanke, scheinbar endlos lange Beine. Insgesamt war sie so zart und feminin, dass Caroline unwillkürlich an die Fee Tinkerbell denken musste.
Höflich lächelte Stephanie nun Caroline zu, die sich zusammennahm und das Lächeln erwiderte.
Stephanie war eine aparte Schönheit. Ihre Augen waren groß und rehbraun, umrahmt von langen gebogenen Wimpern, um die sie sicher jede Frau beneidete. Der Mund war zartrosa geschminkt und stand in aufreizendem Kontrast zur ihrer olivbraunen Haut und dem vollen, glänzenden schwarzen Haar. An ihrem makellosen Körper hatte sie nicht ein Gramm Fett zu viel. Sie war einfach vollkommen – und damit das genaue Gegenteil von Caroline. Warum setzte Romano dann Caroline so zu, wenn er doch Stephanie so leicht haben konnte?
„Kein Problem, ich habe meinen Weg ja gefunden.“ Caroline verschränkte die zitternden Finger hinter dem Rücken. Sie fragte sich, ob Romano diese Szene absichtlich inszeniert hatte. Jetzt brauchte sie sich über gestern Abend jedenfalls keine weiteren Gedanken mehr zu machen.
Romano schickte Stephanie weg mit der Bitte, ihnen Kaffee zu bringen.
„Setz dich doch.“ Seine Miene war ausdruckslos.
Schweigend setzte sie sich in den ihr zugewiesenen Sessel. Romano nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Statt seinem Blick zu begegnen, suchte sie umständlich ihr Notizbuch heraus und betrachtete dann das Bürozimmer. Innerlich verfluchte sie ihr verräterisch klopfendes Herz.
Auf seinem Schreibtisch standen drei Telefone mit Anrufbeantworter, ein Computer und ein Faxgerät. Ordner, Memokladde, Stifte und Karteikasten rundeten den geschäftigen Eindruck ab. Auf den
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