Julia Sommerliebe Band 24
ihn enterbt hat, weil er mich immer wieder beleidigt hat?“, fuhr Tina unerbittlich fort. „Oder dass ihn jetzt, wo er kein Vermögen mehr erben wird, die Frau fallen gelassen hat, die er heiraten wollte? Das hier hat allein mit mir zu tun – nicht wahr, Dimitri? Du hasst mich, und du hast dich nur an meine Tochter rangeschlichen, weil du Unruhe stiften willst.“
Angesichts Tinas Beschuldigungen fröstelte Louise. Ihre Mutter war schon immer über alle Maßen theatralisch gewesen, rief sie sich in Erinnerung. Unmöglich, dass Dimitri damals nur geheuchelt hatte, sich von ihr angezogen zu fühlen. Er war so aufmerksam gewesen, und die Leidenschaft zwischen ihnen so intensiv, dass sie sogar angefangen hatte zu glauben – zu hoffen –, er wäre auch in sie verliebt.
„Das ist nicht wahr. Oder?“ Sie drehte sich zu Dimitri, betete darum, dass er Tinas Anschuldigungen bestritt, doch schon bildeten sich Zweifel in ihrem Kopf. Sie hatte ja nicht einmal gewusst, dass seine Mutter gestorben war, ganz zu schweigen von den tragischen Umständen ihres Todes. Nicht einmal in den vergangenen Tagen hatte er davon gesprochen.
Sie hatte geglaubt, dass sie Freunde wären, und jetzt waren sie sogar Geliebte. Doch Dimitri hatte sich in einen Fremden verwandelt, und die Eiseskälte seines Blicks ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
„Ja, es stimmt.“
Seine harsche Stimme durchbrach die Stille, und wie ein Kieselstein, der in einen Teich geworfen worden war, verursachten seine Worte Schockwellen in der angespannten Atmosphäre.
„Meine Mutter hat sich das Leben genommen, weil es ihr das Herz brach, dass mein Vater sich von ihr scheiden ließ und die Liebe, die sie 30 Jahre lang miteinander geteilt hatten, einfach wegwarf – für eine nichtsnutzige Hure.“
Voller Verachtung starrte er Tina an, drehte sich dann um und ging fort, ohne noch ein Wort zu sagen. Er schaute Louise nicht einmal an, als existierte sie gar nicht. Und sie sah zu, wie er fortging, gelähmt vor Schock. Ihr war übel von der Demütigung und davon, dass sie für ihn nichts weiter als eine Schachfigur gewesen war in seinem Kampf gegen ihre Mutter.
„Jetzt erzähl mir nicht auch noch, dass du dich in ihn verliebt hast“, sagte ihre Mutter, als sie in Louises entsetztes Gesicht blickte. „Um Gottes willen, Lou, bis vor Kurzem war er noch mit Rochelle Fitzpatrick verlobt – diesem hinreißenden amerikanischen Model, das ständig auf den Top-Modemagazinen abgebildet ist. Er war nicht ehrlich an dir interessiert. Wie ich gesagt habe, er will nur Unruhe stiften. Vor einer Weile hat er mit angehört, dass ich Kostas erzählt habe, wie versessen ich darauf bin, dass du eine super Karriere machst“, fuhr Tina fort. „Er hat genau gewusst, wie sehr es mich aufbringen würde, wenn du die Uni verlassen hättest, nur wegen einer Affäre mit ihm. Vermutlich hat er gedacht, wenn er dich mit seiner Schöntuerei einwickeln könnte, dann könnte er dich auch gegen mich aufhetzen. Und natürlich will er letztendlich nur den Bruch zwischen seinem Vater und mir herbeiführen.“
Schonungslos redete Tina weiter und weiter, ohne Louises gequälten Blick zur Kenntnis zu nehmen. „Zum Glück war ich hier, bevor er dich dazu verleiten konnte, mit ihm zu schlafen. Das Personal hat mir schon berichtet, dass er ein paar Tage lang hier herumgehangen hat. Geh zurück an deine Uni und vergiss Dimitri.“ Plötzlich fixierte sie Louise aufmerksam. „Du bist klug. Du kannst was aus deinem Leben machen. Du musst auf keinen Mann setzen. Und wenn du meinem Rat folgst, wirst du dich niemals so verlieben, wie ich mich in deinen Vater verliebt habe. Nach ihm habe ich mir geschworen, mir nie wieder irgendetwas aus irgendeinem Mann zu machen.“
Erschüttert von Tinas Hinweis auf ihren Vater, den sie selbst nie kennengelernt hatte, und traumatisiert von der Szene mit Dimitri, hatte Louise noch in der nächsten Stunde Eirenne verlassen. Sie hatte nicht erwartet, Dimitri noch einmal zu sehen, aber als sie in die Motorbarkasse stieg, die sie nach Athen bringen würde, durchfuhr sie der blanke Schock, als sie ihn den Steg entlanglaufen sah.
„Loulou … warte!“
Er trug ausgeblichene Jeans und ein schwarzes T-Shirt, was seinen unglaublichen Körperbau zur Geltung brachte. Er sah umwerfend aus, und da erst traf sie die Erkenntnis, wie verrückt sie gewesen war zu glauben, er könnte sich zu ihr hingezogen fühlen. Er konnte jede Frau haben, die er wollte, also warum sollte er
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