Julia Sommerliebe Band 22
Lächeln. „Klar. Nach allem, was ich darüber gehört habe, werde ich mir das Mnarja um nichts in der Welt entgehen lassen.“
14. KAPITEL
„Du siehst blass aus, Caroline“, bemerkte Anneliese besorgt und warf ihrem Bruder einen vorwurfsvollen Blick zu. „Romano spannt dich zu sehr ein. Du solltest dich schämen, Romano. Was für dunkle Schatten sie unter den Augen hat! Sie ist doch nicht nur zum Arbeiten hier!“
Anlässlich des Mnarja -Festivals waren bereits unzählige Menschen von der ganzen Insel angereist. Die meisten trugen farbenfrohe Kleidung und fantasievolle Kopfbedeckungen, und manche waren bunt bemalt. Die Bäume in den Buskett Gardens waren festlich beleuchtet. Lichterketten, Lampions und Fackeln, wohin man sah. Der Verdala Palace lag im Flutlicht. Überall wurde maltesische Volksmusik gespielt und dazu getanzt.
„Was ist das denn?“, rief Caroline erstaunt aus, als sie zum wiederholten Mal ein bestimmtes, recht ausgefallenes Kostüm sah. Dabei handelte es sich um einen riesigen schwarzen Kopfschmuck, der zu langen blauen Seidenkleidern mit reich verzierten Korsagen getragen wurde.
„Der Kopfschmuck heißt Faldetta und ist Teil unseres Nationalkostüms. Es wird immer zum Mnarja getragen.“
Sie hatte bereits den Il-Maltija gesehen, einen Volkstanz, der auf die Tänze bei Hof im achtzehnten Jahrhundert zurückging. Und jetzt standen sie in der Menge und lauschten dem Gesang einer Gruppe von Volkssängern, die von spanischen Gitarren begleitet wurden.
„Ja, die letzten Tage waren hart“, gab Romano zu und legte Caroline einen Arm um die Schultern. „Umso mehr soll sie sich heute Abend amüsieren. Ich kümmere mich um sie. Sieh mich bitte nicht mehr so anklagend an, kleine Schwester.“
Seine Heiterkeit reizte Carolines ohnehin angespannte Nerven. „Ich kann bestens auf mich selbst aufpassen, vielen Dank.“ Lächelnd wandte sie sich an Anneliese. „Ich bin sogar selbst mit dem Wagen meiner Mutter hergefahren.“
„Ja, natürlich“, murmelte Romano. „Du kannst auf dich selbst aufpassen. Auch in deinem recht aufreizenden Kleid in den dunklen Gassen Vallettas?“ Er ließ den Blick über ihren Körper gleiten.
Caroline errötete leicht. Das neue Kleid hatte sie sich in der kleinen Boutique gekauft, die Anneliese ihr empfohlen hatte. Es war aus feinem violetten Chiffon, und obwohl ihr der Rock bis zu den Knöcheln reichte, war das Mieder freizügig geschnitten und schmeichelte ihrer Figur. Wegen der Spaghettiträger trug sie allerdings keinen BH darunter.
Dass Romano die Vorzüge des Kleides bemerkt und ihr ein indirektes Kompliment gemacht hatte, blieb nicht ohne Wirkung. Ihre Brustspitzen pulsierten verräterisch, und sie erschauerte ungeachtet der warmen Sommernacht.
„Ich finde mein Kleid durchaus respektabel“, konterte sie kühl. „Und hier in Buskett Gardens sind wir ja weit weg von den dunklen Gassen Vallettas.“
„Und ich finde, du siehst umwerfend aus!“, erklärte Anneliese, die in ihrem blassrosa Seidenkleid wunderschön aussah. „Falls es euch interessiert, ich wünschte, ihr würdet mit diesem Katz-und-Maus-Spiel aufhören und einfach zusammenkommen.“
Schweigen.
„Anneliese“, setzte Romano an, doch seine Schwester winkte ab.
„Es ist ja nicht zum Aushalten. Jeder halbwegs intelligente Mensch sieht doch sofort, was mit euch los ist.“
„Was für eine Idee, Anneliese“, lachte Caroline auf. „Dabei fliege ich doch morgen nach London zurück.“
„Und woher will meine sich so gern einmischende kleine Schwester wissen, dass wir nicht längst zusammengekommen sind, wie du dich ausdrückst?“
Caroline erstarrte. Das Herz zog sich ihr schmerzhaft zusammen. „Stimmt“, strahlte sie Anneliese an, sie absichtlich missverstehend. „Zusammen haben wir in Naxxar heute einen durchschlagenden Erfolg gelandet. Emblem Communications ist der Star der Messe. Ich denke, die Kampagne ist optimal gelaufen, auch wenn Romano die wichtigsten relevanten Informationen bis kurz vor dem Event unter Verschluss gehalten hat.“
„Aber der Caroline-Hastings-Public-Relations-Agentur konnte ich natürlich nichts vorenthalten“, steuerte Romano bei. „Es war ein Vergnügen, mit dir zusammenzuarbeiten.“ Spöttisch verneigte er sich.
„Caroline, willst du wirklich schon morgen nach London zurückfliegen?“ Annelieses Melodramatik wirkte beinahe komisch. „Was ist mit deiner Mutter? Sie kehrt doch bald von ihrer Reise zurück und würde sich bestimmt freuen, wenn du
Weitere Kostenlose Bücher