Julia Sommerliebe Band 22
Caroline?“
„Ich dachte, du kennst jetzt alle Antworten?“, neckte sie ihn und barg das erhitzte Gesicht an seiner Brust.
Beschützerisch hielt er sie fest. „Ich muss zugeben, dass ich deine Antwort hören will. Das brauche ich für mein männliches Ego“, gestand er und küsste ihr Ohr. „Wenn du mich jetzt für arrogant hältst, werfe ich mich dir zu Füßen, Caroline, und halte noch einmal förmlich um deine Hand an. Liebst du mich, cara? “
„Scheint nachts der Mond?“, fragte sie schelmisch zurück. „Folgt auf Ebbe die Flut?“
„Sehr poetisch, mein kleiner Quälgeist“, raunte er und drückte sie so fest an sich, dass sie kaum noch atmen konnte. „Wusstest du schon, dass maltesische Mädchen sich früher bei Mondenschein ihr Haar kämmten, um einen Ehemann zu finden? Komm und schwöre beim Mond, dass du mich auf ewig lieben wirst.“
Sie trat ans Fenster und blickte versonnen hinaus in den Sternenhimmel, an dem ein voller Mond hing.
Das Tal bis hinunter zum Meer war in milchig weißes Licht getaucht.
Romano folgte ihr und legte den Arm um sie.
„Ich werde dich immer lieben“, flüsterte sie ernst und so leise, dass er den Kopf neigen musste, um sie verstehen zu können.
„Und ich dich, Caroline“, gab er ebenso feierlich zurück. Als sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete, funkelten seine Augen so warm, dass Carolines Herz ihm zuflog.
„Ich muss nach London fliegen und dort alles regeln“, erklärte sie. „Aber vielleicht möchtest du mich begleiten?“
„Ich bezweifle, dass Calypso mir das gestatten wird“, gab er zurück und vergrub das Gesicht in ihrem blonden Haar. „Ich sollte dich hierbehalten, hier einsperren und dich nie aus den Augen lassen. Aber da das nicht geht, hast du wohl recht. Ich komme mit dir. Schließlich kann ich nicht riskieren, dass der blutleere Jeremy doch noch eine Chance bei dir bekommt.“
„Jeremy ist nicht blutleer. Aber ich liebe ihn nicht und habe ihn nie geliebt. Er war nur lange Zeit ein anspruchsloser, geeigneter Begleiter, den ich ausgesucht habe, weil er meine Unabhängigkeit nicht gefährdet hat.“
„Im Gegensatz zu mir. Ich verlange nicht nur, dass du voll und ganz von mir abhängig bist, und zwar in jeder Hinsicht, Sabiha Tieghi “, scherzte er. „Ich verlange sogar, dass du auf immer und ewig bei mir bleibst und mich liebst.“
„Versprach die Göttin Calypso Odysseus nicht Unsterblichkeit, wenn er für immer bei ihr bliebe? Und hat er sie nicht trotzdem verlassen?“
„Das war ja nur ein Mythos“, wehrte Romano ab und küsste sie. „Man sagt, sie habe in einer winzigen Grotte gelebt, zu der man einen halsbrecherischen Aufstieg meistern musste. Von Unsterblichkeit kann bei uns jedenfalls nicht die Rede sein. Vielleicht könnten wir uns zunächst mit lebenslänglich begnügen, Caroline?“
„Oh, Romano.“ Lachend schlang sie die Arme um ihn und küsste ihn. Erneut erwachte ihre Leidenschaft. „So wie ich für dich empfinde, mein Liebster, wäre mir nicht einmal die Unendlichkeit zu lang mit dir.“
„Vielleicht sollten wir die Höhle der Calpyso mal besuchen.“ Er grinste herausfordernd und erwiderte ihren Kuss. „Vielleicht können wir einen Pakt mit den Göttern schließen.“
Sie schmiegte sich in seinen Arm. „Nein. Definitiv nicht. Keine Besuche von dunklen, kalten Höhlen mehr, Romano. Darüber werden wir beide einen Pakt schließen.“
Und mit einem langen, leidenschaftlichen, zugleich aber unendlich zärtlichen Kuss erklärte er ihr ganz genau, was für einen Pakt er mit ihr schließen wollte …
– ENDE –
Kim Lawrence
Palast der sinnlichen Träume
1. KAPITEL
Er zog sein Leinenhemd wieder an und setzte sich rittlings auf den Stuhl. Dort, wo der helle Stoff auseinanderklaffte, wurde Rafiks gebräunter, muskulöser Oberkörper sichtbar. Dadurch, dass er fast sieben Kilo an Gewicht verloren hatte, traten die Muskeln noch deutlicher hervor.
Sein Gesicht verriet nichts von dem Sturm, der in ihm tobte. Gegen den Drang ankämpfend, den grauhaarigen Franzosen von seinem Stuhl zu zerren und zu schütteln, ballte er die Fäuste.
Der Mann log. Er musste einfach lügen!
Aber das stimmte nicht. Nicht nur, dass der Arzt gute zwanzig Jahre älter war als er. Rafik merkte es sofort, wenn ihn jemand anschwindelte. Und dieser Mann war ehrlich. Er sagte die Wahrheit. Eine bittere Wahrheit zwar, die niemand gern hörte, aber die Wahrheit.
Rafik würde seinen fünfzigsten Geburtstag nicht mehr erleben.
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