Julia Sommerliebe Band 23
Familie helfen würde. Erst nachdem du dich beharrlich geweigert hast, meine Anrufe anzunehmen, wurde mir klar, dass es vorbei war. Ich habe mir eingeredet, dass es das Beste für uns beide wäre, getrennte Wege zu gehen.“
Claire senkte den Blick auf ihre miteinander verschränkten Hände. Es gab keine Garantie für ihre derzeitige Beziehung. Antonio hatte mit keinem Wort versprochen, das Verhältnis nach Ablauf der drei Monate fortzusetzen. Sie wusste, dass er sie begehrte, aber er war ja schließlich in einem fremden Land, allein, ohne Geliebte. Was lag da näher, als die Zeit mit seiner ungeratenen Ehefrau zu verbringen, die ihm sozusagen entlaufen war?
Ein Mann hatte schließlich seinen Stolz, und Antonio besaß mehr davon als manch anderer. Sie hatte ihm das Undenkbare angetan: ihn sitzen lassen, ohne es später zu bereuen und ihn auch nur ein einziges Mal anzuflehen, sie wieder zurückzunehmen.
Was er inszeniert hatte, konnte möglicherweise auch ein cleverer Schachzug sein, der lediglich seinem eigenen Vorteil diente. Er wusste, dass ihn eine Scheidung teuer zu stehen kam.
Womöglich wollte er Claire nur bei Laune halten, weil für ihn zu viel auf dem Spiel stand – unter anderem das Vermögen seines Vaters. Eine vorübergehende Affäre konnte die Scheidung um mehrere Monate hinauszögern. Lange genug für ihn, um einen Ausweg zu finden, damit er ihr keine Abfindung in Millionenhöhe zahlen musste?
Sie entzog ihm die Hände. „Ich denke, es war richtig von dir, mich meine eigenen Wege gehen zu lassen. Wir beide haben Zeit gebraucht, um uns zu sammeln.“
„Mag sein.“ Nachdenklich musterte er sie. „Aber fünf Jahre sind eine sehr lange Zeit, Claire.“
„Ja, und ich habe jede Minute davon gebraucht.“
Seine Miene verfinsterte sich. „Wie viele Liebhaber hattest du? Wie viele Männer hast du durch dein Bett geschleust?“
Ihre Augen blitzten. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“
Erneut griff er nach ihren Händen, hielt sie mit schlanken starken Fingern fest. „Wie schnell hast du einen Ersatz für mich gefunden?“, fragte er mit bohrendem Blick.
Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, doch er packte nur noch fester zu. „Warum willst du das wissen?“
An seinem Hals pochte eine Ader – wie ein Miniaturhammer unter seiner Haut. „Hattest du nur flüchtige Affären oder auch dauerhafte Beziehungen?“
„Da war nichts Festes.“ Erneut wehrte sie sich gegen seinen Griff. „Und jetzt lass mich los! Du tust mir weh.“
Antonio blickte auf ihre Hände. Anstatt sie freizugeben, lockerte er jedoch nur die Finger und strich mit den Daumen langsam und aufreizend über die empfindsamen Stellen, an denen ihr Puls pochte.
Unwillkürlich gab sie ihre Abwehrhaltung auf und entspannte sich. Sie schloss die Augen. Sehnsucht überkam sie. Er war ihr so nahe, und seine verlockende Wärme strahlte bis zu ihr hinüber.
Das Verlangen war plötzlich unwiderstehlich. Sie beugte sich zu Antonio vor, bevor sie sich zurückhalten konnte. Es war ein verräterischer Moment, doch das war ihr mittlerweile egal.
Sein Anfall von Eifersucht hatte sie aus irgendeinem Grund angeregt und die Hoffnung erweckt, dass er womöglich doch etwas für sie empfand. Es war so lange her, seit sie etwas anderes als diese qualvolle Traurigkeit und innere Leere verspürt hatte. War es denn so furchtbar falsch, sich einen Moment der Schwäche zu erlauben?
Mit Antonio zu schlafen, würde sie für eine Weile alles vergessen lassen – außer dem Zauber seiner Berührung. Sie konnte sich ganz und gar den köstlichen Empfindungen, der überschäumenden Ekstase hingeben, in die er sie mit seiner Leidenschaft immer und immer wieder zu versetzen vermochte. Das war es, was sie wollte – was sie beide wollten.
Er hielt sie von sich ab. „Nein, Claire“, sagte er entschieden, „nicht auf diese Weise. Nicht im Zorn und unter Schuldzuweisungen.“
Verwirrt musterte sie sein Gesicht. „Ich dachte, dir geht es nur darum, mich so schnell wie möglich wieder ins Bett zu kriegen.“
Seine Miene verriet nicht, was in ihm vorging. „Das möchte ich nach wie vor. Aber wenn ich deine Einladung in diesem Moment annehme, wirst du mich morgen garantiert umso mehr hassen.“
Spöttisch zog sie die Augenbrauen hoch. „Skrupel, Antonio? Sieh mal einer an – wer hätte das gedacht?“
Er presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und wich zurück. „Du solltest jetzt duschen und dich umziehen. Wir müssen heute Abend
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