Julia Sommerliebe Band 23
an einer Wohltätigkeitsveranstaltung teilnehmen. Der Dresscode verlangt Abendgarderobe. Du hast eine knappe Stunde, um fertig zu werden.“
Sie runzelte die Stirn. „Erwartest du, dass ich dich begleite?“
In schonungslos resolutem Ton erwiderte er: „Ich erwarte, dass du mir zur Seite stehst, wie jede liebevolle Ehefrau es gern täte. Und keine Wutanfälle in der Öffentlichkeit. Verstanden?“
Claire war so verstimmt, dass sie nicht zu sprechen wagte und die Lippen zusammenpresste.
„Ich will wissen, ob du mich verstanden hast?“, hakte er schroff nach.
Sie warf herausfordernd den Kopf zurück. „Ich hasse dich, Antonio. Bedenk das bitte heute Abend, während ich an deinem Arm hänge und in die Kameras lächle wie ein geistloses Püppchen. Ich hasse dich.“
Er tat ihre giftige Bemerkung mit einem Achselzucken ab. „Bedenk du lieber, wie viel mehr du mich hassen wirst, wenn du erst mal in meinen Armen liegst und um meine Zuwendung bettelst, tesoro mio. “
Verärgert wirbelte sie herum, stürmte ins Badezimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Doch selbst unter der Dusche schürten seine verheißungsvollen Worte noch ein Feuer in ihr. Wo der Wasserstrahl ihre Haut auch berührte, es erinnerte sie daran, wie Antonio sie früher überall angefasst hatte: Brüste und Bauch, Po und zwischen den Schenkeln. Ihr wurde heiß.
Sie hasste sich dafür, dass sie ihn immer noch begehrte und so unvernünftig war, sich ein zweites Mal die Finger zu verbrennen.
Dass sie sich beim ersten Mal wie ein ausgemachter Dummkopf benommen hatte, stand inzwischen außer Frage. Insgeheim hatte Antonio vermutlich vom Anfang ihrer Affäre an über ihre Unbeholfenheit gelacht. Sie war für ihn eine neue, willkommene Erfahrung gewesen – eine Hinterwäldlerin aus dem Busch, ein unschuldiges und naives Mädchen, das sich von seinem weltmännischen Charme den Kopf verdrehen ließ.
Energisch stellte Claire die Dusche ab und griff nach einem Handtuch. Sie war fest entschlossen, ihm zu zeigen, wie erwachsen und aufgeklärt sie in den letzten fünf Jahren geworden war. Sollte Antonio ruhig glauben, dass er sie ebenso leicht wie beim ersten Mal in sein Bett locken konnte, doch diesmal wollte sie sich nicht unterkriegen lassen, ohne ihm einen Kampf zu liefern.
6. KAPITEL
Antonio saß auf der Couch und blätterte in einem Dokument auf seinem Schoß, als Claire nach gut vierzig Minuten aus dem Schlafzimmer kam. Er blickte auf und musterte sie aufmerksam von Kopf bis Fuß – das hochgesteckte Haar, das dezente Make-up und das weich fallende, figurbetonte Abendkleid in Fuchsia, das ihren hellen zarten Teint und das Blaugrün ihre Augen unterstrich.
Er legte die Papiere beiseite und stand auf. „Du siehst wunderschön aus“, bemerkte er. „Aber du hast etwas vergessen.“
Sie runzelte die Stirn, befühlte ihre Ohrläppchen und vergewisserte sich, dass sie noch beide Ohrringe trug. „Was denn?“
Er nahm ihre Hände. „Du trägst weder deinen Verlobungs- noch deinen Ehering.“
Sie bekam ein flaues Gefühl im Magen. „Das liegt daran, dass ich sie nicht mehr habe“, erklärte sie und wich dabei seinem Blick aus.
Er hob ihr Kinn mit einem Finger und starrte ihr ins Gesicht. Ein Anflug von Zorn ließ seine Augen funkeln. „Hast du sie etwa verkauft?“
„Nein.“ Sie strich sich mit der Zungenspitze über den Lipgloss. „Sie wurden mir kurz nach meiner Rückkehr aus Italien gestohlen. In meine Wohnung wurde eingebrochen, während ich bei der Arbeit war. Die Polizei hat gesagt, dass die Einbrecher vermutlich von jemandem gestört wurden und die Flucht ergreifen mussten. Sie haben nichts weiter als die Ringe mitgehen lassen.“
Aufwühlende Sekunden lang hielt er ihr Kinn fest. „Waren sie versichert?“
„Nein. Das konnte ich mir nicht leisten.“
„Das ist nicht ganz korrekt, oder?“ Seine Augen funkelten noch immer vor Zorn – wie harte Diamanten. „Du hättest es dir sehr wohl leisten können. Aber du hast es vorgezogen, das Geld von meiner Mutter für andere Dinge auszugeben.“
Ihr Stolz veranlasste sie, die Schultern zu straffen. „Und wenn dem so war? Was willst du dagegen tun?“
Abrupt ließ er die Hand sinken und sagte schroff: „Wir werden uns verspäten, wenn wir jetzt nicht aufbrechen.“
Claire folgte ihm zu den Fahrstühlen. In angespanntem Schweigen fuhren sie nach unten. Sobald sich die Fahrstuhltür öffnete, fasste Antonio sie am Ellbogen und führte sie hinaus zu einer Limousine, die am
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