Julia Sommerliebe Band 22
„Wenn ich gesagt hätte, ich vertraue dir, ganz gleich, was kommt, wärst du dann immer noch durcheinander?“
Hart lachte er auf. „Dann noch viel mehr.“
„Romano, bitte …“ Sie schluckte und ballte die Hände zu Fäusten. „Du machst es mir nicht gerade leicht.“
„Warum sollte ich? Nachdem du tagelang so getan hast, als wäre nichts zwischen uns gewesen, hätte ich nicht übel Lust, es dir möglichst schwer zu machen.“
„Romano …“
„Wir machen eine Spritztour.“
Die sprachlose Caroline wurde aus der Lagerhalle zu Romanos Aston Martin geführt. Abrupt blieb sie an der Beifahrertür stehen und starrte Romano wütend an. Die Schatten wurden bereits länger; bald würde es dunkel werden. Der Lagerarbeiter schien schon Feierabend gemacht zu haben. Sie waren ganz allein. Nur das Zirpen der Grillen war zu hören.
„Steig ein.“
Nach kurzem Zögern leistete sie seiner Aufforderung Folge. Es war sinnlos zu diskutieren. Sie waren beide wütend. Vielleicht sollte sie Romano etwas entgegenkommen.
„Ich will ja nicht misstrauisch wirken. Aber wohin fahren wir?“ Sie passierten Valletta und Floriana und hielten sich südlich in Richtung Flughafen. Wollte er sie etwa in den nächsten Flieger nach London setzen?
Das Herz schlug ihr bis zum Halse. Reglos saß sie neben ihm, und doch wollte sie eigentlich nur die Hand ausstrecken und sein braun gebranntes Knie berühren. Wie konnte sie sich körperlich so von ihm angezogen fühlen, wenn sie ihn doch vom Verstand her für seine arrogante Scharade verachtete?
„Mal sehen. Jetzt, da du meine kriminellen Machenschaften aufgedeckt hast, gibt es wohl keine andere Alternative, oder? Ich muss dich zur Höhle bringen und dich auf dem Sklavenmarkt verkaufen, so wie der böse alte Hasan es mit den Jungfrauen getan hat.“
„Romano, meinst du nicht, wir sollten das Spiel endlich beenden?“ Allmählich riss ihr der Geduldsfaden.
„Doch, das finde ich auch.“
Caroline biss sich auf die Lippe und unterdrückte ihren Zorn.
Zunächst waren die Straßen noch belebt, doch allmählich wurde der Verkehr immer schwächer. Am Turm parkte Romano den Wagen. Für einen Moment bekam Caroline Panik. Dann blickte sie Romano in die Augen, und sofort schwand ihre Furcht. Was auch immer er vorhatte, was auch immer seine Absichten sein mochten, sie hatte keine Angst vor ihm.
Der Zorn aber blieb.
„Romano, wo sind wir?“
„Komm schon, steig aus. Wir machen einen Spaziergang.“ Romano legte den Arm um sie.
Am Wegesrand erkannte sie einen Wegweiser. Sie waren wirklich auf dem Weg nach Ghar Hasan .
„Verdammt, Romano!“ Empört wandte sie sich ihm zu. „Müssen wir ausgerechnet hier spazieren gehen?“
„Nach Ghar Hasan? Unbedingt, Caroline.“ Amüsiert lächelte er.
Immer näher kamen sie an die Klippen. Die See toste gegen die Felsen. Ein kleiner Fußweg führte die Klippen hinunter. In der hereinbrechenden Nacht nahm der Himmel einen indigoblauen Ton an. Der Mond, wie eine Platinscheibe, war fast voll. Schweigend erreichten sie den Höhleneingang.
Im Inneren der Höhle war es vollkommen dunkel. Beim Aufflackern des Blitzlichtes erkannte Caroline ein Labyrinth aus Stein. Romano ergriff ihre Hand und ging voran.
Caroline stolperte benommen hinterher. Noch nie hatte sie Dunkelheit gemocht. Und die Dunkelheit in dieser Höhle war besonders intensiv, wie eine Decke, die sich erstickend auf sie legte. Unwillkürlich musste Caroline an die Geschichte von Antonio und Louisa denken. Eine alberne Geschichte. Und doch wirkte sie in dieser feuchten Höhle nicht annähernd so albern. Wieder regte sich ihre Panik.
Abrupt schnappte sie nach Luft. Sie standen an einem Abgrund. Tief unten spiegelte sich der Mond auf der Meeresoberfläche.
„Romano, was zum Teufel tust du?“, flüsterte sie.
Romano blieb stehen und wandte sich ihr zu. Sein Gesicht lag im Schatten.
Caroline griff nach seiner Schulter und drückte sich an seine Brust.
„Ich zeige dir Ghar Hasan “, murmelte er. „Und nun sag mir, Caroline, vertraust du mir?“
„Natürlich … ich vertraue dir.“
„Du vertraust mir, dass ich dir in keinster Weise wehtun werde?“
„Romano, ich habe nie geglaubt, dass du mir wehtun willst. Aber warum hast du mich ausgerechnet hierher gebracht?“
„Ich werde dich etwas über Vertrauen lehren“, erklärte er sanft und zog sie fest in seinen Arm. „Damit ich weiß, was du mir alles zutrauen würdest.“
„Das ist doch gar nicht wahr.“
„Nicht? Und
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