Julia Sommerliebe Band 22
zugewiesen hatte, in ein kleines, attraktives Büro umgezogen. Die Aussicht auf den Hafen und das Meer war atemberaubend. Wie leicht sie hier mit den Gedanken abschweifen konnte …
Nein, sie wünschte Romano keinen Misserfolg. Sie wünschte nur, sie wäre diesem Mann niemals begegnet. Könnte sie doch nur die Zeit zurückdrehen, dann wäre sie nie aus London weggegangen. Sie würde ein ruhiges, geregeltes Leben führen und vor allem noch ihren Seelenfrieden genießen.
Und doch … die Nacht mit Romano war unvergesslich gewesen. Seine Berührung hatte wie Feuer auf ihrer Haut gebrannt. Noch immer konnte sie nicht fassen, wie rückhaltlos und explosiv sie auf ihn reagiert hatte. Nie hätte sie gedacht, dass sie eine solche Leidenschaft andersherum auch in einem Mann wecken könnte. Doch Romano war zweifellos ebenso seinen Gefühlen ausgeliefert gewesen wie sie selbst. Es musste also auch für ihn etwas Besonderes gewesen sein. Oder er war einfach nur ein besonders guter Schauspieler.
Warum auch immer sie sich von ihm hatte lieben lassen, nichts würde dem gleichkommen. Das war einfach ihre Bestimmung gewesen. Wie hatte sie ihn beschuldigen können?
Caroline griff nach dem Bürotelefon und rief Stephanie an. Sie würde ihre Idee umsetzen, über die sie schon tagelang nachgrübelte, die ihr jetzt sehr vernünftig und praktisch erschien.
„Ich möchte die Lagerhallen in Gzira besichtigen“, begann sie ohne Umschweife. „Können Sie dafür sorgen, dass mich am Spätnachmittag jemand reinlässt?“
„Romano wird das nicht wollen“, gab Stephanie zurück.
Caroline hoffte, jetzt würde Stephanie ihr reinen Wein einschenken, was ihren Verdacht anging. Gleichzeitig fürchtete sie sich davor. „Und warum nicht?“ Ruhig atmete sie durch. „Ende der Woche gab es eine wichtige Lieferung, richtig? Nach meinem Dafürhalten dürfen die internationalen Beziehungen des Unternehmens nicht unterbewertet werden. Es wäre eine gute Gelegenheit, das Material für die Werbekampagne zu verwenden. Dann können wir zeigen, wie wichtig Ihr Import aus der ganzen Welt einzuschätzen ist.“
Ein eisiges Schweigen folgte.
„Da muss ich Romano fragen, wenn er zurückkommt.“
„Wann wird das sein?“
„Er ist mit einem Kunden auf einer Jacht.“
„Können Sie ihn anrufen?“, fragte Caroline ungeduldig. Dieses Missverständnis musste so schnell wie möglich ausgeräumt werden.
„Nein. Und ich weiß, dass Romano nicht wollen wird, dass Sie dort hinfahren, Signorina Hastings. Sie bedeuten Ärger. Je eher Sie nach London zurückkehren, desto glücklicher wird Romano sein!“
Damit beendete die Sekretärin das Gespräch.
Entsetzt starrte Caroline auf das Telefon. Ihre Gedanken überschlugen sich. Natürlich hatte sie längst vermutet, dass Stephanie in Romano verliebt war. Aber das aus deren eigenem Mund zu erfahren, fühlte sich noch einmal anders an.
Gleichzeitig hatte Stephanie mit ihrer Reaktion Carolines Misstrauen geschürt. Noch heute Abend würde sie das Lager besuchen und der Sache auf den Grund gehen. Aber wollte sie wirklich wissen, was Romano zu verbergen hatte?
Die Schatten wurden länger, als Caroline den Wagen ihrer Mutter im Industriegebiet parkte. Ein Lagerarbeiter ließ sie hinein. Sie hatte ihn überzeugen können, dass Romano sie geschickt hatte, um die Güter zu inspizieren.
Statt sich ihren eigenen Weg suchen zu müssen, bekam sie jetzt sogar eine Führung. Ihr Herz klopfte schuldbewusst. Bei der Lagerhalle handelte es sich um ein massives Gebäude, sauber und aufgeräumt. Die hohen Wände waren voller Metallregale, auf denen die Waren gelagert wurden. Weiter hinten war ein Lagerbereich abgeteilt.
Caroline folgte dem Lagerarbeiter durch die weiß gestrichene Tür. Noch mehr Kartons, Stapel von Kisten, und etwas … das offenbar unter einer Plane versteckt wurde.
„Da wären wir“, grinste der Mann und musterte sie gefällig in ihrem kurzen Kleid. „Graf de Sciorto hat also endlich beschlossen, ernst zu machen, was?“
„Oh … ja.“
„Ich lasse Sie dann allein, Signorina .“
Als Caroline allein war, brach das schlechte Gewissen mit voller Wucht über sie herein. Sie kam sich vor wie eine Schauspielerin in einem schlechten Film. Natürlich war es falsch, was sie hier tat. Sie hatte sich unberechtigt Zugang zu fremdem Gelände verschafft, Romanos Angestellten belogen und zudem auch noch die ärgsten Verdächtigungen gegen einen guten Freund ihrer Mutter erhoben.
Aber sie hatte bereits die
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