Julia Sommerliebe Band 22
sich ein einsamer Strandabschnitt, der etwa eine Viertelmeile von seinem Haus entfernt war. Jason hatte es bewusst vermieden, sie dort mit hinzunehmen – das würde seiner Beziehung zu Ginger nämlich den Todesstoß versetzen. Bis jetzt hatte er allerdings noch nichts getan, dessen er sich schuldig fühlen musste.
Der Sand unter seinen Füßen gab nach und drang in seine neuen Schuhe, aber das war ihm egal. Blass leuchtete der Strand im Mondlicht und reflektierte genug Licht, um Lucys Profil zu betrachten – die Linie ihrer Nase, den Schwung ihrer vollen Lippen.
Nur wenige Meter vor ihnen brachen sich die Wellen am Ufer und wichen dann wieder zurück ins dunkle Meer. Der Mond spiegelte sich auf dem Wasser und zauberte einen Lichtstrahl auf die Oberfläche. Alles in allem war die Szenerie viel zu romantisch für ein platonisches Mahl.
„Wie wär’s mit diesem Platz?“, fragte Lucy und zeigte auf den Stamm einer Palme, die vor langer Zeit von einem Sturm gefällt und dann hier angespült worden war.
„Gefällt mir“, antwortete Jason und versuchte sein Gewissen damit zu beruhigen, dass das hier nur ein Test war. Wenn er es schaffte, den Abend mit dieser faszinierenden Rothaarigen zu überstehen, ohne Ginger untreu zu werden, würde er ihretwegen umso besser eine Entscheidung treffen können … und seinetwegen.
Er stellte den Eimer mit den Bierdosen ab, und Lucy den mit den Shrimps. Dann ließ er sich vor dem Holzstamm nieder, während Lucy nur ihre Schuhe abstreifte und stehen blieb. Sie hob Gesicht und Arme zum sternenübersäten Himmel. „Ist das nicht das Schönste, was Sie je gesehen haben?“
Jason starrte sie wie hypnotisiert an. Der Wind hob ihr Haar und weht es ihr um die Schultern. Ihr weißes Tanktop umschmeichelte ihre Brüste, und der weite kurze Rock hob sich, um steinharte Oberschenkel zu enthüllen. Ihre schlanken gebräunten Beine endeten in Zehen, die sich in den Sand gruben.
„Stimmt“, antwortete er heiser und versuchte sein Bestes, seine plötzliche Erregung zu unterdrücken. In der Hoffnung, Alkohol würde seine Libido abkühlen, öffnete er eine Dose Bier. „Bereit zum Mahl?“, fragte er und machte ihr ebenfalls eine Dose auf.
Lächelnd nahm sie das Bier und setzte sich ein paar Zentimeter von ihm entfernt in den Sand. Es schien ihr nichts auszumachen, dass sie sich dabei schmutzig machte. Sie spreizte die Beine und ließ den Eimer Shrimps zwischen ihre schönen Oberschenkel fallen wie eine Achtjährige. „Ich pule.“
„Da sage ich nicht nein“, antwortete Jason, lehnte sich mit dem Rücken gegen den Stamm und zwang sich dazu, sich auf die Schönheit der Natur um ihn herum zu konzentrieren, um sich von der Naturschönheit neben ihm abzulenken.
Es war wirklich eine paradiesische Nacht. Der Anblick und Klang der Wellen waren so beruhigend, dass man sich einreden konnte, der Rest der Welt sei unwichtig oder würde gar nicht existieren. Hätte Jason nach links in die Ferne geschaut, hätten ihn die Lichter der Skyline von Fort Myers daran erinnert, dass die Welt doch noch existierte. Aber er sah nicht nach links.
Stattdessen nahm er einen gepulten Shrimp von einer sexy Frau, die nichts von ihm erwartete, tunkte ihn in würzige Cocktailsoße und steckte ihn sich in den Mund. „Mm, lecker!“
Lucy schob sich ebenfalls einen Schrimp in den Mund und murmelte Zustimmendes. Ihre geschickten Finger bewegten sich rasch und pulten die Shrimps schneller, als er ihr helfen konnte, sie zu essen.
„Welche Art von Immobilien vermitteln Sie eigentlich?“, fragte er.
„Vor allem Zinswohnungen und -häuser.“ Sie zuckte die Achseln. „Nichts Aufregendes. Und Sie?“
„Gewerbliche Immobilien. Atlanta boomt gerade.“
Sie nickte. „Und was machen Sie in Ihrer Freizeit?“
„Hierhin fahren.“
„Die Gegend hier kommt mir ganz schön ruhig vor für einen alleinstehenden Mann. Ich hätte gedacht, ein Typ wie Sie bevorzuge Miami oder vielleicht die Florida Keys.“
„Meine Familie hat schon auf Sanibel oder Captiva Urlaub gemacht, als der Damm noch gar nicht existierte“, antwortete er. „Ich habe mir gute Erinnerungen an die Zeit bewahrt, und außerdem wohne ich gern ruhig.“
„Laden Sie manchmal Freunde oder Familienmitglieder ein?“
„Gelegentlich“, räumte er ein.
„Aber diesmal sind Sie allein hier?“
„Ja“, antwortete er und versuchte sich einzureden, dass er die Wahrheit sagte.
Er war zwar nicht ehrlich, aber er log auch nicht.
„Auf das
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