Julia Sommerliebe Band 22
doch beschuldigst du mich, das Leben deiner Mutter zu gefährden. Oder mit meinem Bruder krumme Geschäfte zu machen. Sind das keine schlimmen Dinge, Caroline?“
„Romano, es tut mir wirklich leid!“ In der Dunkelheit suchte sie seinen Blick und klammerte sich an seine starken Schultern. „Was meine Mutter angeht, hatte ich unrecht. Ich habe mich schon entschuldigt, und ich kann jetzt akzeptieren, dass meine Mutter ihre eigenen Entscheidungen trifft. Selbst dein Motto ‚nutze den Tag‘ verstehe ich jetzt. Und ich glaube auch nicht mehr, dass du irgendetwas Illegales machst. Bist du jetzt zufrieden? Romano, mir gefällt es hier nicht. Lass uns das Ganze irgendwo anders diskutieren, irgendwo, wo es … zivilisierter ist.“
„Du magst die Höhle von Hasan nicht? Aber das ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die Touristen kommen zum Picknicken her.“
„Aber wohl eher bei Tageslicht, nehme ich an.“
„Richtig. Dabei scheint der Mond so schön. Er ist fast voll. Du hast doch keine Angst, dass Mathildes Geister auftauchen könnten?“
„Nein.“ Ein Schauern überlief sie. „Ich glaube nicht an Geister, Romano. Lass uns jetzt bitte gehen.“
„Fürchte dich nicht“, sagte er gnadenlos. „Ich habe genug Mut für uns beide, cara . Vielleicht hätte ich dich zu Calypsos Höhle bringen sollen, drüben auf Gozo“, fügte er lächelnd hinzu und strich besitzergreifend über ihre Hüften. „Wo es der Göttin Calypso gelang, Odysseus sieben Jahre in ihren Bann zu schlagen.“
„Ich hoffe, du hast nicht vor, mich sieben Jahre hier festzuhalten“, brachte sie heiser hervor, als Romano ihren Nacken liebkoste und dann seine Hand nach vorn gleiten ließ, an ihre Kehle. Er streichelte über ihren rasenden Puls.
„Nein, sicher nicht. Aber als Schauplatz für eine Liebesszene ist dieser Ort perfekt geeignet, findest du nicht?“
„Eine Liebesszene?“ Das Herz schlug ihr bis zum Halse. „Oh, Romano …“
„Ich spiele einen männlichen Calypso. Fragt sich nur, ob Odysseus Calypso auch traute.“
„Aber Odysseus war doch sehr stark, oder?“
„Calypso wollte ihn bezirzen, damit er seine Frau vergaß, die zu Hause auf ihn wartete.“ Romanos sprach in Carolines Haar. „Er sollte seine treue Partnerin vergessen. Wenn wir das auf uns beziehen, wo stehe ich dann? Wartet zu Hause in London ein treuer Partner auf dich, cara? Einer, dem du mehr vertraust als mir?“
„Romano, in dieser Nacht in der Casa Sciorto, als wir uns geliebt haben …“ Sie umarmte ihn und erschauerte, als er ihre Schläfe mit hauchzarten Küssen liebkoste. „So etwas wollte ich noch mit niemandem machen. Vorher hat es sich einfach nicht richtig angefühlt. Ist damit deine Frage beantwortet?“
„Ein Teil meiner Frage, Caroline …“ Seine Stimme klang unsicher. „Aber was war am nächsten Morgen? So eiskalt, wie du mich beim Frühstück behandelt hast? Und dein Verdacht …?“
„Im Grunde … warst wahrscheinlich nicht du derjenige, dem ich nicht getraut habe.“ Sie schluckte und schmiegte sich noch enger an ihn. „Sondern eher ich selbst. Ich traute meinen eigenen Gefühlen nicht.“
„Du hast deiner Urteilsfähigkeit nicht getraut?“, schlug er vor. Seine Lippen streiften ihren Nacken. „Willst du das sagen?“
„Ja.“ Sie seufzte unter seinen Liebkosungen.
„Fürchtest du dich im Dunkeln?“, fragte er und umarmte sie fester. Er streichelte ihren Rücken und ließ seine Hände zu ihrem festen Po gleiten. „Natürlich fürchtest du dich.“
„Mach dich nicht über mich lustig, Romano.“
„Nein, das tue ich nicht. Das würde nämlich bedeuten, dass du mir gleichgültig bist, Caroline, und so ist es nicht. Und das, obwohl wir uns erst seit kurzer Zeit kennen.“
Er hatte das Gesicht in ihrem Haar verborgen und ganz leise gesprochen.
Caroline hob den Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. Ihr Puls raste. Tief unten rauschte das Wasser, und es war ihr, als würden all ihre Ängste in den Tiefen des Meeres versinken.
„Romano.“ Sie begriff ihre eigenen Gefühle nicht, konnte sie nicht in Worte fassen. Der emotionale Taumel, in dem sie steckte, verwirrte sie noch zu sehr. Nur eines wusste sie mit Sicherheit: Sie wollte nicht mehr fort von hier.
„Endlich bist du nicht mehr davon überzeugt, dass ich dich die Klippen hinunterstürzen könnte“, sagte er lächelnd.
„Nicht einmal das traue ich dir noch zu“, gab sie mit einem schiefen Lächeln zurück. „Jetzt, da ich meine Strafe verbüßt habe, darf ich
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